Wir nehmen Fahrt auf. Game Of Thrones lieferte Sonntag Nacht das komplette Paket. Flashbacks, Twists, Vorhersehbares, Unverhofftes und allem voran: Kein Dorne!
Wer die neue Folge noch nicht gesehen hat klickt jetzt besser weg, denn Spoiler nahen.
Ein Fenster in die Vergangenheit
Nach zwei Jahren Pause sehen wir endlich Brandon Stark, Hodor und Meera Reed wieder. Wie schon vor Monaten von den Schauspielern angekündigt hat Bran die Zeit genutzt, indem er von der dreiäugigen Krähe, Brynden Rivers, in Grünsicht (und vermutlich Wargen) gelehrt wurde. Dieser wurde übrigens recastet mit Max von Sydow, genauso wie “Leaf”, die in Staffel 4 noch von einem Kind, jetzt aber augenscheinlich einer erwachsenen Frau verkörpert wird. Dank Brans Training wird uns der erste Flashback dieser Staffel beschert, in dem wir Lyanna, Eddard und Benjen Stark im Kindesalter antreffen. Wie schon letzte Staffel mit Cerceis Flashback gibt mir Game of Thrones grundsätzlich das Gefühl, seine Jungschauspieler zu klonen, denn wie es der Casting Director geschafft hat, solch ein perfektes Ebenbild für Sean Bean zu finden, ist mir ein Rätsel.
Insgesamt eine sehr wichtige und schöne Szene. Reine Show-Gucker müssen langsam darüber informiert werden, wer Lyanna Stark war, denn wer den Theorien glaubt, weiß, dass sie diese Staffel noch sehr wichtig werden könnte.
Ein weiteres erwähnenswertes Detail dieser Sequenz ist, dass Hodors wahrer Name, Willis, von den Büchern abgeändert wurde. Dort hieß er eins Walder. Möglicherweise wollte die Serie ein weiteres Mal zu viele doppelt vergebene Namen umgehen, wie sie es schon mit Robin (eigentlich Robert) Arryn und Yara (eigentlich Asha) Greyjoy getan haben.
Game of Thrones – What is dead may never die
Wo wir schon bei Yara Greyjoy sind: Unser zweites großes Wiedersehen ist mit den Greyjoys und endlich lernen wir Euron Greyjoy kennen, den Ramsay der Meere. Während er bei weitem nicht so bedrohlich aussieht wie im Text beschrieben, hat er in der Show durchaus eine wahnsinnige Aura. Zumindest die Augenklappe hätte man übernehmen können. Nichtsdesto trotz startet er seine Game Of Thrones Karriere mit äußerster Effizienz und tötet seinen älteren Bruder, Balon, um den „Königsthing“ herbeizuführen. Ob nun er, Yara oder jemand ganz anderes der neue König der Iron Islands wird, wird sich hoffentlich bald zeigen.
Ramsay tut, was er am besten kann
Ramsay Bolton ersticht seinen Vater und verfüttert dessen Frau und neugeborenen Sohn an die Hunde. Es ist leicht enttäuschend, dass ein kompetenter Stratege wie Roose Bolton sich so leicht von seinem offensichtlich gewalttätigen Sohn überraschen lässt. Wärend die Ausführung hier deutlich besser war, hinterlässt dieser Twist doch einen ähnlichen Nachgeschmack wie der Dorne-Putsch. Der Mord war zu einfach, der ermordete zu naiv und es sind wieder mitwissende anwesend, von denen niemand weiß, warum sie eigentlich auf der Seite sind, auf der sie stehen. Hat Ramsay wirklich unter der Nase seines Vaters mit den Karstarks konspiriert? Etwas merkwürdig. Dennoch ist der Tod von Fat Walda und ihrem Sohn fantastisch inszeniert (so fantastisch, wie Baby-Mord eben maximal sein kann…) und der beängstigendste Moment der bisherigen Staffel entsteht aus Ramsays Bitte, seinen kleinen Halbbruder ein mal zu halten. Wie immer großes Schauspiel von Iwan Rheon.
Ich trinke, und ich weiß Dinge
Halten wir Tyrions Auftritt kurz. Alle Städte, die Daenerys vor Mereen einnahm, sind wieder in die Hände der Meister gefallen und Tyrion plant, sie mithilfe ihrer Drachen, Viserion und Rhaegal zurückzuerobern. Begleitet von Varys begibt er sich in die Kerker, um die zwei freizusetzen, was zu einer überraschend rührenden Szene führt, in der Tyrion zeigt, was Drachen für ihn bedeuten und wie sie ein wichtiger Teil seiner Kindheit waren. Eventuell gelingt sein Zähmungsversuch ein bisschen zu einfach, aber die Staffel hat nur 10 Stunden zur Verfügung, wir müssen nicht unbedingt Zeit an Tyrion den Drachenzähmer vergeuden, auch wenn es eine realistischere Progression wäre.
Jon Snow ist tot, es lebe Jon Snow
Kommen wir zur großen Enthüllung dieser Folge: Jon Snow ist zurück!
Aber ähnlich wie in Tyrions Szene schien der Prozess wieder etwas zu leicht zu sein. Es wurde in dieser Folge und der letzten etabliert, wie schwach und geschlagen Melisandre ist und wie sie ihren Glauben verliert. Und dann schafft sie es auf Anhieb, ein Wiederbelebungsritual zu vollführen, das sie noch nie zuvor praktiziert hatte. Aber wen interessiert das schon wirklich? Das Rätselraten ist vorbei, Jon ist wieder da, und wir können gespannt sein, wie sich das auf die Geschichte auswirkt. R+L=J rückt immer näher.
Trauer, Drohungen, Wiedergutmachung und Training
Bisher unerwähnte Szenen beinhalten King’s Landing, wo Jaime effektiv von den Sparrows bedroht wird und Tommen sich dazu entschließt, ein stärkerer König zu werden, Sansas kleine Gefolgschaft, in der Theon sein Motiv erklärt, seine Sünden wiedergutmachen zu wollen und Braavos, wo Arya augenscheinlich (pun intended) ihre nächste Prüfung besteht.
Fazit: Ordentlicher Tempo-Schub
Die erste Folge war noch ein ruhiger Auftakt mit ein paar wichtigen Ereignissen, aber “Zuhause” startet voll durch. Sehr viele Plots werden beachtlich zügig vorangetrieben und es passiert so viel, dass sogar Daenerys und Dorne auf der Reservebank verweilen müssen. Jons Auferstehung hätte etwas ausführlicher vollzogen werden können; wir wissen immer noch nicht warum Davos ihn überhaupt lebend braucht und wie Melisandre trotz verlorenem Glauben solche Wunder vollführen konnte. Roose war etwas naiv und King’s Landing schleppt allgemein ein wenig, vor allem weil die Themen der Sparrows und Tommens mangelnden Selbstbewusstseins letzte Staffel schon da waren und sich bis jetzt nicht sonderlich entwickelt haben sondern mehr etwas versprechen, das hoffentlich bald eintrittd.
Aber alles in allem geht es stetig aufwärts mit Game Of Thrones.
RIP
Roose Bolton
Roose Bolton Junior
Walda Frey
Balon Greyjoy
Typ, der Robert Strong an den Schuh pinkelt
Typ, der von Wun Wun an die Wand geklatscht wird
Tommens Unentschlossenheit
Tyrions Hosen
Jons Totheit
Felix Thörl
Bildquelle(n): HBO