Koei Tecmo und deren Entwicklerstudio Omega Force sind vor allem für die berühmt-berüchtige Dynasty Warriors-Reihe bekannt. Nachdem bereits zahlreiche Lizenzen wie One Piece, The Legend of Zelda und Dragon Quest eine eigene Interpretation im „Dynasty Warriors“-Stil erhielten, sich spielerisch aber kaum unterschieden, erscheint nun mit Attack on Titan – Wings of Freedom ein neues Lizenzspiel, welches jedoch nur noch vage an die altbekannte „Dynasty Warriors“-Formel erinnert. Ob dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist?
Never change a running system – oder doch?
Von Hyrule Warriors über Fist of the North Star: Ken’s Rage bis zu der eigentlichen „Dynasty Warriors“-Hauptreihe: Koei Tecmo enttäuscht selten. Und das, obwohl sich die Spiele wie ein Ei dem anderen gleichen. Das Erfolgsrezept liegt in der gnadenlosen, unaufhaltbaren Action und den grandiosen Multiplayer-Modi. Sich durch tausende von Gegnern zu kämpfen, nur um dann auf einen fulminanten Boss-Gegner zu treffen, wird eben nie langweilig – maximal vorhersehbar. Da wirkte es auf den ersten Blick seltsam, als ausgerechnet Omega Force ein Spiel zu Attack on Titan entwickeln wollten. Denn bei aller Liebe: Tausende von Titanen gleichzeitig würde der Vorlage nicht gerecht werden. Wie also sollte die klassische „Dynasty Warriors“-Formel mit Attack on Titan (Shingeki no Kyojin) harmonieren?
Die Antwort ist einfach: Gar nicht! Stattdessen haben sich Koei Tecmo und Omega Force fast vollständig von ihren selbst auferlegten Ketten befreit und etwas Frisches und Neues probiert, das nur noch in wenigen Momenten an die bisherigen Spiele des japanischen Entwicklers erinnert. Und das ist auch gut so! Denn tatsächlich ist Attack on Titan – Wings of Freedom nicht nur der bisher beste Ableger rund um Eren, Mikasa, Armin und deren Kampf gegen die Titanen, sondern auch für sich stehend ein actionreiches, spannendes und gutes Spiel.
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Spiderman lässt grüßen
In bester Spiderman-Manier bewegen wir uns größtenteils schwingend durch die kleinen bis mittelgroßen Areale. Spielerisch wird dabei die Vorlage extrem gut eingefangen. Das Gefühl, sich mit seinem 3D Manöver Apparat zwischen Schluchten und Häusern hindurchzuschwingen, ist hervorragend und spielerisch ausgereift. Zusätzlich kann über die Sprung-Taste zusätzliche Geschwindigkeit aufgebaut werden, die uns blitzschnell und trotzdem sanft durch die Gegend befördert. Trifft man dann auf einen Titanen – in der Regel befinden sich pro Level 40-60 Titanen auf dem Areal – kann man diesen mit der Schultertaste anvisieren und dann einen Angriff auf dessen Gliedmaßen starten oder direkt zu einem tödlichen Nackentreffer ansetzen. Letzteres erweist sich jedoch gerade bei stärkeren Titanen als Schuss in den Ofen, da diese durchaus in der Lage sind, ihren Nacken zu schützen oder zu schnellen Gegenangriffen ausholen.
Nach ca. 3 Stunden Spielzeit spielt Attack on Titan – Wings of Freedom jedoch noch ein Ass im Ärmel aus, denn tatsächlich darf man auch selbst in die Haut eines Titanen schlüpfen (warum, wollen wir an dieser Stelle nicht spoilern). In diesen Level-Abschnitten fühlt sich Wings of Freedom wieder mehr wie ein klassisches „Dynasty Warriors“ an, da wir uns mit zahlreichen Nahkampf und Wurf-Kombis durch Massen von Titanen wüten und dabei sogar ganze Häuser einreißen können.
Neu trifft alt
Die für die Reihe typischen RPG-Elemente finden sich jedoch zum Glück auch in Attack on Titan – Wings of Freedom wieder. So kann man mit gezielten Angriffen Rohstoffe freischalten, welche sich dann wie immer in neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände eintauschen lassen. Doch leider macht Wings of Freedom nicht alles richtig. Denn bedauerlicherweise findet sich der Offline bzw. Splitscreen-Koop, eine der größten Stärken der bisherigen Titel, in Attack on Titan nicht wieder. Außerdem gibt es einige Spielabschnitte, in denen man zu Pferd unterwegs ist – diese spielen sich absolut fürchterlich. Während der fehlende Koop nicht nur in unseren Augen ein No-Go ist, sorgt letzteres in Anbetracht der sonst perfekten Spielbarkeit jedoch lediglich für Abzüge in der B-Note. Immerhin ist wenigstens der Online-Koop noch vorhanden.
Attack on Titan – Wings of Freedom – Unser Fazit
Mit den insgesamt 24 Level und den zusätzlichen Gameplay-Modi ist man Koei Tecmo-typisch und je nach eigener Motivation über 100 Stunden beschäftigt. Wer jedoch nicht alle Waffen und Ausrüstungsgegenstände freischalten möchte, nicht an den zusätzlichen Modi außerhalb der 24 Story-Missionen interessiert ist und sich auch nicht für Trophies/Achievements begeistern kann, sieht bereits nach gut 10 Stunden das Ende des Story-Modus. Grundlegend macht Attack on Titan – Wings of Freedom jedoch mehr richtig als falsch und vor allem für Fans der Anime- und Manga-Vorlage entsteht hier viel Freude und ein grandioses Feeling.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Koei Tecmo