Die Kinostarts dieser Sommerwoche kommen recht spärlich daher. Dafür aber sind sie genremäßig gut verteilt, vom Animationsfilm für Kinder bis zur militärischen Action mit den Navy Seals.
Die tollkühnen Helden in „Renegades – Mission of Honor“ sind zwar amerikanische Soldaten, aber die Handlung spielt in Sarajewo am Ende des Bosnienkriegs 1995. An der europäischen Koproduktion ist Luc Bessons Firma „EuropaCorp“, die für spektakuläre Actionfilme bekannt ist, maßgeblich beteiligt.
An Kinder richtet sich der norwegische Animationsfilm „Elias – Das kleine Rettungsboot“. Für die jugendliche Zielgruppe gibt es schon mehr Auswahl. Die deutsche Fantasykomödie „Meine teuflisch gute Freundin“ wurde von der Kritik positiv aufgenommen. In der Verfilmung des gleichnamigen Jugendromans von Hortense Ullrich geht es um die Tochter des Teufels, die auf die Erde kommt und ein gutes Mädchen böse machen soll. In „Love, Simon“ zögert ein amerikanischer Highschool-Schüler, sich als schwul zu outen. Aber ein Mitschüler erfährt sein Geheimnis und erpresst ihn.
In der französischen Komödie „Meine wunderbare Scheidung“ wird eine Frau an Weihnachten von ihrem Mann verlassen. Aber sie hat einen Arzt, der sich um sie kümmert, und der wird von Kad Merad („Willkommen bei den Sch‘tis“) gespielt. Auch in der österreichischen Komödie „Die Wunderübung“ nach dem Theaterstück von Daniel Glattauer gibt es massive Eheprobleme. Ein Ehepaar sucht deswegen den Paartherapeuten auf, der aber selbst in privaten Schwierigkeiten zu stecken scheint.
Der amerikanische Horrorfilm „Das Böse II“ von 1988 kommt als Wiederaufführung in die Kinos. Im Dokumentarfilmsektor gibt es in dieser Woche den deutschen Beitrag „Global Family“ über Migration. Darin geht es um Mitglieder einer somalischen Familie, die in verschiedenen Ländern leben.
Renegades – Mission of Honor
Regie: Steven Quale, Verleih: Universum Film
Der Bosnienkrieg geht 1995 gerade zu Ende, da entführen in Sarajewo fünf Navy Seals im Auftrag der Nato einen serbischen Kriegsverbrecher. Aber beim überstürzten Rückzug machen sie in der Stadt soviel kaputt, dass ihr Chef Levin (J.K. Simmons) nicht mehr weiß, wohin mit seinem Ärger. Was der Mann allerdings auch nicht weiß: Die fünf Draufgänger unter der Führung von Matt (Sullivan Stapleton) hecken heimlich bereits den nächsten Coup aus. Und der hat mit Nazi-Gold, viel Nazi-Gold zu tun. Es liegt auf dem Grund eines Sees, in den Ruinen eines während des Zweiten Weltkriegs gefluteten Dorfs. Die Bosnierin Lara (Sylvia Hoeks), die mit dem Navy-Seal Stanton (Charlie Bewley) befreundet ist, hat ihnen den Tipp gegeben. Sie möchte die Hälfte des Goldes für den Wiederaufbau der Heimat verwenden.
Der französische Action-Spezialist Luc Besson hat zusammen mit Richard Wenk das Drehbuch für die wilde Mischung aus kriegerischem Gefecht und Heistmovie geschrieben. Der Film zelebriert die Gemeinschaft der harten Männer, die kein tollkühnes Abenteuer auslassen und sogar unter Wasser zu den Waffen greifen, wenn der Feind naht. Es gibt Action satt, aber auch den coolen Witz, den die Heistmovies besitzen. J.K. Simmons spielt augenzwinkernd einen Vorgesetzten, dessen furchterregender Sprachgebrauch stark an Simmons‘ Rolle in „Whiplash“ erinnert. Die gelungene Unterhaltung zielt erkennbar auf ein junges männliches Publikum ab, das hier auch seinen Spaß haben dürfte.
Love, Simon
Regie: Greg Berlanti, Verleih: Twentieth Century Fox
Simon (Nick Robinson) ist 16 Jahre alt und besucht die Highschool. Niemand weiß, dass er sich zum männlichen Geschlecht hingezogen fühlt, weder seine Eltern (Jennifer Garner, Josh Duhamel), noch seine Freunde. Zu diesen zählt auch Leah (Katherine Langford), die die Beziehung mit Simon gerne intensivieren möchte. Simon beginnt einen regen E-Mail-Austausch mit einem anonymen Mitschüler namens Blue, der ebenfalls schwul ist. Er verliebt sich in Blue und möchte gerne wissen, um wen es sich handelt. Doch da entdeckt der Mitschüler Martin (Logan Miller) die Mails und verlangt eine Gegenleistung dafür, dass es das Geheimnis nicht verrät.
Die amerikanische Dramedy versetzt sich sehr überzeugend in die Mentalität und Lebenswelt der jugendlichen Charaktere. Der Tonfall ist generell unbeschwert und witzig, auch wenn es um ein – aus Simons Sicht – schwieriges Thema geht. Die Inszenierung erweist sich als einfallsreich und baut eine unterhaltsame Spannung auf. Das Problem des Coming-outs wird auf zeitgemäße Weise behandelt. Auch wenn die Gesellschaft tolerant geworden ist, existiert es für Teenager weiterhin.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Universum Film (2), Twentieth Century Fox of Germany