Von Tokyopop im Dezember letzten Jahres veröffentlicht, erwarten uns im zweiten Band von Kore Yamazakis neuer Reihe Frau Faust auch dieses Mal düstere Geheimnisse, eine Prise Drama und jede Menge Mysterien, die es zu ergründen gilt.
Wer die Reihe noch nicht kennt, der sollte bei meinem Review zum ersten Band anfangen, um sich nichts zu spoilern.
Unwissen ist eine Qual
In Band zwei der Geschichte erfahren wir nun etwas mehr über Johanna Fausts Vergangenheit. Bereits als kleines Mädchen ist Johanna etwas sonderbar. Sie spricht mit sich selbst, schottet sich ab und interessiert sich nicht sonderlich für die Dinge, mit denen sich ihre Altersgenossen beschäftigen. Viel lieber wartet sie hingegen auf den Händler, der ihr von Zeit zu Zeit neuen Stoff für ihre Forschungen bringt. Ihr Wissensdurst ist nicht zu stillen, egal ob nun Tierfelle, Fleisch oder Lexika — sie nimmt alles genau unter die Lupe.
Schon bald fällt das junge Mädchen dem Dämon Mephistopheles ins Auge. Dieser bietet ihr einen Pakt an: er schenkt ihr alles Wissen der Welt im Austausch gegen ihre Seele. Johanna ist zwar begeistert davon, einen echten Dämon zu treffen, sein Angebot lehnt sie jedoch ab. Es kommt ihr gar nicht in den Sinn, sich Erfahrungen zu erkaufen. Sie möchte nur das Wissen, das sie sich aus eigener Kraft angeeignet hat! Mephistopheles lässt jedoch nicht locker und als Johannas Cousine wenig später im Wald von einem Monster angegriffen wird, bleibt ihr nur ein Weg, um sie zu retten. Sie schließt einen Pakt mit dem Dämon, ihre Seele im Austausch gegen seine Dienste! Mit seiner Hilfe gelingt es Johanna, ihre Cousine vor dem sicheren Tod zu bewahren und noch am selben Abend verlässt das junge Mädchen in Begleitung ihres neuen Dieners ihr Dorf.
Das ewige Leben hat einen Preis
Wieder zurück in der Gegenwart wird Marion Zeuge von den Auswirkungen, die die Verbindung zu Mephistopheles auf Johanna hat. Immer wenn sie sich regeneriert, schrumpft ihr Körper, bis sie irgendwann gänzlich aus der Welt verschwinden wird.
Ihre Mission ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Um Mephistopheles Körper wieder gänzlich herzustellen, fehlt ihr noch einer seiner Arme, ein Bein und sein Kopf. Aus Angst vor dem Vorhaben der Unsterblichen befiehlt die Inquisition, die verbliebenen Körperteile des Dämonen ins Erzbistum zu verlegen. Der Inquisitor Lorenzo macht sich in Begleitung seines jungen Kollegen Vito auf den Weg, um den Bischof, der das Bein verwahrt, zu informieren und dieses anschließend zu transportieren.
Zeitgleich macht sich auch Johanna auf den Weg. Sie hat Marion betäubt und seine Erinnerungen an sie verschlossen, um ihn nicht weiter in Gefahr zu bringen. Als er erwacht, befindet er sich noch immer bei Fausts Tochter. Nico erzählt ihm, dass sie ihn im Wald gefunden hätte, nachdem er allem Anschein nach von Räubern überfallen wurde. Doch Marions Geist ist stark und er kämpft gegen Johannas Hypnose an. Es dauert nicht lange und ihre Wirkung verflüchtigt sich. Als er beschließt Johanna zu folgen, stellt sich ihm niemand in den Weg. Ihre Tochter Nico beschließt sogar, ihn zu begleiten.
Die Gefahr lauert hinter heiligen Mauern
Indes ist Faust in der Stadt auf einen alten Bekannten getroffen, der ihr von einigen beunruhigenden Vorfällen berichtet. In letzter Zeit scheinen in der Stadt immer wieder Landstreicher zu verschwinden. Zuerst nur wenige, zwei bis drei Personen im Monat. Dann zwei pro Woche und inzwischen beinahe jeden Tag. Er überreicht ihr eine Karte, auf der alle Schlafplätze der Vermissten aufgezeichnet sind. Seltsamerweise befinden sich alle im nahen Umkreis der Kirche. Johanna wittert einen Skandal! Als sie am Morgen an einem Straßenfest vorbeigeht, kann sie eindeutig Mephistopheles Geruch aus einer der Sänften wahrnehmen, in der laut Angaben der Stadtbewohner die kranke Tochter des Bischofs saß. Irgendetwas ist da faul!
Frau Faust Band 2: Fazit
Langsam aber sicher geht es voran und was man bisher von Kore Yamazakis neuer Reihe gelesen hat, macht definitiv Lust auf mehr. In diesem Band erhält der Leser erstmals einen Einblick in Johannas Kindheit. Definitiv interessant, aber wenn ihr mich fragt, leider viel zu kurz. Das Kennenlernen von ihr und Mephistopheles wirkte leider etwas gepresst und hätte wesentlich schöner ausgebaut werden können. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir ja auch erst im zweiten Band sind. Wer weiß, bestimmt erfahren wir in den noch Folgenden mehr über die Geschichte der beiden.
An Kore Yamazakis Zeichenstil gibt es wie immer nichts auszusetzen. Trotz der etwas langatmigen Handlung, die nicht so recht voranschreiten will, ist Frau Faust meiner Meinung nach mindestens genauso gut gelungen wie ihre übrigen Werke. Lesen lohnt sich auf jeden Fall!
Bildquelle(n): Kore Yamazaki, Tokyopop, Kodansha Ltd.