Größer, besser, blutiger
Was gibt es zu From Softwares Bloodborne zu sagen, was nicht schon längst gesagt wurde? Kenner der berühmt-berüchtigten „Souls“-Reihe werden schon wissen, was in etwa auf sie zukommt. Für alle, die mit diesen Titeln noch nichts anfangen können, hier ein kleiner Rückblick: Bloodborne erzählt die Geschichte der von einer Art Pest heimgesuchten Stadt Yarnahm, in welcher nun die Nacht der Jagd begonnen hat. Als Spieler übernehmen wir die Rolle eines Jägers, der mit allerhand grotesker Waffen auf die Jagd geht. Ähnlich der „Souls“-Reihe wird die Geschichte nur unterschwellig über Beschreibungen von Gegenständen erzählt und ist größtenteils der Interpretation des Spielers überlassen. Das mag vielleicht nicht jedem gefallen, doch dafür bietet Bloodborne wieder einmal exzellentes Gameplay und eine großartige Atmosphäre – Dinge, welche die Reihe schon immer ausgezeichnet haben.
Fürchtet das alte Blut
Bloodborne ist ein waschechtes Oldschool Action-RPG – Wenn auch im neuen Gewand. Doch das düstere, fast schon abstoßende Design und die allgemeine Stimmung lassen es nicht selten wie einen Vertreter des Survival Horror-Genres wirken. Wir erkunden die düstere Stadt und ihre angrenzenden Gebiete, betreten alte Burgen im Schnee oder sogar echte Alptraumwelten, die von H.P. Lovecraft inspirierte Welt kann sich sehen lassen. Währenddessen ist die Gefahr allgegenwärtig, denn allerhand Kreaturen bevölkern die Welt. Verrückte Stadtbewohner mit Mistgabeln und Fackeln oder Werwölfe sind da noch harmlos. Gekämpft wird mit klassischem Lock-On: wir greifen Gegner meist im Nahkampf an und weichen mit dem richtigen Timing aus. In unserer Nebenhand führen wir zudem eine von zahlreichen Schusswaffen. Diese sind jedoch nicht sonderlich effektiv, wenn es um den reinen Angriff geht. Stattdessen können wir damit Gegner kurz vor ihrem Angriff treffen und so auf die Knie zwingen – Was uns eine Chance für einen Konterangriff einbringt, mit dem wir massiven Schaden anrichten können. Dies stellt sich des öfteren aber als nicht allzu einfach heraus. „Oldschool“ ist hier quasi schon wörtlich zu nehmen. Gegner sind zu jeder Zeit ernstzunehmende Kontrahenten. Nur selten haben wir „Kanonenfutter“ vor der Nase. Wer nicht schnell genug reagiert oder die richtige Ausrüstung trägt, sieht schnell einen, zwei und mehr Bildschirmtode. Bloodborne ist, wie auch Demon’s Souls und Dark Souls, recht schwer, aber fast nie unfair. Wenn ihr sterbt, werdet ihr im selben Augenblick erkennen, was euer Fehler war. Nach eurem Ableben verliert ihr eure bisher gesammelten Blutechos, welche Erfahrungspunkte und auch Geld repräsentieren. Schafft ihr es nicht, diese im zweiten Anlauf wieder einzusammeln, sind sie für immer verloren. Den Tod zu vermeiden ist also oberste Priorität. Gerade die Bosskämpfe sind ein echtes Highlight. Hier wird euer ganzes Können und vollste Aufmerksamkeit gefordert. Das Gefühl einen dieser Kameraden endlich besiegt zu haben ist unbeschreiblich und lässt sich mit so gut wie keinem Erlebnis in modernen Spielen vergleichen. Des Weiteren sind die Musikstücke, die dabei im Hintergrund laufen, einfach grandios. Generell bietet Bloodborne 1A Sounddesign und wer sich mit der durchaus annehmbaren deutschen Sprachausgabe nicht anfreunden kann, kann diese zu jeder Zeit beliebig ändern.
Manche Geheimnisse sollten lieber unerforscht bleiben
Mit an Bord der „Game of the Year Edition“ ist natürlich der neue DLC „The Old Hunters“. Dieser bietet zahlreiche neue Waffen und Gegenstände, drei neue Gebiete, insgesamt 5 Bosse und einen neuen Eid, dem ihr beitreten könnt. Der Schwierigkeitsgrad ist gewohnt hoch. Natürlich hängt das auch davon ab, wie ihr gelevelt seid und in welchem Spieldurchgang ihr euch gerade befindet. Was im ersten Durchgang noch einfach sein mag, kann im dritten schon die Hölle auf Erden sein. Die Gebiete sind weitläufig und voller Abzweigungen, hinter denen sich Geheimnisse oder auch Abkürzungen befinden mit denen ihr euch lange Laufwege ersparen könnt. Während ihr anfangs nur in eine „aufgefrischte“ Version eines bereits aus dem Hauptspiel bekannten Gebietes marschiert, fährt der DLC später große Geschütze auf und zeigt wieder einmal die Genialität der Entwickler, die hier beim Design wirklich ganze Arbeit geleistet haben. Unsere Wege führen uns unter anderem in ein groteskes Krankenhaus oder auch ein überflutetes, verfallenes Fischerdorf. „The Old Hunters“ passt nahtlos in die bereits existierende Spielwelt und fühlt sich nicht wie ein in sich abgeschlossener, später hinzugefügter Bereich an.
„Game of the Year“ – ein Titel, der sich nicht zu verstecken braucht
Habt ihr die Nase voll von Spielen, die euch an der Hand halten und euch behandeln, als hättet ihr noch nie ein Videospiel gespielt? Wollt ihr ein Spiel ganz für euch entdecken und mal wieder richtig gefordert werden? Dann greift zu. Aber Vorsicht: Ein gewisses Maß an Frustresistenz sollte bei euch schon vorhanden sein. Wenn es zu schwer wird, gibt es ja immernoch den Online-Modus mit dem ihr euch Hilfe von anderen Spielern herbeiholen könnt. Besitzer von Bloodborne sollten schlicht zum DLC greifen, denn grob 20 Euro sind ein mehr als guter Preis. So werdet ihr, je nachdem wie ihr spielt, zwischen 7 und 15 Stunden – oder sogar noch länger – alleine mit dem neuen DLC beschäftigt sein.
Stefan Scholz
Bildquelle(n): ©2016 Sony Computer Entertainment Europe