Bei dem Anime The Rolling Girls auf Basis des Mangas von Yōsuke Miyagi stellt man sich 12 Episoden lang eigentlich nur eine einzige Frage: Worum genau geht es eigentlich?
Inhaltlich befinden wir uns in einer Welt nachdem Tokyo in zehn unterschiedliche Machtgebiete aufgeteilt wurde. 10 Jahre ist der Große Krieg von Tokyo her. Seitdem gibt es Kämpfe zwischen den einzelnen Parteien, welche durch die Anführer – die sogenannten Mosa – ausgetragen werden. Gleich zu Beginn wird der Zuschauer in einen dieser Konflikte geworfen: ausgetragen von Matcha Green (Mosa von Tokorozawa) und Kuniko Shigyo (Mosa von Higashimurayama).
Lange ist die wahre Identität von Matcha Green unbekannt, doch durch viele Zufälle gerät ihre beste Freundin Nozomi Moritomo mitten ins Geschehen.
Die Streitschlichter auf Rädern
Nach dem Streit zwischen Matcha Green & Shigyo wird Matcha Green schwer verletzt, sodass Nozomi ihre Vertretung übernimmt. Diese tut sich mit Yukina Kosaka und Ai Hibiki zusammen.
Auch ein fremdes, seltsam wirkendes Mädchen namens Chiaya schließt sich der Truppe nach der ersten Begegnung an. Anschließend ziehen die vier Mädchen auf Motorrädern los, um im Auftrag von Matcha Green als Friedensverfechter zu fungieren. Schnell versteht die Gruppe, dass die Mosa der Bürgerwehrgruppen ihre Kräfte und Fähigkeiten durch die sogenannten PowerStones erlangen. Die rosafarbenen, herzförmigen Steine sorgen dafür, dass ein Mensch seine Stärke bis zum 100-fachen nutzen kann. Meist sind diese Steine Gegenstand der Konflikte, mit denen die Bikerinnen konfrontiert werden. Ihre Herkunft und wahre Bedeutung wird gegen Ende der Serie zwar angerissen, aber nie vollständig aufgeklärt.
Während Nozomi & Co. halb Japan durchqueren und dabei helfen, meist lokale, unkomplizierte Alltagskonflikte wie einen Familienstreit oder einen Diebstahl zu lösen, werden durch Rückblenden Verknüpfungen zwischen Charakteren gebildet, die man vorher nicht vermuten würde. Da Kämpfe oder Handlungen häufig folgenübergreifend sind, wirken manche Szenen langgezogen. Entscheidende Schlüsselszenen sind dagegen sparsam eingesetzt und kurz gehalten. Da sich die Themen immer wiederholen, ist dem Gesamtkonzept – sollte es eines geben – schwer zu folgen.
Das Kratzen an der Oberfläche
Die Eigenschaften der Protagonisten sind schlicht und etwas klischeehaft gehalten. Mit dem Fortschreiten der Geschichte intensivieren sich allerdings einige Merkmale, wie z.B. der Anführergeist von Nozomi, sodass man am Ende behaupten kann, jeder der vier Mädchen hat einen Charakter. Traurigerweise wird zum Schluss nur auf eines der vier Mädchen näher eingegangen, womit Fragen zur Hintergrundgeschichte und Motive der Personen ungeklärt oder nur lückenhaft beantwortet bleiben. Durch das permanente Ergänzen von Nebenfiguren verliert der Zuschauer zu schnell den Überblick. Äußerst positiv ist jedoch die gleichmäßige Screentime der Figuren, sodass jedes der Mädchen gleich häufig vorkommt und keine in den Hintergrund gedrängt wird.
Der Zeichenstil der Figuren und besonders der Umgebung ist einfach gehalten. Ebenso die Animationen. Der Anime setzt auf überzogene Gesten und Reaktionen, um dem Genre gerecht zu werden. Dem Zuschauer wird jedoch ein klares, farbenfrohes Bild geboten, welches je nach Stimmungslage variiert und auf die einzelnen Situation abgestimmt ist.
Das wenig spannende Design passt zur fehlenden Story- und Charaktertiefe. Keiner der Figuren zeichnet sich durch etwas extrem Auffälliges oder Bemerkenswertes aus und da sich auch die restlichen handelnden Personen ähneln, fällt das Unterscheiden der einzelnen Charaktere und den jeweiligen Zugehörigkeiten anfangs schwer.
Musikalisch ist die Serie gut umgesetzt. Das Opening ist ein klassischer Ohrwurm und auch die musikalische Untermalung innerhalb des Animes vermittelt deutlich die Stimmung einer Situation. Die Endings sind wechselhaft, sodass es auch bei zwölf Folgen musikalisch nie langweilig wird.
The Rolling Girls – Fazit
The Rolling Girls hat für zwölf Folgen leider viel zu viele Charaktere bei zu wenig Story. Die Handlung ist verwirrend und sehr klischeebelastet. Es wirkt so, als würde man verzweifelt versuchen an der Oberfläche eines Buches zu kratzen. Da brauch man letztendlich doch nur die Zusammenfassung der Rückseite lesen. Dennoch kann der Anime mit seiner Vertonung punkten und wird humorvoll dem Shonen-Genre gerecht.
Bildquelle: The Rolling Girls Production Committee