Alle Jahre wieder macht sich der Einfluss der Adventszeit auch bei den Kinostarts bemerkbar. In der Animationskomödie „Bo und der Weihnachtsstern“ weist der Sternenhimmel einem Dorfesel und seinen tierischen Freunden den Weg zum Stall von Bethlehem.
Für Komplikationen sorgt das weihnachtliche Großtreffen einer Patchworkfamilie mit mehreren Vätern und Großvätern in der Komödie „Daddy’s Home 2“. Und noch ein Sequel geht an den Start, mit dem ebenfalls gerne wiederkehrenden Filmthema der Schülerabenteuer im Internat. „Burg Schreckenstein 2“ ist ein pfiffiger, sehenswerter Kinderfilm mit Sprachwitz und Ideenreichtum. Um Kinder geht es auch in dem ebenfalls sehenswerten Dokumentarfilm „Miss Kiet’s Children“ über eine Lehrerin in Holland, die sich sehr engagiert um ihre kleinen Schüler mit Migrationshintergrund bemüht.
In Margarethe von Trottas Komödie „Forget About Nick“ lecken zwei vom untreuen Nick verlassene Frauen in ihrem gemeinsamen New Yorker Loft ihre Wunden. Ihre Versuche, Nick zu vergessen, sind mitunter ganz nett anzuschauen, aber auch etwas orientierungslos. Von der Kritik hochgelobt ist das französische Organspende-Drama „Die Lebenden reparieren“. Und auch der auf dem Sundance-Filmfestival uraufgeführte „A Ghost Story“ fällt deutlich aus dem Rahmen durchschnittlicher Filmkost. Das gilt nicht unbedingt für das Survival-Drama „Zwischen zwei Leben – The Mountain Between Us“. Hinter dem Titel „S.U.M.1“ verbirgt sich ein interessanter kleiner Sci-Fi-Thriller aus Deutschland.
A Ghost Story
Regie: David Lowery, Verleih: Universal Pictures
C (Casey Affleck) und M (Rooney Mara) sind ein glückliches Paar, das in einem etwas abseits gelegenen Haus wohnt. Dann kommt C bei einem Autounfall ums Leben. M verabschiedet sich still von dem aufgebahrten Körper in der Leichenhalle. Als sie wieder fort ist, steht der Leichnam auf, vollständig bedeckt von dem weißen Tuch, in dem auf Höhe der Augen zwei schwarze Löcher klaffen. C geht zurück in das gemeinsame Haus und steht dort, unsichtbar, unhörbar für M. Er bleibt dort weiter stehen, nachdem sie auszieht und neue Bewohner das Haus mit Leben füllen.
David Lowerys Gespensterfilm erweitert das Horror- und Mysterygenre, in dem sich das Unheimliche in Aktionismus manifestiert, um einen überaus originellen Aspekt. Auch das Gespenst C ist unheimlich, aber gerade weil es so wenig tut, während man ständig auf das Gegenteil wartet. Die Zeit dehnt sich auf ungeahnte Weise in dieser Geschichte, die der Perspektive des Geistes folgt. Diese stumme Langsamkeit der Handlung hat aber ihren Reiz. Denn der Blick beginnt sich allmählich nach innen zu richten und die Not dieser einsamen Seele intuitiv zu erfassen. Dabei tun sich philosophische Fragen zum Wesen der Zeit und der Kraft der Erinnerung auf.
Daddy’s Home 2 – Mehr Väter, mehr Probleme!
Regie: Sean Anders, Verleih: Paramount Pictures
Die Kinder einer Patchworkfamilie haben dieses Weihnachten keine Lust, von einem Elternteil zum anderen zu tingeln, sondern wollen das Fest an einem Ort mit der ganzen Familie verbringen. Die Väter Brad (Will Ferrell) und Dusty (Mark Wahlberg) haben sich längst zusammengerauft und wollen das Experiment nun wagen. Allerdings kommen auch ihre beiden Väter zum Fest und reißen alte Gräben auf. Brads Vater Don (John Lithgow) ist weichherzig und überschwänglich, während Dustys Vater Kurt (Mel Gibson) den harten Macho gibt. Er liegt Dusty in den Ohren, dass Brad seine Kinder falsch erzieht. Dieses Weihnachten wird stürmisch!
Will Ferrell und Mark Wahlberg sorgen als gegensätzliche Charaktere Brad und Dusty erneut für jede Menge Spaß. Aus dem Zusammensein mit den eigenen Vätern strickt die Komödie schrille, manchmal ziemlich unkorrekte Konflikte. Sie nimmt mit Vergnügen die Weihnachtsseligkeit auseinander, indem sie beispielsweise ein Krippenspiel-Event aus dem Ruder laufen lässt. Dieser raue Humor kümmert sich wenig um Konventionen, sorgt aber dafür, dass die Komödie atmosphärisch origineller wirkt als „Bad Moms 2“.
Zwischen zwei Leben – The Mountain Between Us
Regie: Hany Abu-Assad, Verleih: Twentieth Century Fox
Zwei Fremde besteigen gemeinsam ein Charterflugzeug, das hoch oben in den verschneiten Bergen abstürzt. Der Pilot ist tot, sein Flug war nicht angemeldet. Niemand weiß, dass die Pressefotografin Alex (Kate Winslet) und der Neurochirurg Ben (Idris Elba) hier im Rumpf des Wracks bei eisigen Temperaturen auf Hilfe warten. Trotz ihrer Beinverletzung will Alex irgendwann den Abstieg wagen, in der Hoffnung, rechtzeitig vor dem Verhungern oder Erfrieren auf Menschen zu treffen. Ben schließt sich zögerlich an. Die beiden unterstützen sich gegenseitig moralisch, um unterwegs nicht aufzugeben. Dabei kommen sie sich emotional näher.
Dieses Abenteuerdrama fährt sozusagen zweigleisig auf der Survival- und der romantischen Schiene. Und so wirkt seine Konstruktion auch etwas unschlüssig. Kate Winslet und Idris Elba verleihen dem Zweiertrip Zugkraft und geben auch den stillen Momenten Substanz. Am interessantesten sind dennoch die Schockmomente, wenn sich ungeahnte Gefahren in der sowieso schon unerbittlichen Natur auftun.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Universal Pictures, Paramount Pictures, Twentieth Century Fox