Die Kinostarts dieser Woche bieten ein überschaubares, aber buntes Programm. Eine schwule Romanze, ein Spionagethriller und eine Krimikomödie gehören zu den Höhepunkten.
„Call Me by Your Name“ ist eine Buchverfilmung, die als zarte Liebesgeschichte eines 17-Jährigen und eines jungen Mannes ihr Publikum in Bann schlägt. Auch der Agententhriller „Red Sparrow“ basiert auf einem Roman, er lockt mit Jennifer Lawrence in der Hauptrolle. Erstaunlich lustig ist die Krimikomödie „Game Night“ geworden, in der ein Spieleabend Fahrt aufnimmt, als der Gastgeber entführt wird.
Mit einer wahren Geschichte aus der DDR des Jahres 1956 befasst sich das Drama „Das schweigende Klassenzimmer“ von Lars Kraume. Eine Abiturklasse veranstaltet spontan eine Schweigeminute, aus Solidarität mit den Opfern des Ungarn-Aufstands. Das zieht Verhöre und Ermittlungen der Kreisschulrätin nach sich und sogar der Minister erscheint. Den Schülern wird gedroht, sie vom Abitur auszuschließen, wenn sie den Rädelsführer nicht benennen. So wird den Jugendlichen schmerzlich bewusst, wie es um die Meinungsfreiheit in ihrem Land bestellt ist.
Für Kinder gibt es ein animiertes Abenteuer, das ein wenig an den Stil der „Hunger Games“ anknüpft, nämlich „Die Biene Maja – Die Honigspiele“. Das aufmüpfige titelgebende Insekt muss mit einer Mannschaft aus lauter Verlierern antreten und gewinnen, sonst droht der Verlust der ganzen Honigernte. Flotte Spannung mit Mainstreamcharakter wird hier geboten. Ein weiterer Kinderfilm ist „Mein Freund, die Giraffe“. Darin geht es um einen Jungen, der sich mit einer sprechenden Giraffe aus dem Zoo anfreundet und sie unbedingt am ersten Schultag mit in die Schule nehmen will.
Der Dokumentarfilm „Trust WHO“ stellt kritische Fragen zum Einfluss von Wirtschaftsunternehmen auf die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Call Me by Your Name
Regie: Luca Guadagnino, Verleih: Sony Pictures
Den Sommer des Jahres 1983 verbringt der 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) wie üblich in Norditalien auf dem Lande. Dort haben seine Eltern eine Villa. Elios Vater beschäftigt einen Praktikanten, den 24-jährigen Amerikaner Oliver (Armie Hammer), der ihm bei seinen archäologischen Studien helfen soll. Elio fühlt sich zu Oliver hingezogen, aber die beiden umkreisen sich lange unschlüssig bis misstrauisch. Am Ende eines langen, trägen Sommers bricht sich die heimliche Liebe Bahn.
Luca Guadagnino inszeniert eine romantische Geschichte voller Sinnlichkeit. Es ist nicht in erster Linie eine sexuelle Sinnlichkeit, sondern sie speist sich aus vielen einzelnen Wahrnehmungen. Da sind die Hitze des Sommers auf dem Land, das Zirpen der Insekten, die Radtouren und die Mahlzeiten vor dem Haus. Da sind die Blicke, in denen Neugier und Begehren aufflammt, aber auch jugendliche Widerspenstigkeit. Timothée Chalamet spielt Elio grandios in seinem Aufruhr der Gefühle und krönt damit diesen genießerisch bedächtigen, tiefgründigen Coming-of-Age-Film.
Game Night
Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein, Verleih: Warner Bros.
Das Ehepaar Max (Jason Bateman) und Annie (Rachel McAdams) laden gerne ein paar Freunde zu sich zu Spieleabenden ein. Da taucht Max‘ großspuriger Bruder Brooks (Kyle Chandler) auf und verspricht in seiner Villa einen viel spannenderen Spieleabend. Er hat ein paar Leute beauftragt, als Gangster und Polizisten auf der Party aufzukreuzen. Die Gäste sollen den Kriminalfall lösen. Also regt sich weiter niemand auf, als Brooks plötzlich entführt wird. Max und Annie machen sich auf die Suche und finden heraus, dass die Entführung nicht zum Spiel gehört. Gemeinsam mit den anderen Gästen verstricken sie sich in ein undurchsichtiges Geschehen, in dem bald Blut fließt.
Was ist Spiel, was Realität in dieser vertrackten Nacht, in der ein paar Freunde einfach nur Spaß mit einem Whodunit-Szenario haben wollten? Die Handlung schlägt unvorhersehbare Haken und es gibt eine Menge Komik auch wegen der flankierenden Beziehungsgeschichten. Jedes der teilnehmenden Paare hat ein paar Probleme miteinander und dann muss auch ein Polizist mit Liebeskummer aus der Nachbarschaft einbezogen werden. Nicht, weil er so sympathisch wäre, sondern weil die Spieler an seinen Computer wollen. Etliche Male reizt diese inspirierte schwarze Komödie dazu, laut aufzulachen. Bei diesem Spieleabend amüsiert man sich deutlich besser als in durchschnittlichen Krimikomödien.
Red Sparrow
Regie: Francis Lawrence, Verleih: Twentieth Century Fox
Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) verliert nach einem Unfall ihre Stelle als Primaballerina am Moskauer Bolschoi-Theater. Weil sie ihre kranke Mutter versorgen muss, lässt sie sich von ihrem Onkel Wanya (Matthias Schoenaerts) in die Welt der Spionage einführen. Sie wird als Sparrow ausgebildet, als Agentin, die ihre Opfer sexuell verführen und dabei manipulieren soll. Der CIA-Agent, den sie nach einem Maulwurf aushorchen muss, heißt Nate Nash (Joel Edgerton). Er durchschaut sie, sie verlieben sich und sie treibt bald als Doppelagentin ein gefährliches Spiel.
Der auf dem Roman eines ehemaligen CIA-Agenten basierende Thriller ergeht sich in düsterer Atmosphäre und setzt ab und zu markante Punkte. Das geschieht mit brutalen Szenen und einer starken Thematisierung von Sexualität, nicht nur in der grässlichen Spionageschule, sondern auch wenn sich die Hauptdarstellerin entkleiden muss. Der Film wirkt unglaubwürdig und findet an den Schauplätzen Russland und Budapest nur Bilder, die aus der Zeit des Ostblocks zu stammen scheinen. Dabei spielt die Handlung in unserer Zeit. Um Spaß zu machen, wirkt die ganze Geschichte zu plump. Der einzige Lichtblick ist Jennifer Lawrence als starke, aber auch sehr verschlossene Frauenfigur.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Sony Pictures (2), Warner Bros., Twentieth Century Fox of Germany