Es tummeln sich vielversprechende Titel unter den Kinostarts dieser Woche, aber leider ist nicht alles Gold, was glänzt. Wer einen Film sehen will, der seinen zeitlosen Wert bereits bewiesen hat, sollte die Wiederaufführung von „Die Reifeprüfung“ aus dem Jahr 1967 besuchen.
Die Fortsetzung des Sci-Fi-Franchises “Planet der Affen: Survival“ (siehe auch das separate AGM-Review) trägt zuweilen schwer am Gewicht philosophischer Gedanken, bietet aber spektakuläre Schauwerte. Dem Animationsabenteuer „Emoji – Der Film“ fehlt es hingegen gerade an inhaltlicher Relevanz.
Auf dem Gebiet der Komödie sind zwei mehr oder weniger passable Exemplare zu verzeichnen. Der französische Film „Alibi.com“ erzählt eine trubelige Geschichte über den Betreiber einer Firma, die ihren Kunden Alibis besorgt, wenn sie ihre Liebsten betrügen und hintergehen wollen. Bald braucht er jedoch selbst ein Alibi, denn seine neue, wahrheitsliebende Freundin darf nicht erfahren, was er so treibt. Die interessante Grundkonstellation verzettelt sich etwas in Action und Slapstickhumor, aber die Komödie hat auch ihre kleinen, gelungenen Momente. Mit „Grießnockerlaffäre“ geht das bayerische Krimikomödien-Franchise um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer in die vierte Runde. Wer den satirischen Humor des neuen bayerischen Heimatfilms mit seinen urigen Charakteren schätzt, wird auch hier recht zuverlässig bedient.
Die renommierten Darsteller Michael Fassbender und Brendan Gleeson spielen in dem britischen Actiondrama „Das Gesetz der Familie“ einen Sohn und seinen Vater. Sie führen mit ihrem Familienclan ein Leben außerhalb der Legalität, das dem Sohn, der selbst Kinder hat, nicht mehr zukunftsträchtig erscheint. Der Film kann sich nicht richtig entscheiden, was er sein will, Gangsterballade oder Sozialdrama. Er verhält sich seinen wenig sympathischen Figuren gegenüber zu unkritisch. Aus der Schweiz kommt die kleine, liebenswerte Filmperle “Die göttliche Ordnung“. Sie erinnert durchaus humorvoll daran, dass sich die eidgenössischen Frauen das Wahlrecht 1971 hart erkämpfen mussten.
Planet der Affen: Survival
Regie: Matt Reeves, Verleih: Twentieth Century Fox
Der Schimpanse Caesar (Andy Serkis), der über menschliche Intelligenz verfügt, will sein Volk vor den kriegswütigen Menschen in Sicherheit bringen. Aber sein erbitterter Feind, der Colonel (Woody Harrelson), attackiert die Affen und tötet Caesars Frau und den ältesten Sohn. Nun will sich Caesar rächen und macht sich auf den Weg zum Fort des Bösewichts, gefolgt von ein paar treuen Gefährten.
Das 2011 begonnene „Planet der Affen“-Reboot geht in die dritte Runde. Es vertieft sich zuweilen durchaus überzeugend in die Frage, ob der Mensch das Beste aus seinen evolutionären Anlagen gemacht hat. Warum sollten ihnen nicht die Primaten, die sprachliche und geistige Fähigkeiten entwickelt haben, moralisch überlegen sein? Krieg und Machogehabe sind sowas von gestrig, sagt die Geschichte und lässt den seelisch verhärteten Caesar schwer mit sich selbst ringen. Die Performance-Capture-Darstellungen sind überaus gelungen. Außerdem gibt es wunderbare Landschaften zu bestaunen. Aber manchmal wird die düstere Geschichte so schwermütig, dass sie fast zum Stillstand kommt.
Die göttliche Ordnung
Regie: Petra Volpe, Verleih: Alamode Film
Die westliche Welt befindet sich 1971 im Aufbruch, nur in der Schweiz läuft weiter alles seinen gewohnten Gang. Im Dorf, in dem Nora (Marie Leuenberger) lebt, sind selbst die meisten Frauen noch der Meinung, dass sie in der Männerdomäne Politik nichts verloren haben. Nora mag nicht mehr den ganzen Tag für ihren Mann Hans (Max Simonischek), die beiden Kinder und den Schwiegervater putzen und kochen. Sie will wieder arbeiten gehen, aber Hans macht von seinem gesetzlichen Recht Gebrauch, ihr das zu verbieten. Nun dämmert der sanftmütigen Nora, dass sie das Stimmrecht braucht und sie bricht im Dorf eine regelrechte Frauenrebellion vom Zaun.
Spät, sehr spät bekamen die Frauen in der Schweiz das Stimm- und Wahlrecht. Aber man vergisst leicht, dass auch in Deutschland Männer ihren Ehefrauen bis 1977 verbieten konnten, arbeiten zu gehen. Dieser launige, humorvolle Ausflug in eine gar nicht so ferne Epoche erinnert daran, dass die Emanzipation den Frauen nicht in den Schoß fiel. Die sympathische Hauptdarstellerin Marie Leuenberger spielt die Verwandlung vom braven Hausmütterchen zur Person mit einer eigenen Meinung mit überzeugender Selbstverständlichkeit. Die aus heutiger Sicht lächerlichen Widerstände, denen Nora begegnet, lassen schmunzeln. Stets aber scheint auch die versöhnliche Haltung des Films durch.
Emoji – Der Film
Regie: Tony Leondis, Verleih: Sony Pictures
Der Teenager Alex ahnt ja nicht, dass die Emojis in seiner Handy-App ein reges Gemeinschaftsleben führen. Emoji Gene fällt in seiner Stadt Textopolis allerdings unangenehm auf. Denn im Gegensatz zu den anderen Symbolen kann er seine Gefühle nicht hinter einem einzigen Ausdruck verbergen. In seinem Fall sollte es das gelangweilte Meh sein. Also macht er sich mit dem nicht mehr so gefragten Hi-5 auf den Weg zur technikaffinen Jailbreak, die sie in die Cloud bringen will. Dort können sie repariert, bzw. umcodiert werden. Aber auf seinem abenteuerlichen Trip durch verschiedene Handy-Programme wird das Trio von Anti-Virus-Bots gejagt.
Der Mensch malt sich gerne Fantasiegeschichten aus, in denen Tiere, Gegenstände, Videospielcharaktere oder sogar Gefühlsregungen personifiziert werden. Besonders Kinder sind sicherlich für die Vorstellung zu begeistern, dass die beliebten Smiley-Figuren ein Eigenleben voller Abenteuer führen. Diesem Animationsfilm fehlt es auch nicht an visueller Kreativität, um Datenströme, die Firewall, diverse Apps zu veranschaulichen. Aber inhaltlich erweist er sich als enttäuschend dünn und lieblos zusammengeschustert.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Twentieth Century Fox, Alamode Film, Sony Pictures