Eine bittersüße Shoujou-Geschichte. Das ist Ein Freund für Nanoka – Nanokanokare. Was der Manga bei all den bereits vorhandenen Romance-Titeln anders macht und warum er ein Muss für alle Fans des Genres ist, verrate ich euch im Folgenden.
Liebe ohne den ersten Blick
“Da hat mein Freund zwar gesagt…”. Für die Freundinnen von der leicht melancholischen Nanoka gibt es kein anderes Thema mehr, als ihre Beziehungen. Im Grunde genommen stört sie das auch gar nicht und sie würde auch gerne diese Gefühle haben. Das Problem dabei ist ihre Erinnerung an ihre erste und bisher einzige Beziehung in der Mittelschule. Weil diese kein schönes Ende fand, hat Nanoka noch immer Angst davor, mit jemanden zusammen zu kommen. Gerade als sie wieder an diese Situation denkt, hört sie hinter sich, wie ein Pärchen Schluss macht. Der Grund dafür ist, dass das Mädchen fremdgegangen ist. Der Junge scheint sie zwar zu lieben, kann aber über den Seitensprung nicht hinweg sehen.
Durch seine Worte und Stimme ist Nanoka tief berührt und fühlt sich ihm innerlich verbunden. Sein Gesicht oder seinen Namen erfährt sie nicht. Als sie auf der Straße dann wieder seine Stimme hört, dreht sie sich ohne weitere Gedanken um und fragt ihn, ob er ihr Freund sein möchte. Perplex weiß dieser gar nicht genau, was er dazu sagen soll und lehnt das Mädchen zuerst ab. Nanoka gibt aber nicht so einfach auf. Sie drückt ihm ihre Emailadresse in die Hand, in der Hoffnung ihm doch noch näher kommen zu können. Und tatsächlich erhält sie drei Tage später eine Mail.
Keine eindimensionalen Charaktere
Missverständnisse, Verletzlichkeit, Eifersucht, die erste große Liebe – das macht Ein Freund für Nanoka aus. Keine ungewöhnlichen Themen für einen Romance-Manga. Dieser Titel allerdings hat mich sofort in seinen Bann gezogen und der Grund dafür sind die Charaktere. Am Anfang hat man noch das Gefühl, dass Nanoka ein viel zu zurückgezogenes hübsches Mädchen ist. Doch als sie Hayata, den Jungen auf der Straße, darum bittet, ihr Freund zu werden, geht sie aus sich heraus. Das Mädchen, das sich vorher gefragt hat, ob sie sich in einer Beziehung mit der Zeit verlieben könnte, ist auf einmal Hals über Kopf in einen ihr im Prinzip unbekannten Jungen verschossen. Sie hat Stimmungsschwankungen und ist impulsiver, um diese Chance auf Liebe nicht zu verpassen.
Aber auch Nanokas Freundin Yuko ist interessant. Diese scheint den Hauptcharakter oft nicht zu verstehen, kritisiert sie dann und ist auch etwas eifersüchtig auf sie. Aber wenn Nanokas Freundin deren verliebte Seite sieht und dass sie durcheinander ist, freut sich Yuko für sie und beginnt über sich selbst nachzudenken. Es ist auch schön zu sehen, dass die Freunde des Hauptcharakters nicht nur langweilige Randfiguren sind, wie in anderen Shoujou-Manga. Auch wenn manche Personen einen am Anfang nicht so sympathisch sind, muss das nicht so bleiben.
Zwei Mangaka = doppelter Spaß?
Der Manga fängt die Turbulenzen der ersten Liebe sehr gut ein. Die Charaktere sind aufgeregt, sie machen Sachen, die ihnen später peinlich sind, sie sagen Dinge, die ihnen später Leid tun. Schlechte Erinnerung werden zu guten gemacht bzw. von diesen überdeckt. Es lässt sich ein Prozess des Erwachsenwerdens erkennen, denn die Figuren denken über ihr Handeln nach. Es wird auch niemand als perfekt oder komplett schlecht dargestellt. Dadurch wirken die Charaktere realistisch und man kann sich gut in sie hineinversetzen.
Die hübschen Zeichnungen sind übrigens von zwei Mangaka: Miyoshi Tomori, die hierzulande schon durch Akuma To Love Song (herausgekommen bei Kazé) bekannt ist und Saro Tekkotsu. Das erscheint zuerst etwas ungewöhnlich. Wenn man sich aber die einzelnen Arbeiten der beiden Zeichner ansieht, kann man sehen, dass der Stil schon recht ähnlich ist. Deshalb erkennt man auch keine zeichnerischen Unterschiede zwischen einzelnen Charakteren oder den Hintergründen im Manga. Und wer Akuma To Love Song insbesondere wegen der Charaktertiefe gut fand, dem wird sicher auch Ein Freund für Nanoka aus diesem Grund gefallen.
Ein Freund für Nanoka – Fazit
Wie oben schon gesagt, hat mich Ein Freund für Nanoka in seinen Bann gezogen und ich kann kaum bis zum nächsten Band warten. Der Manga ist keine Revolution im Shoujou-Genre, aber die Charaktere und der Zeichenstil sind einfach liebenswert. Deshalb steht Ein Freund für Nanoka anderen ähnlichen Titel, die auch besondere Charaktere und eine gute Story haben, in nichts nach und kann auch ‚alte Hasen‘ in dem Genre begeistern.
Clea Reumbach
Bildquelle(n): TOKYOPOP GmbH, Shueisha Inc.