Silver Link („Dusk Maiden of Amnesia“, „Strike the Blood“) liefert mit Invaders of the Rokujyōma?! einen Harem-Anime voller übernatürlicher und wortwörtlich unterirdischer Damen ab. Ob das für den armen Kōtarō und euch als Zuschauer gutgehen kann?!
Finanzielle Probleme und heimgesuchte Wohnungen?!
Kōtarō möchte seinen Vater finanziell entlasten und sucht sich deswegen bei seinem Umzug eine möglichst günstige Wohnung. Als er schließlich ein Zimmer zu einem absoluten Spottpreis findet, kann er deshalb sein Glück kaum fassen. Dass das Rokujyōma – also ein Zimmer mit einer Größe von sechs Tatami-Matten – verflucht und von Geistern heimgesucht sein soll, interessiert ihn deshalb auch nicht.
Tatsächlich wird er bereits in seiner ersten Nacht in der Wohnung heimgesucht – merkt davon allerdings überhaupt nichts, weil er viel zu fest schläft. Der Geist ist darüber ziemlich empört und erscheint ihm deshalb das darauffolgende Mal tagsüber. Sie stellt sich als Sanae vor und verlangt, dass er die Wohnung verlässt. Im Verlauf des anschließenden Kampfes zwischen den Beiden stellt sich heraus, dass sie nicht die Einzigen sind, die die Wohnung für sich beanspruchen. In der stark überladenen ersten Episode erscheinen nämlich noch vier weitere Damen, die (fast) alle zu aggressiven Immobilien-Verhandlungen bereit sind.
Erdvolk, Aliens und eine Cosplayerin?!
Theiamillis von Forthorthe (meist Theia oder Tulpe genannt) ist eine Weltall-Prinzessin im Gefolge ihrer Untergebenen Ruthkhania (Ruth). Für die Prinzessin – selbstverständlich eine waschechte Himedere – ist die Eroberung der Wohnung nur der erste Schritt auf der Übernahme der Erde, um sich als würdige Thronfolgerin beweisen zu können. Im Kampf verlässt sie sich auf fortschrittliche Technologie und Mecha-Ähnliche Geräte.
Kiriha wiederum gehört dem Erdvolk an, also Menschen, die im Erdinneren leben. Sie möchte einen Schrein wieder errichten, der einst am Ort des Zimmers stand und so eine Invasion der Erde durch ihr Volk vorbereiten. In der Offensive benutzt sie ebenso wie defensiv Magie und wird durch zwei niedliche Schutzgeister unterstützt. Zu guter Letzt ist da noch Yurika, die Cosplayerin. Jedenfalls wird sie von den anderen nach ihrer Besenbruchlandung im Zimmer schnell als solche abgestempelt. Sie behauptet allerdings von sich, ein Magical Girl zu sein.
In dem Bunde gibt es aber noch eine weitere sehr wichtige Figur: die Vermieterin des Rokujyōma. Shizuki hat natürlich direkt genug von dem ganzen Getöse und zwingt den Haufen, den Konflikt friedlich zu lösen. Es wird also beschlossen, dass die Sechs vorerst alle zusammen im Zimmer wohnen. Dementsprechend wird es auf die Sechs aufgeteilt, mit einem besonderen Kniff: durch regelmäßige Wettkämpfe kann das eigene Territorium erweitert oder eingebüßt werden. So soll am Ende nur eine Person das Rokujyōma ganz für sich behalten können…
Nicht so stürmisch?!
Um ehrlich zu sein, bin ich nicht mit großen Erwartungen an Invaders of the Rokujyōma?! herangegangen. Schließlich steckt im Vergleich zu anderen Anime-Genres des Öfteren nicht unbedingt viel Tiefe in Harem-Serien. Trotzdem war ich entgeistert (ha!) von der ersten Episode. Innerhalb dieser circa zwanzig Minuten werden sämtliche Hauptcharaktere vorgestellt und geben sich im wahrsten Sinne des Wortes die Klinke in die Hand – von Yurika mal abgesehen, die kracht durch das Fenster. Der Anime wirkt dort sehr gehetzt, gestrafft, gestaucht und dadurch insgesamt einfach sehr flach. Ich hatte relativ wenig Lust, ihn weiter zu gucken. Aber schon die zweite Episode hat mir deutlich besser gefallen. Die Charaktere gewinnen individuell an Screen Time und an Tiefe. Außerdem findet ein bedeutend kleinerer Teil der Handlung in der Wohnung statt. Im Verlauf der ersten sieben Episoden werden Kartenspiele ausgetragen, an Klubwettkämpfen teilgenommen, Theaterstücke geschrieben und auch die obligatorische Strand-Fanservice-Episode darf natürlich nicht fehlen.
Filler und wenig nackte Haut?!
