Die neue Komödie von Woody Allen, ein Actionfilm mit Tom Cruise und mehr als ein Dutzend weitere Kinostarts: In dieser Woche haben es Filmfreunde wieder schwer, sich zu entscheiden. Einen Kinobesuch wert ist auch der Jugendfilm „Die Mitte der Welt“ nach dem gleichnamigen Roman von Andreas Steinhöfel. Passend zum morgigen Beginn der Schachweltmeisterschaft in New York kommt „Magnus“, ein Dokumentarfilm über den norwegischen Titelverteidiger Magnus Carlsen in die Kinos. Der holländische Regisseur Mike van Diem bekam 1998 für seinen ersten Film „Karakter“ den Auslands-Oscar, nun präsentiert er seinen zweiten Spielfilm „Surprise“. In dieser herrlich aberwitzigen Komödie trifft Romantik auf schwarzen Humor, auf Action, auf blaublütige Noblesse.
Die Mitte der Welt
Regie: Jakob M. Erwa, Verleih: Universum Film
Als der 17-jährige Phil (Louis Hofmann) aus dem Sommercamp nach Hause kommt, hat sich dort etwas verändert. Seine Zwillingsschwester Dianne (Ada Philine Stappenbeck) geht ihm aus dem Weg und redet nicht mehr mit der Mutter (Sabine Timoteo). Er hat keine Ahnung, was vorgefallen ist, aber das neue Schuljahr bringt ihn auf andere Gedanken. Denn er verliebt sich in den neuen Mitschüler Nicholas (Jannik Schümann). Phil sehnt sich nach einem Anker in seinem Leben, aber die Gewissheiten der Kindheit sind brüchig geworden.
Jakob M. Erwa ist ein wunderschöner Coming-of-Age-Film gelungen, der jung und tief empfunden wirkt. Die Gegenwartsebene wird durchbrochen von Phils Kindheitserinnerungen, so dass eine fruchtbare Zweigleisigkeit auf seiner Suche nach Antworten entsteht. Louis Hofmann spielt den verletzlichen, unschuldigen Charakter hervorragend. Besonders beeindruckend ist die Ausdruckskraft und Kreativität der visuellen Gestaltung.
Café Society
Regie: Woody Allen, Verleih: Warner Bros.
Der junge Bobby (Jesse Eisenberg) sieht in den 1930er Jahren in seiner Heimatstadt New York wenig berufliche Chancen und steht überraschend bei seinem Onkel Phil (Steve Carell) in Hollywood auf der Matte. Phil, der als Filmagent gut im Geschäft ist, soll ihm auch einen Posten verschaffen. Bobby verliebt sich in Phils junge Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart). Aber er kehrt allein nach New York zurück und steigt dort auf zum Betreiber eines angesagten Clubs. Jahre später laufen sich Bobby und Vonnie wieder über den Weg.
Woody Allen dreht jedes Jahr einen neuen Film. Effizient ist nicht nur sein Arbeitsstil, auch diese gelungene Komödie wirkt gekonnt auf den Punkt gebracht. Mit wenigen, sehr kurzen Szenen kann Allen ganze Milieus zum Leben erwecken, sei es nun im alten Hollywood oder an der Ostküste. Die Handlung nimmt sehr unterhaltsam Fahrt auf und trotz der leichten Atmosphäre geht es wieder einmal mit philosophischer Tiefe um den Preis, der für jede Lebensentscheidung zu bezahlen ist.
Surprise
Regie: Mike van Diem, Verleih: Kinostarts
Jacob (Jeroen van Koningsbrugge) ist nach dem Tod seiner Mutter schwerreicher Alleinerbe eines riesigen Familienvermögens samt Schloss und Personal. Aber er will aus dem Leben scheiden, weil er schon seit seiner Kindheit nichts mehr empfinden kann. Jacob kontaktiert ein Unternehmen, das außerhalb der Legalität genau solche Wünsche erfüllt. Man bietet ihm die Variante „Surprise“ an, bei der ihm nicht bekannt ist, wann und wie ihn der Tod ereilen wird. Jacob lernt jedoch Anne (Georgina Verbaan) kennen, die auch auf die gleiche Weise dahinscheiden will. Er hat es auf einmal mit dem Sterben nicht mehr so eilig, aber ein Rücktritt vom Vertrag ist nicht möglich.
Mike van Diem erweist sich als ein ideenreicher Meister des schwarzen Humors. In Sachen Effizienz und Timing durchaus mit Woody Allen vergleichbar, unterhält van Diem mit einer schrägen, aber perfekt konstruierten Komödie. Sie wartet mit einer ganzen Reihe überraschender Wendungen auf.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): Universum Film, Warner Bros., Kinostar