Seit sich die Yaois in Deutschland einen festen Platz in den Manga-Regalen gesichert haben, zieht auch das Yuri-Genre nach. Titel wie Citrus und diverse Werke von Naoko Kodama haben sich bereits eine Fangemeide aufgebaut, sodass wir nun Der Zauber einer mir unbekannten Welt (jap. Watashi no muchi na watashi no michi ) von Moto Momono in den Händen halten. Was den Zauber dieses Mangas ausmacht, verraten wir euch im Folgenden.
„Das Außergewöhnliche drang in meine Welt“
“Ich muss ihre Erwartungen erfüllen…” Danach richtet sich Minatos Leben. Seit ihr Vater die Familie verlassen hat und ihre Mutter allein für sie sorgt, geht sie den für sie bestimmten Weg. Ihre eigenen Wünsche lässt sie dabei außen vor. In dem neuen Bürojob, den sie mit Hilfe ihres Kindheitsfreundes Haru bekommen hat, wird sie ständig von ihrer Vorgesetzten herumkommandiert. Als dieser ihr dann auch einen Heiratsantrag macht, glaubt Minato, dass ihr restliches Leben entschieden ist. Aber da lernt sie bei ihrer Arbeit die unabhängige Maya kennen. Beim Trinken öffnet sich Minato ihr und traut sich zuzugeben, was sie eigentlich will. Von dem Moment und der Versuchung von ihrem Weg abzuweichen, hingerissen, verbringt sie die Nacht mit Maya. Von da an kann sie nur noch an sie denken und beginnt, sich langsam von ihren alten Verhaltensweisen zu lösen.
Süß wie ein klassischer Shoujou mit einer guten Portion Realismus
Der Zauber einer mir unbekannten Welt richtet sich an ein eher erwachsenes Publikum. Und im Gegensatz zu vielen Yaois liegt dies nicht am erotischen Inhalt. Minato ist 22 Jahre alt und gerade in die Arbeitswelt eingestiegen. Durch das Aushelfen im Restaurant ihrer Mutter und dem Drang deren Erwartungen zu erfüllen und keine Last zu sein, musste sie recht schnell erwachsen werden. Ihre Probleme drehen sich deshalb nicht nur um Liebe, sondern darum, wie ihr Leben aussehen soll. Ob sie auf dem sicheren Weg bleiben soll, obwohl sie auf diesem wahrscheinlich nie vollkommen glücklich sein wird und ihre verpassten Chancen bereut. Oder ob sie etwas wagen soll und damit eventuell ihre Freunde und Familie verprellt. Die Situation wird realistisch gehalten und nicht überverkompliziert wie in anderen Shoujou-Titeln.
Dadurch kann man sich sehr gut in die Lage des Hauptcharakters versetzen, besonders wenn man in der gleichen Altersgruppe ist. Der Sex zwischen den beiden Frauen ist auch nicht Hauptthema und wird kaum zur Schau gestellt. Stattdessen konzentriert man sich darauf, die Entwicklung der Beziehung und die Veränderungen in Minatos Leben dadurch darzustellen. Auch der Zeichenstil unterstreicht die ernste, realistische Atmosphäre. Während in klassischen Shoujou-Manga die Augen meist nicht groß genug sein können und wie Sterne funkeln, wirken die der Charaktere in Moto Momonos Werk dunkel und schon fast trist. Das Gleiche zeichnet sich auch bei der Kleidung und den Hintergründen ab — simpel und wirklichkeitsgetreu. Der Zauber einer mir unbekannten Welt ist zwar das erste Werk der Zeichnerin, das in Deutschland erscheint, allerdings nicht ihr erster Yuri-Manga. Sie hat bereits einige Kurzgeschichten und eine kleine Serie verfasst, von denen wir hoffentlich auch welche in Deutschland sehen werden.
Fazit
Ich kann Der Zauber einer mir unbekannten Welt jedem ans Herz legen, der sich nach realistischen Charakteren, mit denen man sich identifizieren kann, sehnt. Trotzdem ist die Geschichte nicht weniger süß als andere Shoujous. Der Manga ist somit eine gute Gelegenheit, in das Yuri-Genre einzusteigen, da die Beziehung und nicht der Sex im Vordergrund steht.
Der Zauber einer mir unbekannten Welt auf Tokyopop
Clea Reumbach
Bildquelle(n): TOKYOPOP GmbH, Kodansha Ltd. (Kabushiki-gaisha Kodansha)