Wer sich bei Animes oft über “Filler”-Episoden aufregt, dem sei gesagt, dass sich die gesamte erste Volume von Invaders of the Rokujyōma?! etwas danach anfühlt. Der Wettkampf um die Wohnung wird nicht konstant auf dem Bildschirm ausgetragen und scheint teilweise sogar etwas in Vergessenheit zu geraten. Das Zusammenleben der Sechs und ihre Interaktion steht eher im Mittelpunkt. Teilweise wirkt es dabei etwas seltsam, wie gut sie doch miteinander auskommen, obwohl ihre Interessen nicht nur bezüglich des Raumes, sondern irgendwie ja sogar des Überlebens kollidieren. Schließlich stehen sich mit dem Erdvolk, den “normalen” Sterblichen (dazu zähl’ ich auch die Cosplayerin) und den Aliens ja im Prinzip drei höchst feindliche Gruppen gegenüber.
Wenn man darüber hinwegsehen kann, kann man meiner Ansicht nach mit Invaders of the Rokujyōma?! aber durchaus viel Spaß haben. Es gibt einige witzige und sogar relativ rührende Szenen und mich hat das freundlich-feindschaftliche Geplänkel gut unterhalten. Überraschend kam für mich ehrlich gesagt, dass es abgesehen vom sehr prominenten Busen Kirihas erstaunlich wenig Ecchi-Inhalt gab. Für mich ist das an sich eine neutrale Feststellung, denn Ecchi kann sowohl gut als auch katastrophal gemacht sein. Aber bei einem Harem-Anime halte ich es für sinnvoll, hier darauf hinzuweisen
( ͡° ͜ʖ ͡°)
Wie sieht das aus und wie hört sich das an?!
Optisch macht sich der Anime gut. Die Charaktere wie auch die Hintergründe überzeugen mit Details und gutem Design – jedenfalls die tragenden Rollen. Die Statisten haben nämlich keine Gesichter. Insgesamt würde ich die optische Darstellung trotzdem als sehr gut bezeichnen.
Die Synchronisation im Deutschen wurde gut durchgeführt. Kōtarō beispielsweise wird glaubhaft von Christopher Kohn verkörpert, Kiriha von Laurine Betz („Code Geass: Akito the Exiled“, „Justice League vs. Teen Titans“). Stimmlich etwas nervig fand ich lediglich Yurika, die “Cosplayerin”. Hier muss aber dazu gesagt werden, dass das auch dem Charakter geschuldet ist. Im japanischen Originalton ist ihre Stimme ähnlich penetrant. Allerdings finde ich die deutsche Version im Vergleich überzogener. Wirklich schlecht ist die Stimme beziehungsweise Performance aber nicht, der Anime kann also auch auf Deutsch gut genossen werden. Folgender Kritikpunkt wird für Einige sicher als große Haarspalterei empfunden werden. Da es mir aber wiederholt aufgefallen ist, erwähne ich es der Vollständigkeit halber: Wer im Original mit Untertiteln guckt, der muss mit gelegentlich falsch gesetzten Kommas leben ¯\_(ツ)_/¯
Invasion erfolgreich?!
Insgesamt hat mir der Anime überraschend gut gefallen. Ob der auf Charakterentwicklung und -beziehungen statt auf Ecchi-Action und einer stringenten Haupthandlung liegende Fokus ein Plus- oder Minus-Punkt ist, muss letztlich Jeder für sich entscheiden. Ich persönlich wurde abgesehen von der zähen ersten Episode gut unterhalten. Dazu muss ich allerdings auch sagen, dass mich beispielsweise in „Naruto“ Filler-Episoden nie gestört haben. Im Gegenteil, mir sind ruhigere, beschaulichere Szenarien manchmal lieber als ins Unendliche übersteigerte Größer/Stärker/Schneller-Handlungen. Wer also Filler-Episoden stets skippt, sollte Invaders of the Rokujyōma?! wohl lieber vollständig skippen. Ansonsten kann man dem Anime aber ruhig über die erste Episode hinaus eine Chance geben.
Infobox:
- Titel: Invaders of the Rokujyōma?!
- Episoden dieser Box: 6 (Box 1)
- Episoden gesamter Anime: 12 (2 Boxen)
- Laufzeit: 150 Minuten
- Publisher: Kazé
- Release: 10.02.2017
- Medium: DVD, Blu-ray
- Bildformat: 1920 x 1080
- FSK: 12
- Genre: Harem, Comedy, Sci-Fi, Fantasy
- Sprachausgabe: Japanisch (Audio, DTS HD MA 2.0) Deutsch (Audio und Untertitel)
- Synchronsprecher: Daniela Grubert, Leonie Dubuc, Christopher Kohn, Lin Gothoni, Laurine Betz u.a.
- Besonderheiten: 20-seitiges Booklet
Bildquellen: Kazé, Silver Link, Takehaya・HOBBY JAPAN/CORONA106