Die Kinostarts dieser Woche ergeben ein regelrechtes Defilee hochkarätiger Filme. Die Sci-Fi-Horroraction „Resident Evil 6: The Final Chapter“ befindet sich ebenso darunter wie Mel Gibsons Kriegsdrama „Hacksaw Ridge“. Letzteres wurde gerade in mehreren Kategorien für den Oscar nominiert. Wer Krimi- und Thrillerspannung schätzt, dürfte im Mafia-Drama „Suburra“ und in M. Night Shyamalans „Split“ auf seine Kosten kommen. Für ihre Rolle der First Lady Jackie Kennedy in Pablo Larraíns Drama „Jackie“ erhielt Natalie Portman dieser Tage eine Oscarnominierung.
Wim Wenders‘ Verfilmung des Handke-Stücks „Die schönen Tage von Aranjuez“ bietet sinnlichen Arthouse-Genuss. Auch die schräg-schaurige Kostümfilmposse „Die feine Gesellschaft“ aus Frankreich fällt aus dem Rahmen des Alltäglichen. Ausgesprochen sehenswert ist aber auch Marc Rothemunds Dramödie „Mein Blind Date mit dem Leben“.
Die feine Gesellschaft
Regie: Bruno Dumont, Verleih: Neue Visionen
Die blaublütige Familie van Peteghem weilt 1910 auf Sommerfrische an der Küste. Der Familienvater André (Fabrice Luchini) wirkt ziemlich tatterig, seine Frau Isabelle (Valeria Bruni Tedeschi) hat schwache Nerven. Die werden von Andrés Schwester Aude (Juliette Binoche) noch mehr strapaziert. Audes androgyne Teenager-Tochter Billie (Raph) verliebt sich in den Fischerjungen Lümmel (Brandon Lavieville), der mit seiner Familie in bitterer Armut lebt. Weil in der Gegend Touristen spurlos verschwinden, nehmen zwei Polizisten Ermittlungen auf.
In Bruno Dumonts Gesellschaftsposse ist die Kluft zwischen Arm und Reich am Beginn des 20. Jahrhunderts riesengroß. Die Adligen ergehen sich tagein tagaus in Entzücken, Langeweile und Weltfremdheit. Zudem machen ihnen die Folgen von Inzucht zu schaffen. Die Fischer hingegen hausen im Dreck und sind für böse Überraschungen gut. So unterhält die furios überdrehte Geschichte mit viel makabrem Humor.
Split
Regie: M. Night Shyamalan, Verleih: Universal Pictures
Die junge Casey (Anya Taylor-Joy) und zwei weitere Mädchen werden auf einem Parkplatz von einem unbekannten Mann (James McAvoy) entführt. Er sperrt sie in ein Verlies und sucht sie fortan in wechselnden Rollen auf. Mal gibt er sich als Kind, mal als Frau, mal als Kontrollfreak aus. Er leidet nämlich an einer dissoziativen Identitätsstörung und besteht aus 23 Persönlichkeiten. Nun kündigt sich das Erwachen einer monströsen 24. Persönlichkeit an. Casey, die ein psychisches Trauma mit sich herumschleppt, nutzt ihr Einfühlungsvermögen, um die Flucht zu planen.
M. Night Shyamalan legt einen düsteren, hoch spannenden Psychothriller vor. Was den Täter so unberechenbar macht, ist der labile Mechanismus seiner multiplen Persönlichkeit. Obwohl Shyamalan auch übernatürliche Aspekte einflicht, steht die psychologische Ebene mit dem inneren Drama des Täters im Mittelpunkt. Weil er intelligent aufgebaut ist, hebt sich der beklemmende Film positiv von anderen Genrebeispielen ab.
Mein Blind Date mit dem Leben
Regie: Marc Rothemund, Verleih: Studiocanal
Nach dem Abitur möchte Saliya (Kostja Ullmann) eine Ausbildung zum Hotelfachmann beginnen. Doch er bekommt nur Absagen, weil er erwähnt, dass er nur eine Sehkraft von fünf Prozent besitzt. Also beschließt er, das künftig zu verschweigen. Prompt bekommt er eine Einladung zum Vorstellungsgespräch im noblen Münchner Hotel Bayerischer Hof. Nun übt Saliya fleißig, um in dieser entscheidenden Situation seine Behinderung zu kaschieren, und bekommt die Stelle. Aber jetzt fangen seine Probleme erst richtig an. Gut, dass er in seinem Kollegen Max (Jacob Matschenz) einen heimlichen Verbündeten findet.
Die gut gelaunte, aber auch ungemein spannende Dramödie von Regisseur Marc Rothemund basiert auf der Autobiografie von Saliya Kahawatte. Kaum zu glauben, wie es dieser Hotel-Azubi schafft, sein fehlendes Sehvermögen zu kompensieren und zu verheimlichen. Gerne fiebert man mit dem hervorragend gespielten Filmhelden mit und genießt dabei auch noch das Ambiente des Münchner Traditionshotels.
Bianka Piringer
Fotoquelle(n): Neue Visionen Filmverleih, Universal Pictures, Studiocanal