Der Nahost-Konflikt mal aus einer anderen Perspektive: Harvey Pekar, bekannt durch seine autobiografische Comicreihe American Splendor, eröffnet uns in seinem letzten, von ihm unvollendeten Werk Ein anderes Israel seine ganz eigene Sichtweise auf Israel.
Ein anderes Israel: Harvey Pekar und der Zionismus
Comic-Autor Harvey Pekar hinterließ mit seiner unvollendeten Graphic Novel Ein anderes Israel sein politisches Vermächtnis. Als Kind wuchs er in einem politisch engagierten und liberalen proisraelischen Elternhaus in Cleveland auf und erlebte eine unbeschwerte Kindheit. Begleitet wurde er in seiner jüdischen Identität erzieherisch stets vom Zionismus – ob nun mit marxistischem oder religiösem Hintergrund. Für Harvey war klar: der Staat Israel muss geschaffen werden, damit Juden auf der Welt sicher sind.
In Ein anderes Israel begleitet man Harvey Pekar u.a. durch Bibliotheken, Büchereien und Burgerläden und verfolgt dabei seine Erzählungen vom Wandel seiner Sichtweise auf Israel und dem Nahost-Konflikt. Denn schon bald als junger Mensch sollte sein vorgelebter Glaube an die Idee eines israelischen Staates ins Wanken geraten. Dabei diskutiert er auch immer wieder mit seinem Begleiter und Comic-Illustrator JT Waldman die Träume, Mythen und Tatsachen des modernen Israel.
Historischer Abriss in Ein anderes Israel
Pekar führt den Leser in einem geraden Ritt durch die Geschichte des jüdischen Volkes und seziert den Irrsinn einer religiös und ideologisch übersteigerten Idee von einem „modernen“ Israel. Mit allerhand Querverweisen auf religiöse, politische und ethnische Konflikte, die sich durch die gesamte Vergangenheit und Gegenwart der Nahostregion ziehen, zeigt er die Sinnlosigkeit der Auseinandersetzungen auf, die nunmehr seit Jahrzehnten Araber und Israelis gegeneinander schlagen lässt.
JT Waldman hat die Graphic Novel zum Abschluss gebracht, nachdem Harvey Pekar seinem jahrelangen Kampf gegen den Krebs erlag. Er illustriert die eher monologisch geprägten Comicseiten, die ab und zu mit vorhersehbaren Dialogen unterbrochen werden – in mal schlichtem und manchmal effektvollem Schwarz-Weiß. Das Abschlusswerk wird zum letzten Paukenschlag des Comicautoren, der in den 80er und 90er Jahren mit seinem eigenen, alltäglichen Erzählstil in American Splendor die Comicwelt erfrischt hat. Seinen Frust auf die alltäglichen Dinge und die Welt ließ er gerne raus und nun kann man sich davon in seiner letzten Graphic Novel noch einmal überzeugen. Äußerst provokant, wie ich finde.
Harvey Pekars Ein anderes Israel könnt ihr beim Splitter-Verlag online bestellen oder beim Händler eures Vertrauens kaufen.
Marc Zehmke
Bildquelle(n): Splitter-Verlag