Altes Spiel, neuer Blickwinkel
Mit Guitar Hero Live möchte Activision die Rock-Simulation zurück in eure Wohnzimmer holen. Nachdem das Genre in den letzten Jahren eingeschlafen ist, erscheint nun sozusagen ein Remake – es behält die Stärken der Reihe bei, schreckt aber auch nicht davor zurück zu experimentieren. Herausgekommen ist ein zweischneidiges Schwert. Denn für sich gesehen funktioniert Guitar Hero Live super. Alle die jedoch bereits hunderte von Euro in Gitarren, Drum-Sets und Co. investiert haben, können ihr Equipment im neuen Spiel nicht mehr nutzen.
Easy to learn, hard to master
Der neue Gitarrencontroller ist definitiv ein Fortschritt. Die nun insgesamt 6 Anschlagstasten spiegeln das Gefühl einer echten Gitarre viel realistischer wieder, als die zahlreichen Vorgängermodelle. Durch die vielen, gut durchdachten Schwierigkeitsgrade findet man schnell einen frustfreien Einstieg ins Spiel, während die höheren Schwierigkeitsgrade alles bisher gekannte in den Schatten stellen. So muss man im einfachen Modus lediglich drei Tasten greifen, die Gefahr sich die Finger zu verknoten ist niedrig. Später kommen aber anspruchsvolle Griffwechsel und massenweise Akkorde hinzu – hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Eine ganz neue Form der Motivation ist das Publikum. Wie der Name „Live“ bereits erahnen lässt, hat man sich von den comichaften Animationen verabschiedet und findet sich nun vor echtem Publikum wieder – inklusive cooler „Point of View“-Sicht. Wer gut spielt, ordentlich Punkte sammelt und regelmäßig seine Hero Power (früher bekannt als Star Power) nutzt heizt der Crowd ordentlich ein und das kann sich sehen lassen. In zahlreichen Gemütszuständen je nach Talent des Spielers feiern die Massen auf dem TV und egal ob man es nun „atmosphärisch“ oder einfach nur „peinlich“ findet – ganz unvermeidlich kommt Stimmung auf, vor allem wenn man zusammen mit Freunden jammt.
Toller Singleplayer, fieses Online-Bezahlmodell
Auch der Umfang kann sich sehen lassen, insgesamt befinden sich 42 Songs und ein Karrieremodus, der jedem Träumer den Wunsch erfüllt einmal vor großem Publikum zu spielen, auf der Disc. Doch dann gibt es noch das schwarze Schaf, welches auf den Namen Guitar Hero TV hört. Während die Idee an sich fabelhaft ist und den Spielern die Möglichkeit bietet hunderte von neuen Songs zu entdecken, ist das Micro-Payments System dahinter alles andere als nutzerfreundlich. Zwar kann man theoretisch auch nur mit der im Spiel verdienten Währung auskommen, bezahlt man seine „Token“ dann aber doch mit echtem Geld ist die Tatsache, dass die Songs wieder aus der Sammlung verschwinden und nicht dauerhaft erworben werden sehr ernüchternd. Dies stößt bei der Presse und den Fans ebenfalls auf große Kritik.
Abgesehen davon ist Guitar Hero Live ein hervorragender Neustart eines totgeglaubten Franchise gelungen, das gemeinsame Jammen im Wohnzimmer macht wieder großen Spaß und der neue Gitarren-Controller ist näher am realistischen Gitarrengefühl als je zuvor.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Copyright 2015 Activision Publishing, Inc.