Tokyo Ghoul ist ein wahres Popkultur-Phänomen. Und auch der anstehende Start der zweiten Staffel in Deutschland wird sich sicherlich nicht negativ auf die Beliebtheit der Reihe auswirken. Doch wie nahm die Geschichte rund um Ken, Toka und Co. ihren Anfang? Wir haben uns den Manga (ebenfalls aus dem Hause Kazé) geschnappt und den großen Vergleich zum Anime gezogen.
Wenn dem Feinschmecker der Appetit vergeht
Der inzwischen fünfte Band beginnt mit dem großen Finale zwischen Ken, Toka und Nishiki auf der einen und dem „Gourmet“ Shu auf der anderen Seite. Um Ken in eine Falle zu locken, hat dieser nämlich Nishikis Freundin Kimi entführt und sich selbst mit ihr in einer Kirche verschanzt. Der Kampf selbst ist zwar um einiges expliziter in der Gewaltdarstellung, läuft im Vergleich zum Anime aber im Großen und Ganzen nahezu identisch ab. Nachdem Toka durch den Verzehr von Kens Fleisch ihre Kräfte erweckt und den „Gourmet“ für’s Erste aus dem Weg räumen kann, gewährt uns der Manga einen Blick in die Vergangenheit von Liz. Wer nun jedoch große Offenbarungen erwartet und wütend ausschnauft, weil ihm diese Informationen im Anime verwehrt blieben, kann sich wieder beruhigen. Das sogenannte Bonus-Kapitel ist absolut unspektakulär und nichts-sagend. So erfahren wir lediglich, dass Liz ursprünglich aus dem 11. Bezirk kam und durch ihr willkürliches Töten verbannt wurde. Vor ihrem Abgang tötet sie jedoch in einer Auseinandersetzungen mit dem dort herrschenden Ghul-Clan, dessen Anführer. Auch sehen wir ihr erstes Zusammentreffen mit Banjo und wie sich dieser in sie verliebt.
Die letzten Kapitel des fünften Band beschäftigen sich mit Fan-Liebling Juzo und geben diesem etwas mehr Tiefe und Beachtung. So wird ziemlich deutlich gemacht, dass dieser im Kampf gegen Ghule sehr sadistisch veranlagt ist, weshalb ihn die Polizei in Gewahrsam nimmt. Als der ansässige Polizist dem in Handschellen verwahrten Juzo nicht glauben möchte, dass dieser selbst ein Ermittler ist, beisst dieser ihm kurzerhand in Anwesenheit von Shinohara und Amon das Ohr ab und versucht dieses zu verspeisen. Damit deutet der Tokyo Ghoul Manga bereits deutlich früher die tragische Vergangenheit Juzos an.
Der Phönixbaum betritt die Bühne
Mit Band 6 gehen Manga und Anime wieder eine zeitliche Parallele ein. So treten nun auch im Manga die Anhänger des Phönixbaum auf um im 20. Bezirk nach Liz zu suchen. Nachdem Gecko bzw. Jason im Anime bereits in der ersten Folge auftrat und auch zwischendurch mehrere Szenen hatte, erscheint er nun endlich auch im Manga – Kein bisschen weniger sadistisch als sein Anime-Ebenbild. Nachdem es zu Beginn noch einige weitere Szenen rund um Juzo und seine Beziehung zu den weiteren Ermittlern gab, überfallen Ayato (Tokas Bruder) und weitere Mitglieder des Phönixbaum auch schon das Cafe Antik und entführen Ken. Wer nun jedoch damit rechnet, dass Ken dem Anime entsprechend sofort im Folterraum von Gecko erwacht und seine alles verändernde Transformation durchlebt, irrt sich gewaltig. Stattdessen nimmt sich der komplette Rest des sechsten Bands die Zeit Ken auf den Phönixbaum treffen zu lassen. Zwar muss er bereits jetzt gefühlt jede zweite Seite massive Prügel einstecken, im Gespräch mit Ghul Tatara erfährt er jedoch auch, dass Dr. Kano (Der Arzt der ihn nach der schicksalhaften Begegnung mit Liz behandelte) verschwunden sei. Außerdem sei er nur eines von vielen Testobjekten, denn Dr. Kano sei dafür bekannt mit Ghul-Organen und Menschen zu experimentieren. Nachdem Tatara auf Ken einprügelt und dieser seine Kräfte nicht erwecken kann, wird er als wertlos abgestempelt und von Ayato zu Banjo und den anderen Sklaven-Ghulen des Phönixbaum gesteckt.
In den letzten Kapiteln wird der Versuch einen Widerstand zu gründen und zu fliehen beleuchtet. Ken stellt hier ein Symbol der Hoffnung dar und wirkt generell durch die Offenbarungen bezüglich Dr. Kano und seiner Rolle als „Einäugiger“ viel wichtiger als im Anime – eine willkommene Abwechslung, welche spätere Beweggründe Kens logischer macht. Doch natürlich muss es irgendwie zu der Ausgangssituation kommen, wie man sie bereits aus dem Anime kennt, weshalb Ken, Banjo und die anderen Widerstandskämpfer von Gecko gestellt werden. Um zu verhindern, dass Banjo und die anderen getötet werden, begibt sich Ken freiwillig in die Fänge Geckos und wir wissen, dass dies für den siebten Band nichts gutes zu bedeuten hat…
Tokyo Ghoul als Manga – Brutaler, Härter, Bedrückender
Sieht man einmal von den oben beschriebenen Szenen ab, gleichen sich Manga und Anime dieses Mal wieder sehr – vor allem da mit Tokyo Ghoul Band 6 wieder eine parallel verlaufende Zeitlinie eintritt. Jedoch muss man anmerken, dass der Manga besonders im Kampf gegen den „Gourmet“ und mit dem Auftauchen des Phönixbaums erneut um einiges härter ist. Die allgemeine Atmosphäre ist bedrückender und wird vor allem dadurch betont, dass die Schwarztöne der Colorierung viel dominanter sind. Gewalt wird expliziter dargestellt und mit den Gedankengängen Juzos, dem von Rache besessenen Amon oder Ermittler-Aussagen wie „Zum Glück sind hier Ghule und keine Menschen gestorben“ merkt man wieder einmal, dass es bei Tokyo Ghoul kein Schwarz / Weiss gibt, sondern eine Welt voller Grautöne. Band 6 lässt uns voller Spannung zurück und das obwohl wir dank des Anime ungefähr wissen was wir zu erwarten haben.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Sui Ishida