Habt ihr schon immer davon geträumt, eure eigene Söldnertruppe anzuführen? Dann seid ihr bei Grand Kingdom genau richtig. Im Taktik-RPG von Entwickler Monochrome dürft ihr euch als Söldnerhauptmann beweisen und die Kampfkraft eurer Truppen an den Meistbietenden verhökern. Dieser Service wird gern in Anspruch genommen. Gleich vier Königreiche kämpfen um die Zukunft der Fantasy-Welt Resonail, nachdem das Königreich Uldein untergegangen ist.
Aller Anfang ist schwer
Bevor wir jedoch loslegen können, erklärt uns ein ausführliches Tutorial das doch eher ungewöhnliche Spielprinzip von Grand Kingdom. Jede Mission findet auf einem Schlachtfeld statt, welches an ein klassisches Brettspiel erinnert. Truppen und Gegner sind Schachfiguren nachempfunden. Unser Ziel ist es nun, mit unserer Figur innerhalb des Rundenlimits den angegebenen Zielpunkt zu erreichen. Jeder Schritt auf dem Spielfeld kostet dabei eine Runde. Kämpfe können je nach Länge auch deutlich mehr Runden verschlingen.
Damit ihr nicht stur von A nach B lauft, sind auf der Map diverse Alternativpfade, Schätze und natürlich auch Fallen versteckt, die entdeckt und eingesammelt oder überwunden werden wollen. Natürlich lauern auch diverse Gegner auf eure Truppe. Kommt es zum Kampf gegen diese, schaltet das Spiel in einen separaten Kampfmodus. Dieser stellt den eigentlichen Kern des Gameplays dar und kommt nicht weniger ungewöhnlich daher, wie das Schlachtfeld.
JRPG mal anders
Kämpfe finden bei Grand Kingdom aus der Seitenperspektive statt. Der Kampfbereich ist dabei auf drei untereinander liegende Linien eingegrenzt ist, auf denen sich eure Söldnertruppe frei bewegen kann. Begrenzt werdet ihr dabei jedoch von euren Aktionspunkten, die mit jedem Schritt abnehmen, sowie Hindernissen, die im Weg stehen können. Je nach Charakterklasse eurer Söldner gilt es jetzt, dem Feind mit Pfeil und Bogen, Magie oder auch roher Gewalt einzuheizen und dabei darauf zu achten, dass ihr euch nicht selbst im Weg steht.
Durch die dreigleisige Bewegungseinschränkung ist es nötig, jeden Schritt gut zu planen. Sonst versperren eigene Einheiten schnell die Schusslinie der Fernkämpfer oder Krieger mit ausladenden Nahkampfwaffen erwischen neben den eigentlichen Zielen auch Verbündete in der direkten Umgebung. Das simple Grundsystem bringt in der Umsetzung einiges an Spaß mit sich und bietet dank dem gewissen Taktikeinschlag auch genügend Tiefgang um dauerhaft zu fesseln.
Buchhaltung im Söldnerlager
Befindet ihr euch gerade nicht auf dem Schlachtfeld, könnt ihr in eurer Behausung neue Kämpfer anwerben oder bestehende mit besserer Ausrüstung ausstatten. Nach und nach schaltet ihr dabei neue Charakterklassen für eure Armee frei, die sich nach Wünschen des Spielers optisch anpassen und gestalten lassen.
Auch die Missionsauswahl geschieht aus dem Söldnerlager heraus. Neben der Hauptkampagne und diversen Nebenmissionen könnt ihr euch von dort auch in die Kriege einmischen, welche die Königreiche untereinander führen. Hierfür bindet ihr euch für eine gewisse Anzahl an Kämpfen an ein Reich und kämpft gegen die Söldnertruppen anderer Spieler, welche sich einem anderen Königreich verschrieben haben. Nett, aber ein richtiger Online-Modus wäre wohl unterhaltsamer gewesen.
Fazit: Grand Kingdom
Grand Kingdom ist eine Content-Bombe. Allein für die Hauptquest solltet ihr 40-50 Stunden brauchen. Und dann gibt es da ja noch Kriege zu bestreiten und Neben- sowie Einzelmissionen zu erledigen. Fast schon zu viel des Guten. Denn die Schlachtfelder ähneln sich dann doch etwas stark und machen optisch eher wenig her. So innovativ und spaßig das Kampfsystem anfangs noch ist, im Kern ist es leider doch sehr repetitiv.
So macht sich irgendwann etwas Monotonie breit. Da die Story nicht unbedingt zu den besten des Genres gehört, wünscht man sich nach 30 Stunden dann doch, bald mal das Ende zu Gesicht zu bekommen. Nichts desto trotz hat mich Grand Kingdom für diese Zeit mehr als gut unterhalten, so dass man über solche Schwächen auch hinweg sehen kann.
Da Taktik-RPGs aus Japan heutzutage ohnehin eher rar sind, würde ich den Titel also jedem ans Herz legen, der dem Genre etwas abzugewinnen weiß. Ein gewisses Faible für intensives Grinden kann sicher nicht schaden – solltet ihr das Contentangebot von Grand Kingdom wirklich voll ausreizen wollen. Aber, auch wenn nicht jeder Spieler genug Motivation aufbringen wird, um jede einzelne Nebenmission zu erfüllen, für eine tolle Zeit in Resonail ist auf jeden Fall gesorgt.
Benjamin Wilhelm
Bildquelle/n: NIS America/Spike Chunsoft