Prison School weiß nicht so ganz, was es sein will. Zum einen glorifiziert es das japanische Ecchi-Genre und überschreitet Grenzen der Soft-Erotik, gleichermaßen wie die des guten Geschmacks. Auf der anderen Seite wird jedoch mit unseren notgeilen Protagonisten, welche die wortwörtliche Verkörperung des Hentai darstellen, gnadenlos abgerechnet. Doch wie unterhaltsam sind die ersten drei Episoden von Prison School tatsächlich?
Ein Paradies für devote junge Männer
Das Leben könnte nicht schöner sein. Kiyoshi und vier seiner engsten Freunde landen auf der berühmten Hachimitsu-Mädchenschule, welche nun auch Männer zulässt. Doch es kommt wie es kommen muss und die fünf, welche man noch am ehesten als Sklaven ihrer eigenen Pubertät bezeichnen könnte, werden beim Spannen erwischt. Zur Strafe werden sie von der Schülersprecherin in ein Gefängnis innerhalb des Schulgeländes verfrachtet. Doch während Kiyoshi seiner großen Liebe Chiyo Kurihara entgegensehnt und eigentlich gar nicht so pervers ist, wird aus dem Rest ein amateurhafter Haufen devoter junger Männer, die sich für nichts zu schade sind und selbst beim erfahrensten Ecchi-Fan für Fremdscham sorgen.
Absurd große Brüste
Auch bei der Körbchengröße sind Fans japanischer Soft-Erotik einiges gewohnt. Doch was uns Mangaka Akira Hiramoto und das Studio J.C.Staff präsentieren, ist nochmals eine ganz andere Hausnummer. Der Vorbau von Meiko Shiraki ist absurd groß und liegt nicht selten im Fokus ganzer Szenenabläufe. Nimmt sich Prison School zusammen mit dem Ecchi-Genre hier gnadenlos selbst auf die Schippe oder hat die Serie einen neuen Tiefpunkt erreicht? Dies bleibt dem Zuschauer überlassen. Definitive Antworten werden hier nicht geliefert.
Ein deutsches No-Go
Technisch ist Prison School tatsächlich großartig. Trotz des fragwürdigen Inhalts haben Studio J.C.Staff hier ein visuelles Meisterwerk abgeliefert, welches voller Liebe zum Detail ist und großartige Animationen sowie ein fast schon einzigartiges Spiel aus Grau-Kontrasten und knalligen Farben bietet. Leider wirkt die deutsche Synchronisation nicht sehr motiviert. Es fehlt an allen Ecken das benötigte Over-Acting, um die brachiale, absurde und total überzogene Bildsprache zu unterstützen. Außerdem wurde der Hauptcharakter Jōji „Joe“ Nezu im deutschen durch den YouTuber Kurono besetzt. Ein für uns und viele andere deutsche Fans unverständlicher Move des Unternehmens Nipponart. Gründe dafür gibt es viele. Vor allem konnte man in den sozialen Netzwerken verfolgen, dass Kurono, welcher bereits zur japanischen Fassung von Prison School ein mehr als negatives Review veröffentlichte, wohl kaum schlagartig hinter dem Produkt stehen würde.
Wer Prison School jedoch mit japanischer Sprachausgabe und Untertiteln schaut, bekommt einen definitiv außergewöhnlichen Anime geboten, der weder visuell noch inhaltlich ein Blatt vor den Mund nimmt. Die Geschichte ist verstörend und eröffnet einen neuen Blickwinkel auf das Thema ‚Harem‘, auch wenn sich unsere Protagonisten relativ schnell den Umständen anpassen und ihr Schicksal trotz all der Demütigung zu genießen scheinen. Mit der Liebesgeschichte zwischen Kiyoshi und Chiyo versucht man zwar ein bisschen Kontrastprogramm zu bieten und Prison School mehr Tiefe zu verpassen. In den ersten drei Episoden schafft es die Love-Story jedoch nicht zwischen Meikos gigantischen Brüsten hervorzubrechen und auch nur annähernd Spotlight für sich zu beanspruchen.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Akira Hiramoto, KODANSHA/Prison School Partners