Nachdem die Gruppe um Rick Grimes in The Walking Dead Band 10 – Dämonen auf Abraham, Rosita und den vermeintlichen Wissenschaftler Eugene gestoßen war und kurzerhand zum Aufbruch nach Washington D.C. überredet werden konnte, befinden sich alle nun endgültig auf dem Weg nach D.C.
The Walking Dead Band 11 – Jäger und Gejagte
Es hat sich bereits zuvor angedeutet, dass Ben – einer der beiden Söhne vom bereits verstorbenen Allen – eine Art psychische Störung zu entwickeln beginnt. Schon vorher hat dieser damit begonnen, völlig emotionslos Tiere zu töten. Es kommt dazu, dass Ben schließlich seinen eigenen Zwillingsbruder Billy in scheinbarer geistiger Abwesenheit umbringt, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was er getan hat. Er glaubt, dass Billy nichts passiert sei, da er seinen Kopf nicht verletzt habe. Anschließend trifft eine weitere geheimnisvolle Person auf Ricks Gruppe – Pater Gabriel Stokes. Völlig einsam durchquerte er das Land mit einer Bibel in der Hand und dem Wort Gottes als sein einziger Schutz. In der folgenden Nacht schleicht sich Carl in den Wagen, in welchem Ben festgehalten wird, um ihn zu erschießen, was die Gruppe zwar mitbekommt, aber nicht erkennt, dass es Carl gewesen war. Er tat dies nach einer Diskussion über Bens Tat und dem weiteren Vorgehen ihm gegenüber zwischen Rick, Andrea, Abraham und dem Rest der Gruppe. Da diese Diskussion zu keinem abschließenden Ergebnis geführt hatte, fühlte Carl, dass er die Angelegenheit selber regeln müsse.
Es kommt zu einem Zombie-Angriff und Dale wird, alleine durch den Wald laufend, von plötzlich erscheinenden Kannibalen entführt. Sie amputieren ihm sein verbliebenes Bein, um dies vor seinen Augen zu verspeisen. Jedoch wussten sie dabei nicht, dass Dale bei dem Zombie-Angriff zuvor gebissen wurde und lediglich zum Sterben in den Wald gegangen war – sein Fleisch ist also verseucht. Ricks Gruppe verschanzt sich in Gabriels Kirche, woraufhin eine Katz-und-Maus-Jagd zwischen der Gruppe und den Menschenfressern beginnt. Glenn wird verwundet, in der Hoffnung, die Kannibalen könnten Rick damit in Panik versetzen. Dies ist jedoch Auslöser dafür, dass er nun beginnt, die Menschenfresser endgültig aufzuspüren und zu beseitigen. Kurze Zeit später werden sie fündig und Rick lässt die gesamte Kannibalen-Truppe foltern und hinrichten. Dies löst einen inneren Konflikt in Pater Gabriel aus, der Rick und seine Leute folglich als Strafe für seine vergangenen Taten ansieht. Dale stirbt und Andrea höchstpersönlich schießt ihm in den Kopf, um ihn endgültig zu töten. Carl wendet sich an Abraham und gesteht ihm, dass er es gewesen war, der Ben umgebracht hat.
Verkostung
In The Walking Dead Band 11 – Jäger und Gejagte haben wir erneut den Eindruck, dass die Zeichnungen von Charlie Adlard und die damit verbundenen Schattierungen Cliff Rathburns einen erneuten Qualitätsschub erfahren haben. Es mag nur ein Eindruck sein, aber selbst Kleinigkeiten und kleinere Details sind nochmals genauer illustriert und mit mehr Liebe zum Detail abgebildet, als es zuvor der Fall war. Zudem bietet Band 11 – Jäger und Gejagte endlich wieder mehrere hervorragende ganzseitige Zeichnungen, die unglaublich atmosphärisch wirken. Dabei scheint der Fokus in diesem Band auf den düsteren menschlichen Emotionen zu liegen, welche extrem gut eingefangen werden konnten.
Im Hinblick auf die The Walking Dead TV-Serie bestehen hier erneut viele Unterschiede und interessante Hinweise. Es wird nun endgültig klar, dass Ben und Billy – die Söhne von Allen und Donna – in der Fernsehserie auf die beiden Mädchen Lizzie und Mika projiziert wurden, welche im Comic dagegen bislang nicht existieren. Einerseits war es zudem verwunderlich, dass Dale im Comic so lange überlebt, während er in der Serie bereits auf Hershels Farm verstorben war. Andererseits ist es interessant, dass der im Comic bislang nicht existierende Charakter Bob Stookey den Tod stirbt, den Dale im Comic durch die Kannibalen erfährt. Carls bislang wohl düsterster Moment, als er Ben erschießt, existiert in der The Walking Dead TV-Serie nicht. Diese Bürde wurde der dort noch lebenden Carol auferlegt, als diese zutiefst mit sich selbst kämpfend Lizzie schließlich erschießt, nachdem diese ihre Schwester Mika erstochen hat.
Unserer Meinung nach, zeigt das mittlerweile nun schon elfte Gericht der The Walking Dead Streuner-Küche eine weitere Dimension der charakterlichen Entwicklung innerhalb der Gruppe um den ehemaligen Polizisten Rick Grimes. Dales Tod kam relativ unerwartet und die Tatsache, auf welche Art und Weise Carl immer mehr und mehr abhärtet und eiskalte Verhaltensmuster an den Tag legt, ist ebenso beklemmend wie auch spannend. Auch Rick hat uns in seiner Abgebrühtheit und seiner Kälte überrascht, als er den Kannibalen vermeintlich alleine gegenüberstand – eine grandiose Szene, die nicht besser hätte dargestellt werden können. Im Großen und Ganzen sind wir nach The Walking Dead Band 11 – Jäger und Gejagte sehr satt, aber nicht übersättigt. Das bedeutet, dass wir uns nach wie vor auf die Fortsetzung freuen und es gar nicht abwarten können, uns erneut den Bauch vollzuschlagen.
Julian Elison
Bildquelle(n): Cross Cult c/o Amigo Grafik GbR