Auf „A Bigger Splash“ und die deutsche Komödie „Schrotten!“ bin ich selbst gespannt nach den positiven Berichten, die es über diese Filme schon gibt. Dass die deutsche Komödie „Frauen“ hingegen nicht gut ist, kann ich aus eigener Anschauung bestätigen. Der schönste unter den sonstigen, bereits gesichteten Neustarts dieser Woche ist für mich „La belle saison – Eine Sommerliebe“.
La belle saison – Eine Sommerliebe
Regie: Catherine Corsini, Verleih: Alamode Film
Frankreich Anfang der 1970er Jahre: Die 23-jährige Delphine (Izïa Higelin) verlässt den elterlichen Bauernhof, als die Frau, die sie liebt, einen Mann heiratet. In Paris schließt sich Delphine der aufkeimenden Frauenbewegung an und verliebt sich erneut, in Carole (Cécile de France). Aber dann erleidet ihr Vater einen Schlaganfall und Delphine fährt heim, um den Bauernhof mit ihrer Mutter zu führen. Carole hält es nicht ohne sie aus und kommt für die Dauer der Sommerferien zu Besuch. Die Frauen genießen die gemeinsame Zeit, aber Delphine achtet angespannt darauf, dass weder die Mutter, noch die Dorfbewohner von ihrer Liebe erfahren.
Die französische Regisseurin Catherine Corsini hat einen herrlichen Liebesfilm inszeniert, der zugleich einen erfrischenden Rückblick auf das Erwachen eines feministischen Bewusstseins bietet. Für Delphine und Carole ist es wie für viele junge Frauen ihrer Zeit eine Offenbarung, sich kollektiv über ihre gesellschaftliche Benachteiligung zu empören und die Kraft zu spüren, die Dinge zu verändern. Auf dem Land gehört ihrer Liebe ein flirrender Sommer, selbst beim Laufen über die Wiese entdecken sie ein völlig neues Lebensgefühl. Izïa Higelin und Cécile de France lassen die Funken sprühen und stellen zugleich vollkommen glaubhafte, geerdete Charaktere dar.
Desire will set you free
Regie: Yony Leyser, Verleih: missingfilms
Auch das Spielfilmdebüt des Amerikaners Yony Leyser ist einem Queer-Thema gewidmet. Leyser spielt auch den Hauptcharakter Ezra, einen schwulen Schriftsteller, der in Berlin wohnt. Gemeinsam mit Cathrine (Chloé Griffin), die in einer lesbischen Beziehung lebt, zieht er durch die Szenelokale. Er verliebt sich den russischen Stricher Sasha, aber das Glück ist nicht von Dauer, denn Sasha entdeckt seine Transsexualität und verändert sein Aussehen.
Der Film ist ein bunter, musikalisch flankierter Trip durch die lebendige Queerszene Berlins mit ihren Undergroundpartys und Clubs. Ezra und seine Freunde beschäftigen sich intensiv mit Fragen der sexuellen Identität und begreifen Lebenslust als etwas sehr Körperliches. Visuell reizvoll inszeniert, vermittelt diese von zahlreichen Cameo-Auftritten geschmückte, alternative Hauptstadtführung viel von dem Lebensgefühl der Protagonisten zwischen Ausdruckskraft und Orientierungssuche.
Triple 9
Regie: John Hillcoat, Verleih: Wild Bunch
Auf Vermittlung seines Onkels (Woody Harrelson) kommt der unerfahrene Polizist Chris (Casey Affleck) in Atlanta auf ein Revier, in dem er viel lernen kann. Die Stadt ächzt unter dem Einfluss der Russenmafia und ihren Gewalttaten. Die Gangsterchefin Irina Vlaslov (Kate Winslet) setzt ein paar korrupte Polizisten aus Chris‘ Revier unter Druck und verlangt von ihnen, einen Raub zu begehen. Die Cops beschließen ein Ablenkungsmanöver, das allerdings einen Nachteil hat: Ein Polizist muss dafür geopfert werden.
Der australische Regisseur John Hillcoat hat einen harten Cop-Thriller mit Schlusspointe inszeniert, in dem das Böse allgegenwärtig ist und übermächtig erscheint. Düstere Spannung und taffe, blutige Action werden als Puzzle präsentiert, das den Zuschauer an der Seite von Chris zum Ermitteln animiert. Der solide Eindruck, den der Genrefilm auch mit Hilfe von Darstellern wie Chiwetel Ejiofor und Anthony Mackie macht, wird allerdings nicht wirklich zu einem bleibenden vertieft.
Bianka Piringer
Bildquellen: Wild Bunch, missingfilms, Alamode Film