Am 07. März 2017 erschien der neueste Teil der Ghost Recon Serie, auf den Fans der Reihe mehrere Jahre lang warten mussten. Aber hat sich das Warten gelohnt und macht sich nun in vielen Stunden Spielspaß bezahlt?

Magere Story und monotone Missionsziele
Die Geschichte von Tom Clancy’s Ghost Recon Wildlands ist schnell erzählt. Ihr spielt einen sogenannten Ghost und seid Teil einer fiktiven Spezialeinheit der US-Army. Zusammen mit drei weiteren Ghosts sollt ihr in Bolivien für Ordnung sorgen. Denn hier hat sich das Santa Blanca Drogenkartell ausgebreitet und kontrolliert das gesamte Land. Der Boss des Kartells ist ein tätowierter, glatzköpfiger Bösewicht wie er im Bilderbuch steht, namens El Sueno. Doch um an ihn heranzukommen, müsst ihr zunächst die vier Abteilungsleiter der Bereiche Sicherheit, Schmuggel, Einfluss und Produktion töten. Diese haben jeweils auf verschiedene Gebiete Boliviens Einfluss. Auch um an diese Abteilungsleiter überhaupt erstmal heranzukommen, müsst ihr pro Abteilungsleiter diverse Minibosse besiegen, um ihre Spur aufzunehmen.
Und so schnetzelt ihr euch in der Hierarchie von ganz unten immer weiter rauf, bis ihr schließlich beim Drogenboss El Sueno ankommt. Klingt repetitiv? Ist es auch. Die Story in Ghost Recon Wildlands ist sicher nicht das, was als Selbstzweck zum Weiterspielen motiviert.
Habt ihr einmal heraus, wie ihr im Spiel vorgehen müsst, um voranzukommen, verfolgt ihr eigentlich immer wieder das gleiche Ziel. Betretet ihr ein neues Gebiet, gilt es zunächst Informationen über die jeweiligen Gebietsleiter einzuholen. Das lässt sich durch das Hacken von PCs, an denen ihr übrigens auch neue Fertigkeitspunkte oder hilfreiche Nebenmissionen freischalten könnt, erledigen. Oder ihr bedroht und befragt verschiedene Straßengangster. Manchmal liegen gewisse Dokumente, die euch Informationen geben, auch einfach so in der großen Spielwelt herum. Habt ihr die diversen Missionen, Sammelobjekte und Upgrades auf der Karte freigeschaltet, könnt ihr nach diesen suchen. So könnt ihr euch entweder neue Waffen, Verbesserungen und Skillpunkte holen oder ihr wählt den direkten Weg und verfolgt gezielt die Hauptmissionen weiter. Die Welt steht euch offen!

Welches Fahrzeug nehmen wir heute?
Apropos die Welt steht euch offen: Die Open World ist tatsächlich ein großer Pluspunkt im neuen Taktikshooter aus dem Hause Ubisoft. Sie ist riesig und wunderschön anzusehen. Die Landschaften sind abwechslungsreich gestaltet und es erwartet euch eine detaillierte Vegetation. Auch die Bevölkerung von Bolivien geht an vielen Ecken ihrem Tagewerk nach. So macht es durchaus Spaß auch einmal längere Wege durch die ausgestreckten Landschaften Boliviens zu Fuß oder mit dem ein oder anderem Fahrzeug zu durchqueren.
Die Fahrzeugauswahl ist übrigens auch sehr groß. Sie reicht von PKWs, LKWs, Motorrädern über Panzer, Helikopter und Flugzeuge bis hin zu Schnellbooten. Die Fahrzeuge steuern sich zwar zumeist sehr arcadig, aber nichtsdestotrotz ist die gebotene Auswahl doch durchaus zu würdigen. Ein Minuspunkt im Singleplayer mit NPC-Teammitgliedern ist, dass man leider immer selbst der Fahrer sein muss. Denn auch wenn man sich auf einen der Beifahrersitze setzt, bleiben die NPCs stur außerhalb des Fahrzeugs stehen und betreten das Fahrzeug erst, wenn man selbst ordnungsgemäß auf dem Fahrersitz Platz nimmt. Dies ist vor allem für Solospieler sehr schade, wenn es sich um Fahrzeuge handelt, bei denen sich ein Geschütz an Bord befindet, welches man so als Spieler leider nie selbst bedienen kann.
Die KI der drei NPC-Begleiter lässt jedoch ohnehin gern mal zu wünschen übrig. So kommt es des Öfteren vor, dass ihr euch im Verborgenen geschickt und taktisch an eine Basis heranschleichen und aus der Deckung heraus das Lager infiltrieren wollt. Dies wird jedoch durch eure äußerst intelligenten NPC-Begleiter verhindert, wenn jene hoch motiviert und mit einem coolen Spruch auf Lager unvermittelt selbige Basis aggressiv und offen zu stürmen beginnen. Tja, das war’s dann wohl mit der Deckung, auf ins Gefecht!

