Die folgenden vier Heimkino-Filme, die auch in den deutschen Kinos liefen, dürften jeweils ihre eigene Fangemeinde haben. Der eine basiert nämlich auf Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“, die anderen verfügen über Stars wie Sandra Bullock, Benicio Del Toro oder Sylvester Stallone. Letzterer tritt in seiner legendären Rolle als Rocky Balboa auf, der nun ein jüngeres Talent trainiert, und fügt der Boxer-Saga mit dieser Performance ein würdiges, absolut sehenswertes Kapitel hinzu.
Creed – Rocky’s Legacy
Regie: Ryan Coogler, Label: Warner
Der legendäre Boxweltmeister Rocky Balboa (Sylvester Stallone) hat sich in Philadelphia längst zur Ruhe gesetzt. Er hegt keinerlei Ambitionen, den hoffnungsvollen Nachwuchs zu trainieren, doch da klopft Adonis Johnson (Michael B. Jordan), der uneheliche Sohn seines einstigen Ring-Gegners Apollo Creed, an seine Tür. Und er erweist sich als äußerst hartnäckig, weil er in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters und gleichzeitig aus dessen Schatten treten will.
Die Beziehung der beiden ungleichen Männer funktioniert trotz des Alters- und Mentalitätsunterschieds auf Augenhöhe. Sie ist das gelungene emotionale Kernstück des Dramas, das Regisseur Ryan Coogler mit viel Sinn für die bis ins Jahr 1976 zurückreichende „Rocky“-Legende inszeniert hat. Weder fehlt die durch diese Reihe berühmt gewordene Treppe in Philadelphia, noch kommt der Boxsport zu kurz. Dennoch beeindruckt am meisten Stallones unglamouröse, kernige Darstellung des gealterten Rocky, der als Persönlichkeit absolut glaubwürdig ist. Auch stimmt die Chemie zwischen dem väterlichen Stallone und seinem jungen Gegenüber Michael B. Jordan.
A Perfect Day
Regie: Fernando León de Aranoa, Label: Warner
Eine internationale Hilfsorganisation versucht, die Not in einer vom Krieg gezeichneten Balkanregion zu lindern. Doch im Gewirr der Zuständigkeiten und politischen Bürokratien verliert sie im Laufe eines einzigen Tages ganz schön die Orientierung. Feindselige Dorfbewohner und die Sprachbarriere, sowie tödliche Fallen, die auf den Landstraßen lauern, lassen die Helfer Zuflucht im Zynismus suchen. Die bissige spanische Satire schickt Darsteller wie Benicio Del Toro, Tim Robbins und Olga Kurylenko auf einen Roadtrip, der mit makabren Szenen aufwartet und dem Zuschauer eine leichte Gänsehaut über den Rücken jagt.
Der flotte, flapsige Dialogwitz fügt sich auf eigentümliche Weise in diese hochtourige Geschichte, die sich jeglichem Optimismus gründlich verweigert.
Die Wahlkämpferin
Regie: David Gordon Green, Label: Warner
Zynisch geht es auch in dieser Politsatire zu, in der Sandra Bullock die Wahlkampfstrategin Jane Bodine spielt. Sie wird angeheuert, um im bolivianischen Präsidentschaftswahlkampf einen chancenlosen und unbeliebten Kandidaten nach vorne zu bringen. Sie nimmt den Job nur an, weil ihr ärgster Rivale Pat Candy (Billy Bob Thornton) den Wahlkampf für den Kandidaten der Gegenpartei organisiert. Jane ist kein Mittel zu billig und mies, wenn es nur zum Ziel führt. Und dieses Ziel lautet stets, es Pat Candy zu zeigen. Dass sie ihren Idealismus längst verloren hat, stört sie dabei nicht.
Bullock und in einer kleineren Rolle auch Thornton veredeln die derbe, aber aufschlussreiche Story mit ihrem kantigen Schauspiel. Was lernen wir aus dieser Satire? Die Themen, über die die Medien im Wahlkampf berichten, sind oft genug lanciert und der Glaube an den freien Wählerwillen folglich auch etwas naiv. Dennoch spricht der Film den Politikern die Verantwortung für ihr Handeln nicht ab und verweist auch auf die Macht, die das Volk besitzt.
Ich bin dann mal weg
Regie: Julia von Heinz, Label: Warner
Hape Kerkelings Buch über seine Pilgerreise auf dem spanischen Jakobsweg erschien 2006 und fand rund fünf Millionen Käufer. Wandern, eine Auszeit nehmen, sich auf die wahren Werte im Leben besinnen, vielleicht sogar eine spirituelle Erfahrung machen: Danach stand und steht auch heute vielen von Leistungsstress und Kommerz ermüdeten Menschen der Sinn.
Die Verfilmung von Julia von Heinz greift den sowohl humorvollen, als auch nachdenklichen Ton des Buchs gekonnt auf und hat mit Devid Striesow den idealen Hauptdarsteller gefunden. Auf der fast 800 Kilometer langen Wanderung wird der Film-Hape physisch und psychisch an seine Grenzen gebracht, erlebt sowohl die Einsamkeit, als auch die Begegnung mit anderen Pilgern, gespielt von Martina Gedeck und Karoline Schuch, besonders intensiv. Auf den Betrachter aber wirkt das in erster Linie heiter-unterhaltsam. Die selbstironische Reflexion des Hauptcharakters lässt die Schmunzelkomödie sehr authentisch wirken.
Bianka Piringer
Bildrechte: Warner