In dieser Woche gibt es mit „Spider-Man: Homecoming“ wieder einmal einen Blockbuster, gegen den die anderen Kinostarts tendenziell das Nachsehen haben. Sicherlich ist es interessant, zu erfahren, ob Darsteller Tom Holland in seine Rolle als Superheld hineinwächst.
Doch was gibt es sonst noch? Da wäre die Verfilmung des romantischen Zeitreise-Romans von Kerstin Gier, „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“. Leider bestätigt sie nur den zweifelhaften Ruf des deutschen Komödiengenres. Wem in dieser Woche der Sinn nach Komödie steht, wird nicht so leicht auf seine Kosten kommen. Denn auch das französische Exemplar „Zum Verwechseln ähnlich“ schmeckt ein wenig nach Diät.
Mehr Auswahl bietet der Bereich Drama. Eleanor Coppolas „Paris kann warten“ wurde von der Kritik nicht sonderlich gelobt. Gemischt bis positiv fielen die Rezensionen für „Begabt – Die Gleichung eines Lebens“ aus, während „Meine glückliche Familie“ bei der Filmkritik in der Regel sehr gut ankam. An der Grenze zum Thriller angesiedelt ist die dunkle Arthouse-Perle „Der Ornithologe“ aus Portugal. Weitere Thriller sind George Sluizers „Dark Blood“, sowie „Berlin Falling“, das Regiedebüt des Schauspielers Ken Duken, das nur am 13., 14. und 15. Juli in den Kinos läuft.
Mit „Fallen – Engelsnacht“ kommt eine neue Jugend-Fantasyreihe auf die große Leinwand, die in Buchform Erfolge feierte. Die romantische Geschichte erweist sich vor allem als Fest der schönen Bilder. Einen Blick lohnen die zwei Dokumentarfilme der Woche. „Dream Boat“ sieht sich auf einer Kreuzfahrt für Schwule um, auf der ständig Partystimmung herrscht. Und „Cloclo und ich“ erzählt von einer schwierigen Kindheit mit permanenten Umzügen. Der Schweizer Regisseur Stefano Knuchel kann sich mit einer Fülle stilistischer Mittel wunderbar in die eigene Vergangenheit und die seiner Familie hineinversetzen.
Der Ornithologe
Regie: João Pedro Rodrigues, Verleih: Salzgeber
In den einsamen Wäldern im Norden Portugals paddelt ein Mann im Kajak den Fluss entlang. Er heißt Fernando (Paul Hamy), ist Ornithologe und beobachtet entsprechend unermüdlich mit seinem Fernglas die Vögel. So gerät er in die Stromschnellen und erwacht ohne Kajak, dafür aber in den Händen zweier chinesischer Pilgerinnen. Sie haben ihn gerettet, erweisen sich aber als heimtückisch.
Der portugiesische Regisseur João Pedro Rodrigues präsentiert ein spannendes Survival-Abenteuer, das an jeder Ecke mit skurrilen Überraschungen aufwartet. Je tiefer der einsame Held in die Wildnis eindringt, desto mehr sieht er sich mit seinen unbewussten Ängsten und Leidenschaften konfrontiert. Seine Erlebnisse und Begegnungen mit anderen Menschen verlaufen zunehmend mystisch. Zum besseren Verständnis ist es hilfreich zu wissen, dass Rodrigues eine sehr freie Interpretation der Legende vom Heiligen Antonius im Sinn hatte. Der filmische Trip entwickelt nicht zuletzt wegen der sinnlichen Kraft der Naturaufnahmen einen unwiderstehlichen Zauber.
Berlin Falling
Regie: Ken Duken, Verleih: NFP
Frank (Ken Duken) betäubt seine Erinnerungen an den Militäreinsatz in Afghanistan mit Alkohol. Auch für die lange Autofahrt nach Berlin, wo er seine kleine Tochter für einen Besuch abholen soll, kauft er sich Hochprozentiges. Widerwillig nimmt er den Anhalter Andreas (Tom Wlaschiha) mit. Das wird er schnell bereuen, denn der Fremde hat eine Bombe im Gepäck und will ihn in seine kriminellen Pläne mit hineinziehen.
Ken Dukens Thriller beschränkt sich weitgehend auf das intensive Kammerspiel der beiden Kontrahenten während der Autofahrt. Das gute Spiel der Darsteller und die überraschenden Wendungen sorgen für eine ziemlich hohe Spannung. Und auch die Behandlung des Themas Terrorismus und ideologische Verblendung überzeugt.
Zum Verwechseln ähnlich
Regie: Lucien Jean-Baptiste, Verleih: Neue Visionen Filmverleih
Sali (Aïssa Maïga) und Paul (Lucien Jean-Baptiste) sind ein Pariser Ehepaar mit afrikanischen Wurzeln. Zu ihrem Glück fehlt nur noch ein Kind, das sie adoptieren wollen. Die Behörde bietet ihnen den kleinen Benjamin an, einen weißen Jungen. Sali und Paul schließen ihn bedenkenlos in die Arme, doch dann macht ihnen eine Frau vom Amt das Leben schwer. Sie will mit ständigen Kontrollbesuchen prüfen, ob das Paar dem Jungen auch wirklich gerecht wird. Und Sali wird draußen oft sofort für das schwarze Kindermädchen des Jungen gehalten.
Die Idee ist gut, einmal zu zeigen, mit welchen Vorurteilen Eltern zu kämpfen haben, die dem üblichen Klischee von Adoptionen widersprechen. Die also nicht weiß sind und ein farbiges Kind annehmen. Sali und Paul werden mit viel Gedankenlosigkeit konfrontiert und Salis afrikanische Eltern haben sogar große Vorbehalte gegen das Baby. Mit alldem geht die Komödie relativ unterhaltsam und sehr versöhnlich um. Nur klappt es oft nicht optimal mit dem komödiantischen Timing.
Bianka Piringer
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