Anarchie! Chaos! All die schönen Fantheorien für nichts! Staffel 6 – Episode 8 hiterließ am Sonntag einen mehr als bitteren Nachgeschmack für viele Fans. Teils wegen der Story, teils wegen der Ausführung und teils wegen der Twists, die hätten sein können. Schwächste Folge der Staffel? Schwächste Folge der gesamten Serie? Harsche Worte ziehen sich durchs Internet, Doch sind sie berechtigt? Finden wir es heraus!
Family, Duty, Spoilers
Der neue Hound, der alte Jaime
Die erste Hoffnung, die die involvierteren Fans hegten, war der Auftritt von Lady Stoneheart, die schon in Staffel 4 hätte vorkommen können/sollen/müssen. Um die eventuelle Überraschung für niemanden zu ruinieren, reden wir hier nicht viel darüber. Google ist euer Freund, falls es euch interessiert. In der letzten Folge wurde ihre mögliche Rolle stark geteased, fast schon als würde die Show uns absichtlich an der Nase herumführen. Doch das Auftreten von Ser Berric Dondarrion und Thoros of Myr machen im Grunde jede Hoffnung zunichte, dass diese alte Geschichte jetzt noch aufgegriffen wird. Stattdessen tauschen sie mit dem Hound lässige Sprüche und hängen ein paar Leute. Zumindest unterhaltsam.
Anderswo in den Riverlands erobert Jaime Lannister unterdessen Riverrun indem er Lord Edmure mit dem Mord an seinem 2-3 Jahre altem Sohn droht. Zusammen mit einem Rezitat seines berühmten Satzes aus der aller ersten Folge: “The things I (we) do for love” demonstriert dies effektiv, wie sich der Kreis schließt, und Jaime wieder auf Feld 1 steht. Abgesehen vom Respekt gegenüber Brienne scheint er wieder genau so zu sein wie zu Beginn. Selbstsicher, skrupellos und komplett abhängig von Cercei. Wenn das mal keine effektive Charakterentwicklung ist. Brynden Tully wird unzeremoniell Off-Screen getötet, gerade eine Folge nachdem er wieder aus Staffel 3 ausgegraben wurde, und Brienne flieht richtung Norden. Klarheit darüber, was genau die Belagerung von Riverrun nun schlussendlich bewirkt hat, bleibt dem Zuschauer verwehrt.
Der Cleganebowl ist abgesagt
König Tommen macht sich nicht nur bei seiner Mutter, sondern auch beim Zuschauer unbeliebt, als er das traditionelle Trial by Combat abschafft. Diese Aktion plus die Idee von Ser Berric, mit Sandor gen Norden zu ziehen, machen ein Aufeinandertreffen der Clegane-Brüder in naher Zukunft extrem unwahrscheinlich. Diese Staffel kein Cleganebowl, the Hype is dead. Cercei verspricht aber Spannung: Qyburn hat etwas für sie herausgefunden. Informationen über den High Sparrow? Wildfire? Etwas ganz anderes? Ein kurzer hoffnungsvoller Lichtblick auf ein interessantes Story-Element.
Mereen: Ausnahmsweise am erträglichsten
Normalerweise würde ich mich beschweren über Szenen, die ausschließlich für ein bisschen Humor und Filler da sind, maximal ein kleines bisschen Charakterentwicklung bieten und dann auch noch in Daenerys‘ Ecke stattfinden. Aber Tyrions Trinkrunde mit Misandei und Grey Worm war in dieser extrem schwachen Folge gern gesehen. Allgemein waren die “unwichtigeren” Szenen mit Abstand die besten. Das Gespräch zwischen Edmure und Jaime ist höchstinteressant, teilweise weil Edmure Jaime an Fragen erinnert, die er sich selbst eigentlich schon vor 4 Staffeln gestellt, sie dann wieder vergessen hatte. Bronns Wiedersehen mit Podrick war 100% unnütz für die Handlung, aber hatte mehr Charakter und Emotion als der Rest der Folge. Tyrions Gespräch mit Varys war nicht nötig, aber Peter Dinklages Charme reißt auch das hinaus, genauso wie eben in seinem Treffen mit Daenerys’ Beratern. Und auch wenn sich niemand wirklich Sorgen macht, wie sie aus ihrer belagerten Position herauskommen (Sie haben Dothraki und Drachen UND Greyjoys auf dem Weg, die Bedrohung wirkt nicht sehr ernst), kann man hier doch zumindest ein wenig gespannt sein, wie es weitergeht.
