Der Fluch der Klasse 3-3 trat erstmals im Jahre 1973 auf, seitdem sterben jedes Jahr Schüler und deren Angehörige im Verlauf des Schuljahres.
25 Jahre später verfolgen wir den Fluch erneut aus der Sicht des jungen Koichi Sakakibara. Willkommen bei einem Splatter-Horror-Fest der besonderen Art und Weise. Willkommen bei Another.
Wenn der Tod dein Sitznachbar ist
Müsste man Another mit wenigen Worten beschreiben, wäre wohl „WTF“ am zutreffendsten. Bereits in der ersten Folgen wird der Zuschauer mit so vielen Fragen bombadiert, dass es selbst den wählerischsten Otakus schwer fallen wird abzuschalten. Was hat es mit dem Fluch der Klasse 3-3 auf sich? Ist Mei Misaki eine Einbildung Koichis oder real? Wieso verhält sich jeder so seltsam? Und was zur Hölle ist mit Koichis Vater falsch? Dabei ist Another unglaublich geschickt darin, relevante und irrelevante Informationshäppchen im stetigen Wechsel zu präsentieren, um uns auf die falsche Fährte zu locken. Das Resultat sind Spannung pur sowie der stete Drang mitzurätseln – um das Geheimnis rund um den tödlichen Fluch bestenfalls noch vor der letzten Episode selbst zu lösen.
In Another wechseln sich die Genre Mystery, Horror und Splatter immer wieder in genau der richtigen Dosierung ab. Nicht selten erwischt man sich selbst dabei wie einem beim atmosphärischen Horror und dem geschickten Einsatz von schnellen Schnitten ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Ist unser Protagonist Koichi einer neuen Fährte auf der Spur fiebern wir mit. Und wenn sich ein Mord ereignet, sitzen die Gewaltspitzen so unerwartet unangenehm und explizit, dass uns selbst ein „FSK-ab-18“ Siegel nicht überrascht hätte.
Wer ist der „Andere“?
Die Geschehnisse in Another nahmen mit dem Tod eines Schülers der Klasse 3-3 im Jahre 1972 ihren Anfang. Seitdem erscheint jedes Jahr ein zusätzlicher Schüler in der Klasse, der eigentlich bereits tot ist, sich selbst aber nicht daran erinnern kann. Mit dem auftauchen dieses „Anderen“, wird der Fluch in Gang gesetzt, der Schüler der Klasse 3-3 sowie deren Verwandte dem Tode weiht. 1998 wird Protagonist Koichi Teil dieser Klasse und auch dieses Jahr tritt der Fluch wieder in Erscheinung.
Kann Koichi seine Klasse und sich selbst vor dem sicheren Tod bewahren?Unterstützung erfährt er von der kühlen, distanzierten Mei Misaki, die jedoch nur von ihm wahrgenommen wird. Um beim Zuschauer noch weitere Verwirrung zu stiften, wohnt sie in einem Laden für Porzellanpuppen. Bildet Koichi sich Mei nur ein oder wird sie bewusst von den anderen ignoriert?
Mit jedem Schritt nach vorne entstehen neue Fragen und schon bald reißt der Fluch sein erstes Opfer an sich. Und diese Szene hat es in sich. Selbst Hartgesottene werden es sich danach zweimal überlegen mit einem spitzen Regenschirm eine Treppe herunterzulaufen. Generell sind die Todesfälle in Another so absurd und brutal, dass man fast schon vom „Final Destination“ der Anime sprechen könnte.
Perfekter Horror trotz bunter Farben
Studio P.A. Works hat sich trotz der düsteren Horror-Atmosphäre für einen recht knalligen und bunten Stil entschieden. Vielleicht um den Kontrast des „unschuldigen“ Schülerdaseins und des tödlichen Fluchs zu visualisieren, vielleicht auch nur als Experiment. Sollte Letzteres der Fall sein, kann man definitiv von einem gelungenen sprechen. Obwohl Another bereits 5 Jahre auf dem Buckel hat (Japanischer Release war bereits im Januar 2012) bietet die vorliegende HD-Fassung auf Bluray einige wundervolle Szenen. Leider gibt es dabei aber auch den ein oder anderen unterdurchschnittlichen CGI-Effekt.
Extrem loben müssen wir an dieser Stelle auch die deutsche Synchronisation, welche wieder einmal von René Dawn-Claude und den Oxygen Sound Studios Berlin umgesetzt wurde. Es ist eine Seltenheit, wenn man als alteingesessener Anime-Fan wirklich zu keiner Sekunde das Bedürfnis verspürt, zur japanischen Fassung zu wechseln – Another meistert diese Herausforderung.
Henning Nöhren, den man vor allem als die neue Stimme Narutos kennt, ist als Koichi bis zur feinsten Nuance perfekt. Jede Emotion wird von ihm ins Deutsche übertragen und vermittelt – Großartig. Linda Fölster überzeugt als Mei ebenfalls und wird der Entwicklung der Figur zu jeder Sekunde gerecht. Anstatt stagnierend das stereotypische kühle, abweisende Mädchen zu sprechen, wächst sie mit Mei und deren Tragik und entwickelt sich gleichermaßen mit der Figur mit. Selbst jede noch so kleine Nebenrolle ist passend und professionell besetzt und lässt uns absolut zufrieden zurück. Die typischen deutschen „Negativ-Klischees“ wie z.b. falsche Betonung, schlechtes Schauspiel oder die laienhaften Frauen-Quietsch-Stimmen sucht man bei Another vergebens.
Another – Kevins Fazit
Another macht als Anime wenig falsch. Das gleiche trifft auch auf Kazé bezüglich der deutschen Veröffentlichung zu. Selbst die OVA „Episode 0“ wurde synchronisiert und befindet sich auf der vierten und letzten Volume des DVD- und Bluray-Release. Für Sammler gibt es Vol. 1 außerdem wie immer im schicken Sammelschuber. Wenn wir etwas an Another kritisieren müssten, dann höchstens das etwas hektisch wirkende Finale. Vor allem die letzte Szene wirkt sehr plötzlich und hinterlässt ein leicht unvollständiges Gefühl beim Zuschauer. Hier hätten wir ganz subjektiv lieber eine weitere Episode gesehen, anstatt einer OVA die vor Episode 1 spielt. Kazé hat am 24. März Vol. 4 veröffentlicht, womit nun die komplette Serie endlich auch in Deutschland verfügbar ist. Daher können wir gar nicht anders, als euch den atmosphärischen Horror-Splatter-Mystery Mix zu empfehlen. Auch all jene, die den Anime bereits auf Japanisch gesehen haben, werden von der deutschen Synchro positiv überrascht sein.
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