Mit Mario Party: Star Rush geht Nintendos Partyspaß in die nächste Runde. Von Feierstimmung ist im Vorfeld der Veröffentlichung allerdings nichts zu spüren: Nachdem die letzten Ableger selbst hartgesottene Fans verprellten, hält sich die Vorfreude in argen Grenzen. Das ist schade. Denn mit Mario Party: Star Rush erfindet sich die stagnierende Reihe neu – und das durchaus erfolgreich.
Ein Bruch mit Serienkonventionen
Mario Party hat sich in den vergangenen Jahren etwas verlaufen. Statt ausufernden Spielfeldern mit vielen Abzweigungen zu bieten, standen die letzten Episoden im Zeichen von Streamlining. Die einst ausufernden Spielbretter wurden kleiner, linearer, uninteressanter. Die Spieler ziehen seit Mario Party 9 nicht mehr alleine auf Sternenjagd, sondern fahren gemeinsam in einem Auto über das Spielbrett. Das alles sollte dafür sorgen, dass eine Runde Mario Party zu einer überschaulicheren, kürzeren Eskapade wird – doch letztendlich nahmen sie der Reihe nur ihren Reiz.
Mit Mario Party: Star Rush ging man nun zurück ans Reißbrett. Man horchte noch einmal in sich hinein, hinterfragte alte und neue Serienkoventionen und erschuf ein Mario Party, das sich zum ersten Mal seit langer, langer Zeit tatsächlich wieder frisch anfühlt.
Das liegt nicht nur daran, dass Star Rush mit über einem halben dutzend verschiedener Spielmodi viel Abwechslung bietet und alle Charaktere endlich wieder alleine über das Spielfeld wandern dürfen. Auch der Aufbau der Spielfelder hat sich verändert: Im zentralen Spielmodus Toad Scramble wandert man über ein in Quadrante aufgeteiltes Brett, welches eher an Schach oder SRPGs wie Fire Emblem erinnert, denn an Mensch ärgere Dich nicht. Feste Pfade und fixe Gehrichtungen? Schnee von gestern. Auch die Art und Weise wie man würfelt hat sich verändert. Denn alle Spieler dürfen nun gleichzeitig über das Spielfeld wandern. Was nach einer unbedeutenden Veränderung klingt, hat weitreichende Folgen: Denn fortan gilt es zu antizipieren, welchen Weg die Konkurrenz einschlagen wird. Kann ich diese Münzen tatsächlich erreichen oder ist ein anderer Spieler schneller? Sollte ich lieber den Umweg nehmen, auf dem nur eine güldene Münze auf mich wartet? Aber was, wenn mein Gegner genauso denkt?
Ein Toad muss man sein…
Das Herzstück des Spiels stellt wie bereits erwähnt der Spielmodus Toad Scramble dar. Hier gilt es – natürlich – Sterne zu sammeln, die aber nicht einfach nur auf dem Feld herumliegen, sondern von Bossgegnern bewacht werden. Wer ein Bossminispiel gewinnt, erhält als Belohnung einen begehrten Stern. Derjenige, der als erstes das Bossfeld erreicht, hat jedoch einen Vorteil: Denn während dieser bereits auf Punktejagd gehen darf, müssen alle anderen Spieler noch Buttons hämmern, um zum richtigen Feld zu laufen.
In Toad Scramble übernimmt man jedoch nicht die Kontrolle über Mario und Co., sondern über einen Toad. Die bekannte Mario-Sippe tritt hier nämlich in der Form von Partnercharakteren auf, die nach und nach auf dem Spielfeld erscheinen. Trifft man nun auf ein solches Feld, schließt sich der dort herumstehende Charakter dem Spieler als Partner an.
Diese Partner sind nicht nur kosmetischer Natur: Während Toads mit einem herkömmlichen Würfel spielen, hat jeder andere Charakter ein spezielles Wurfgerät. So hat Marios Würfel statt einer 6 eine 7, aber dafür auch eine 0 anstelle einer 1. Waluigi wirft wiederum einen Würfel auf dem vier Mal die begehrte 6 prankt. Dummerweise bleibt man bei den beiden verbleibenden Seiten nicht nur auf der Stelle stehen, sondern muss auch noch zwei Münzen zahlen. Auch wenn man einen Partner nicht als aktiven Charakter auswählt, unterstützt er einem beim Würfeln: Und beschert einem pro Runde und pro Charakter ein bis zwei Zusatzfelder, die man gehen darf.
