Der erste Alien von Ridley Scott hat die Filmlandschaft revolutioniert und nachhaltig geprägt. Doch es sollte 28 Jahre dauern bis Hollywood sich traut mit Life in die Fußstapfen Scotts zu treten. Erwartet uns hier der nächste Meilenstein des Sci-Fi Horror?
Is there life on Mars?
Bereits das offizielle Kinoposter zu Life ist vielversprechend. Ryan Reynolds, welcher spätestens seit Deadpool zu den heißesten Eisen des Popcorn-Kino gehört, Jake Gyllenhaal, ein Garant für grandioses Character-Acting und Rebecca Ferguson, ein aufstrebendes Sternchen, zieren die weltweiten Werbeflächen – zumindest schauspielerisch sollte da doch nicht allzu viel schief gehen.
Tatsächlich sind es die Schauspieler (nicht nur die erwähnten drei), die den Zuschauer von Anfang an zunehmend stärker ins Geschehen ziehen. Gyllenhaal zieht hier mal wieder alle Register und präsentiert uns mit Dr. David Jordan einen authentischen, soziopathischen Raumstations-Arzt, der nicht wieder auf die Erde und die anhaltende Zerstörungswut der Menschen zurückkehren will. Selbst wenn das Leben im Weltall seinem Körper zunehmend schadet.
Die Mission der siebenköpfigen Crew könnte für die Zukunft der Menschheit nicht spannender sein: In einer Gesteinsprobe des Mars wurde ein Einzeller entdeckt, welcher nun auf der Raumstation erforscht werden soll, bevor man ihn auf die Erde überführt. Doch es kommt wie es kommen muss (die Trailer verrieten es ja auch bereits zur Genüge) und der immer schneller heranwachsende Organismus stellt sich als äußerst tödlich heraus und beginnt der Crew Stück für Stück zuzusetzen.
Leider hat Regisseur Daniél Espinosa es verpennt den Film mit Bowies grandiosem „Life on Mars“ ausklingen zu lassen, stattdessen entschied man sich (zugegebenermaßen nicht weniger zynisch und sarkastisch) für Norman Greenbaums „Spirit in the Sky“.
Vom Überlebensdrang gelenkt
Doch anders als das eindeutig feindselige Alien aus der Feder Ridley Scotts ist Calvin, der marsianische Orgasmus, nicht wirklich böse. Vielmehr sieht er die Crew als Nahrung, kämpft selbst um sein Überleben und ist auch keinesfalls unsterblich. Er braucht genauso Sauerstoff zum Atmen, reagiert auf Licht und Wärme und nimmt die Crew lediglich als „Beute“ wahr.
Ab einem gewissen Punkt ist Calvin bereits so stark herangewachsen, dass ihm ein raubtierartiges Gesicht wächst, welches ihn deutlich bedrohlicher erscheinen lässt. Dies wäre unserer Meinung nach nicht nötig gewesen, da Calvin es anhand der Prämisse von Life nicht nötig gehabt hätten “bedrohlich” oder gar “feindselig” auszusehen.
Was Life zusätzlich bietet sind wunderschöne, vielleicht sogar stellenweise die besten Zero-Gravity Aufnahmen der letzten Jahre. Wenn Gyllenhaal und Co. durch die Raumstation schweben gleitet die Kamera so smooth und flüssig mit ihnen durchs Bild, dass man sich immer wieder dabei erwischt auf die “Magie des Kinos” hereinzufallen.
Life – Unser Fazit
Für Fans der Alien-Filme ist Life zu vorhersehbar. Trotzdem handelt es sich atmosphärisch und inszenatorisch um ein würdiges Erbe des originalen „Alien“. Life zitiert Ridley Scotts Klassiker auf eine wunderbar respektvolle Art und bringt gleichzeitig seine ganz eigenen Ideen ein. Der Film setzt auf Spannung, Klaustrophobie und gekonnte Gewaltspitzen. Letztere sind nie zu “splattrig”, aber immer unangenehm langsam und spürbar. Für Genre-Fans ein Must-See – vor allem das Finale des Films brennt sich erfolgreich beim Zuschauer ein. Wenn wir einen Minuspunkt nennen müssten, dann das schreckliche CGI-Blut. Dieses sah seit Alien vs. Predator nicht mehr so fürchterlich aus. Davon abgesehen ist Life Pflichtkino für jeden Genre-Freund.
Bildquelle(n): Sony Pictures