Einzige Frage: Grey Worm behauptet, Tyrions Diplomatie hätte sie in ihre Lage gebracht und Tyrion scheint zuzustimmen. Denken sie, den Sklavenhändlern KEINEN Kompromiss anzubieten hätte diesen Krieg verhindert? Merkwürdiger Logik-Sprung.
Die Faceless Men sind endgültig am Ende
Es gab so viele Möglichkeiten. So viele gute, interessante Ideen, die Fans in nur einer Woche hervorbrachten. So viel Potenzial. Und Game Of Thrones nutzte nichts davon.
Die Tatsache, dass wir es mit einer Sekte aus Assassinen zu tun haben, die ihre Gesichter verwandeln können, und dies für keinen einzigen Twist benutzt wurde, ist erschreckend. Vielleicht st Jaqen Arya! Nein…
Vielleicht ist Arya the Waif! Nein…
Vielleicht sind Jaqen und the Waif nur Gesichter, die von dutzenden Faceless Men getragen werden! Möglich, aber zu diesem Zeitpunkt extrem unwahrscheinlich…
The Waif benimmt sich viel zu emotional, da muss was dahinter stecken! Nein, sie ist einfach so…
Es hat sicher eine Bedeutung, dass Arya das Brunnenwasser überlebt hat, obwohl sie nicht “Niemand” ist! Nein, eigentlich nicht…
Wie ein Autor sich dieses Szenario ansehen und eine solch langweilige und vorhersehbare Story daraus weben konnte, wird sich den Fans vermutlich nie erklären. Aber immerhin ist es jetzt vorbei. Das House of Black and White scheint abgeschlossen und kann sich zu Dorne gesellen als einer der schwächsten und unsinnigsten Handlungsstränge der Game Of Thrones Geschichte.
Game of Thrones – Niemand: Fazit
Es ist eigentlich traurig. Folge 8 ist nicht komplett schlecht. Es gibt einige Lichtblicke, wenn auch ironischerweise in den unwichtigsten Szenen. So langsam übernehmen sich die Show Runner eindeutig, anstatt die zerstreuten Handlungsstränge zusammenzuführen, zerfieseln sie sie immer weiter, wodurch jeder immer weniger Screentime bekommt. So viele Handlungen hatten erst 2 oder 3 Folgen, in denen sie vorkamen. Sam war erst in einer Folge, Euron Grejoy in zwei und alle anderen machen auch stets beachtliche Pausen. Die allgemeine Handlung und der Schnitt sind komplett aus den Fugen geraten. Zum Glück bleiben Game Of Thrones dennoch einige der alten Stärken, die manches wieder herausreißen: Einen der größten und besten Casts der Fernsehgeschichte und trotz allem gute Drehbuchautoren und Regisseure. Es trifft nicht immer alles ins Schwarze, aber diese Pluspunkte sind noch immer vorhanden. Die Story macht keinen Sinn, aber zumindest sind die Dialoge meist stark.
Aber wie schon erwähnt, diese Folge ist dadurch nicht zu retten. “Niemand” ist ein endloser Clusterfuck an unzusammenhängenden Szenen-Schnipseln, schlechten Entscheidungen und zwei wichtigen Charakter-Toden, die nicht mal gezeigt werden. Ob das die Erwartungen an die letzten zwei Folgen der Staffel mindert oder erhöht ist jedem selbst überlassen, aber wenn es so weiter geht, endet die aktuelle Staffel doch wieder auf Staffel 5-Niveau, was nach dem durchaus starken Start sehr schade wäre.
RIP:
- Brynden “The Blackfish” Tully
- Lady Crane
- The Waif
- Lem Lemoncloak und Konsorten
- Ein bemitleidenswerter Sparrow
- Cleganebowl-Hype
- Lady Stoneheart
- Jegliche Art von Faceless-Verschwörung