… es sei denn, man ist Mario
Das ist aber noch nicht alles. Partner besitzen auch Spezialfähigkeiten: So kann Mario Gumbas stampfen und Rosalina auf dem Spielfeld Kristalle zerstören. Damit noch nicht genug: Auch in den Minispielen tritt man gemeinsam mit seinen Partnern im Team an.
Wer sich nun denkt, dass die Partner ganz schön mächtig klingen, hat auch bereits das größte Problem von Toad Scramble entdeckt: Das Balancing lässt zu wünschen übrig. Spieler, die am Anfang einer Runde vom Würfelglück heimgesucht werden und sich viele Partner ergattern können, laufen Spielern, die mit weniger Glück gesegnet wurden, hoffnungslos davon. Sie bewegen sich so flott über das Spielfeld, dass es schwer fällt mit ihnen bei der Münz- und Partnerjagd zu konkurrieren. Auch in Minispielen ist ihr Vorteil enorm. Die Chancengleichheit, welche eigentlich ein Markenzeichen der Mario Party-Reihe ist, fehlt hier leider.
Der letzte Schliff
Dies ist leider ein Problem, welches sich durch viele Modi von Mario Party: Star Rush schlängelt. Die Ideen sind gut und abwechslungsreich, doch leider mangelt es oftmals am letzten Schliff. Auch die sich schnell wiederholenden Minispiele enttäuschen in ihrer Anzahl. Besonders an Boss-Stages mangelt es im Anbetracht ihrer Prominenz im Toad Scramble sehr.
Weitere Modi neben Toad Scramble umfassen etwa den Coinathlon. Hier gilt es in einem Minispielmarathon so viele Münzen wie möglich zu sammeln, um auf dem Spielfeld das Ziel vor der Konkurrenz zu erreichen. Balloon Bash bietet hingegen traditionellere Mario Party-Kost ohne Toads und mit weniger offenen Spielfeldern. Auch hier kann man jedoch jederzeit seine Wegrichtung ändern: Und sich somit für den nächsten Stern taktisch platzieren. In Rhythm Recital wird zu bekannter Musik aus Super Mario World, Super Mario 3D Land und Co. musiziert, während uns Boo’s Block Party ein simples Puzzlespiel serviert. Im Challenge Tower kommen Solo-Spieler auf ihre Kosten, während bei Mario Shuffle Amiibo-Fans ihre Lieblingsfiguren einsetzen können.
Wer mit Freunden eine Mario Party veranstalten möchte, braucht zwar mehrere 3DS-Systeme, aber nur ein Modul von Star Rush. Im Nintendo eShop steht nämlich eine Gastversion zum Download bereit, die es ermöglicht, im vollen Umfang den Multiplayer-Modus zu spielen. Als kleines Schmankerl kann man in dieser Version auch ohne Mitspieler einige Minispiele im Minigame-Modus ausprobieren.
Mario Party: Star Rush – Fazit
Mario Party: Star Rush überrascht. Nachdem ich Mario Party 10 nach kürzester Zeit in die Ecke pfefferte und den einstigen Partyspaß ein für allemal beendet hielt, konnte mich Star Rush zurückerobern – naja, zumindest teilweise. Die Vielzahl an Spielmodi bringt Abwechslung, die neuen Spielmechaniken bringen ein gänzlich neues Spielgefühl und eine Mario Party-Erfahrung, die sich endlich wieder frisch anfühlt. Leider können viele Spielmodi aufgrund von Balancing-Problemen und einer geringen Auswahl an Minispielen ihr Potential nicht völlig entfalten. Trotzdem ist Mario Party: Star Rush ein gelungenes Spiel und der lang ersehnte Schritt in die richtige Richtung. Besonders lobenswert hervorzuheben, ist die Partygast-Version, die es Mitspielern erlaubt, gratis im vollen Umfang mitzuspielen.