Die neue Kinowoche steht ganz im Zeichen von James Mangolds „Logan – The Wolverine“. Der dritte Film der „Wolverine“-Reihe mit Hugh Jackman in der Titelrolle des Mutanten und Superhelden hatte seine Premiere auf der Berlinale und wurde dort von den Kritikern sehr positiv aufgenommen. Aber was haben die Kinostarts sonst noch zu bieten? Auch Kelly Reichardts neues Drama „Certain Women“, das von vier Frauen in Montana handelt, wurde von der internationalen Kritik bereits hochgelobt. Martin Scorsese hat sich mit „Silence“ den lang gehegten Traum erfüllt, die Leidensgeschichte eines katholischen Missionars im Japan des 17. Jahrhunderts zu erzählen. Damals wurden Christen dort systematisch verfolgt.
Der französische Film „Die Frau im Mond – Erinnerung an die Liebe“ mit Marion Cotillard wandelt auf romantischen Traumpfaden. Gérard Depardieu ist in dem eher verhaltenen als prickelnden Roadmovie „Tour de France“ zu sehen. Wurde es nicht längst auch mal Zeit für einen Spielfilm über den geistigen Vater des Sozialismus und Kommunismus, Karl Marx? Eigentlich schon, aber Raoul Pecks „Der junge Karl Marx“ hat sich an der Materie ziemlich verhoben. „Neo Rauch – Gefährten und Begleiter“ hingegen dürfte als dokumentarischer Leckerbissen für Kunstinteressierte auf positive Resonanz stoßen.
Silence
Regie: Martin Scorsese, Verleih: Concorde Filmverleih
Im Jahr 1638 reisen zwei junge portugiesische Jesuiten, Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Francisco Garupe (Adam Driver) nach Japan. Dort wollen sie missionieren und nach dem Priester Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) suchen, der vom Glauben abgefallen sein soll. Die jungen Katholiken kommen aufs Land zu einheimischen Christen, die ihre Religion trotz Verfolgung praktizieren. Aber die japanische Inquisition zieht die Schlinge immer enger um Rodrigues‘ Hals, indem sie seine Anhänger ermorden lässt. Der Priester weigert sich, während er Höllenqualen leidet, seinem Glauben öffentlich abzuschwören.
Regisseur Martin Scorsese hat mit diesem 161 Minuten langen Epos eine Art Passionsgeschichte verfilmt, basierend auf einem Roman von Endō Shūsaku. Der Missionar Rodrigues will die Worte von Jesus Christus verkünden, wie einst die Apostel selbst. Auch um den Preis, dass die Machthaber seine Anhänger vor seinen Augen ermorden. Ist dieses Verhalten noch christlich? Rodrigues Leidensweg wird in drastischen Szenen voller Gewalt geschildert. Für den Idealisten gibt es praktisch keine Hoffnung, das macht diesen Film so schwer erträglich, der in philosophische und existenzielle Tiefen vordringt.
Die Frau im Mond – Erinnerung an die Liebe
Regie: Nicole Garcia, Verleih: Studiocanal
In der französischen Provinz der 1950er Jahre sehnt sich Gabrielle (Marion Cotillard) nach leidenschaftlicher Liebe. Ihre Mutter, die einen gesellschaftlichen Skandal befürchtet, nötigt sie, den spanischen Saisonarbeiter José (Alex Brendemühl) zu heiraten. Gabrielle liebt ihn nicht, was er klaglos akzeptiert. Sie kann keine Kinder bekommen, weil sie an Nierensteinen leidet und geht deswegen zur Kur in ein Schweizer Sanatorium. Dort lernt sie den kriegsversehrten Musiker André Sauvage (Louis Garrel) kennen und blüht endlich auf. Doch das Glück ist von kurzer Dauer.
Die Verfilmung des Bestsellers von Milena Agus bietet Marion Cotillard eine wunderbar romantische und dramatische Rolle. Als unverstandener Frau, die sich in ihrer konservativen Umgebung fremd fühlt, stehen ihr im Leben dennoch ungeahnte Entdeckungen bevor. Die Liebe hat verschiedene Gesichter, und der Film wartet entsprechend mit Überraschungen auf. Dabei gelingt es ihm, das Herz anzusprechen und trotzdem im Tonfall über weite Strecken auch realitätsnah zu wirken.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): Concorde Filmverleih, Studiocanal