Na ihr Jecken? Oder Närrinnen und Narren? Oder Karnevalshasser? Hier in Köln steppt ja wieder der Bär und ein allseits beliebtes Kostüm ist der Cowboy. Das bringt mich, äußerst elegant, zu meinem ersten Film: Bone Tomahawk. Obgleich er auch nicht wirklich zur närrischen Zeit und schon gar nicht zur einigermaßen heiteren Stimmung passt. In S. Chris Zahlers Film geht es um Rache, Kannibalen, Cowboys und Blut. Viel Blut. Allerdings erst nach einer ganzen Weile. Ähnlich langsam wie Tarantinos Hateful 8, der gerade in den Kinos läuft, braucht Bone Tomahawk ziemlich lange um in die Gänge zu kommen. In einer Kleinstadt irgendwo zwischen Texas und Mexiko kommt es zu Entführungen einzelner Bewohner durch Höhlen-Kannibalen. Darunter auch die Frau (Lili Simmons) des lokalen Rinderbarons (Patrick Wilson). Der lässt sich das natürlich nicht gefallen und macht sich, trotz gebrochenen Beines, mit Hilfe des Sheriffs (Kurt Russell), seines Deputys (Richard Jenkins) und einem scheißwütigen Revolverhelden (Matthew Fox) auf die Suche nach den Entführern und den Geiseln. Tjo. Wenns denn so einfach wäre, wäre der Film natürlich nur 60 Minuten kurz und nur halb so interessant – der Trupp stößt natürlich auf allerhand Widerstand.
Was Tarantino mit seinem momentanen Schnarch-Western falsch macht, nämlich in den langsamen Momenten keine Spannung aufzubauen, macht Zahlers hier genau richtig. Fantastische Landschaftsaufnahmen, Dialoge, die zur Geschichte passen und eine zweite Hälfte, die die 18er Freigabe mehr als rechtfertigen. Freunde des Old-School-Westerns kommen auf jeden Fall voll auf ihre Kosten. Fans von fiesen Gewaltexzessen auch – allerdings erst nach etwas Durchhaltevermögen – was sich aber absolut lohnt. Wenn ihr also Kurt Russell in einem guten Western genießen wollt, dann geht nicht ins Kino, sondern gönnt euch Bone Tomahawk.
Vom langsamen, aber gut inszenierten Western zu einem Film, der uns nach Thailand verschlägt. Zero Tolerance überschreitet bei mir dabei aber recht schnell meine Null-Toleranz-Grenze, so öde ist er leider.
Thema ist auch hier die Rache. Nämlich die eines Vaters, der sich am miesen Menschenhandelskartell rächen möchte, der seine Tochter auf dem Gewissen hat. Johnny (Dustin Nguyen) bekommt auf der Suche nach den Hintermännern Hilfe von seinem Polizistenfreund Peter (Sahajak Boonthanakit) Gemeinsam stellen sie sich gegen die beiden Quoten-Amis Steven (Scott Adkins) und Sammy (Gary Daniel), sowie das fiese Kartell. Natürlich lässt sich Johnny von den muskelbepackten Fleischklopsen nicht aufhalten und Peter guckt echt oft weg, wenn sein Freund mal wieder einen Trauer-Ausraster bekommt und alles niedermäht, was und wer ihm so im Weg steht. Dreh- und Produktionsort ist dabei Thailand, besser gesagt Bangkok. Dabei zeigt sich die Stadt von einer ihrer übelsten Seiten, inklusive dunkeln Ecken, fiesen Mafiagangstern, Prostitution und viel Regen. Wenn wenigstens die Geschichte spannender wäre oder sich Drehbuchautor und Regisseur Wych Kaosayananda wenigstens ab und zu einen schönen Hook oder Twist einfallen lassen hätte, wäre ich ja zufrieden. Aber neeeeein, es muss ja ne 0815-Rache-Geschichte sein, die so ausgelutscht ist wie manch Kunden in dementsprechenden Bars. Ok, sorry. Aber Zero Tolerance: Auge um Auge ist einfach nur langweilig und vorhersehbar, dass bei mir oft der Finger über der Vorspulentaste gekreist ist. Tut euch das nicht an – wenn ihr auf gut inszenierte Rache steht, vielleicht auch mit ein bisserl mehr Gewalt und nem soliden Cast, dann empfehle ich euch beide Teile von The Raid. Zwar nicht aus Thailand, aber dafür aus Indonesien und die hatten es bei den Filmen echt drauf!
Bone Tomahawk ist am 21.01.16 auf Blu ray, DVD und VoD erschienen.
Zero Tolerance: Auge um Auge erscheint am 11.02.16 auf Blu ray, DVD und VoD.
Sarah Schindler