Ihr schreibt die Geschichte!
Etwas, das euch mit drei Freunden im Online-Koop-Modus natürlich eher nicht passieren kann, sofern ihr keinen Rambo im Team habt. Man merkt selbst, während man Ghost Recon Wildlands solo spielt, dass das Spiel deutlich als Koop-Taktik-Shooter ausgelegt ist. Denn eigentlich könnt ihr intelligente Manöver und Taktiken wirklich nur durchführen, wenn ihr mit echten Menschen gemeinsam spielt. Die NPCs sind dazu nicht fähig und befolgen – mal mehr, mal weniger gut – lediglich stupide ein paar Befehle und bleiben stets in der Nähe des Spielers. Mit menschlichen Mitspielern sieht das natürlich ganz anders aus, denn da könnt ihr euch nach Belieben von völlig unterschiedlichen Richtungen einer Kartellbasis nähern, verschiedene Aufgaben untereinander sinnvoll aufteilen und so El Sueno sowie seinen Gefolgsleuten taktisch nach und nach den Gar ausmachen.
Gerade im Online-Koop Modus tritt die eingangs erwähnte magere Story auch deutlich in den Hintergrund und nimmt an Wichtigkeit ab. Was bleibt, ist dennoch eine Monotonie im Aufbau der Missionsabläufe, derer ihr als Spieler auch im Koop selbst Herr werden müsst. Denn gerade als gut eingespieltes Team könnt ihr durchaus sehr schnell eine funktionierende Taktik erarbeiten, die ihr eigentlich in absolut jedem Lager, das ihr infiltrieren müsst, wieder genauso erfolgreich anwenden könnt. So läuft auch das Koop-Spiel Gefahr, schnell langweilig zu werden. Aber Ubisoft setzt laut eigener Aussage auf Spielergeschichten. Seid ihr also gewillt eure Taktiken auf die Gefahr hin, dass diese auch mal nicht so gut funktionieren, zu ändern, könnt ihr sicherlich viele Stunden Spaß mit Ghost Recon Wildlands haben und beim gemeinsamen Entdecken der Welt hier und da auch mal einige versteckte Orte finden.

Tom Clancy’s Ghost Recon Wildlands – Fazit
Das Gameplay im neuen Ghost Recon Teil macht durchaus Spaß, auch wenn es oftmals nicht so viel Taktik vom Spieler abverlangt, wie man es von einem Taktikshooter erwarten würde. Im Laufe des Spiels könnt ihr ein beachtliches Waffenarsenal ansammeln. Von diesem könnt ihr Gebrauch machen, das Spiel ist aber ebenso mit einer Standardkombination aus einem Scharfschützengewehr, einer Handfeuerwaffe und einem Maschinengewehr durchspielbar. Dabei könnt ihr jeder Waffe auch einen Schalldämpfer aufsetzen, um unentdeckt zu bleiben. Zum Auskundschaften der feindlichen Lager habt ihr außerdem ein Fernglas sowie eine Drohne zur Verfügung. Gerade die Drohne erweist sich dabei häufig als das Mittel der Wahl. Mit ihr könnt ihr oftmals recht tief in feindliche Lager eindringen und unentdeckt Gegner markieren, die ihr und eure Teamkameraden dann gemeinsam töten könnt.
Ghost Recon Wildlands stellt ein solides Spiel dar. In ausufernde Begeisterungsrufe dürften dank der unwichtigen Story aber vor allem Solospieler nicht ausbrechen. Selbst auf höheren Schwierigkeitsgraden ist nicht allzu viel Taktik nötig oder dank der NPC-Begleiter überhaupt möglich. Das ist für Fans von Taktikshootern wirklich schade. Mit der Koop-Spielerfahrung punktet Ubisoft jedoch: Hier können die Spieler ihre Geschichte selbst schreiben und dabei so vorgehen, wie es ihnen beliebt. Auf diese Weise kann man sich das Spiel im Koop gern etwas schwieriger oder aber leichter gestalten. Auch das Erkundschaften der wunderschönen, offenen Welt macht zusammen mit Freunden am meisten Spaß. Für gesellige Spieler, die gern online gemeinsam spielen, ist Ghost Recon Wildlands auf jeden Fall zu empfehlen. Reinen Solospielern hingegen könnte die Motivation nach einigen Spielstunden abhanden kommen.
Infobox:
- Titel: Ghost Recon Wildlands
- Publisher: Ubisoft
- Entwickler: Ubisoft Paris
- Release: 07.03.2017
- Plattform: PS4, XBox One, PC
- USK: 18
- Genre: Taktikshooter
- Sprachausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch
- Textsprache: u.a. Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch
- Besonderheiten: Micro Transactions
Bildquelle(n): Ubisoft Entertainment S.A., Ubisoft Paris