Die verschiedenen Genres und Geschmäcker werden auch in dieser Kinowoche wieder umsichtig bedient. Der Jugend-Fantasy-Film ist mit „Smaragdgrün“ prominent vertreten, für die Freunde des Musik- und Tanzfilms gibt es Carlos Sauras „Argentina“. Mit „Verräter wie wir“ startet ein Spionagethriller und um die Romantik geht es unter anderem in dem libanesischen Film „Liebe Halal“ und in der deutschen Komödie „Stadtlandliebe“. Allein, bei diesen beiden Filmen hapert es dann doch mit dem Sehvergnügen.
Liebe Halal
Reige: Assad Fouladkar, Verleih: Neue Visionen
Drei muslimische Paare in Beirut hadern auf unterschiedliche Weise mit ihren Beziehungskisten. Weil ihr Ehemann viel öfter Sex will als sie selbst, holt seine Frau eine jüngere Geschlechtsgenossin ins Haus, die sich um den Posten einer Zweitfrau bewerben soll. Ein eifersüchtiger junger Mann verstößt seine bessere Hälfte im Streit wiederholt und fleht sie dann leidenschaftlich um Vergebung an. Eine dritte Frau wagt die Scheidung und freut sich, endlich mit dem Mann ihrer Träume zusammenzukommen. Doch in allen drei Fällen geht die Rechnung nicht so auf, wie sich das die Protagonisten vorstellen.
Der libanesische Regisseur Assad Fouladkar will unterhalten und zugleich kulturell aufschlussreiche Einblicke in das Privatleben muslimischer Familien bieten. Der Selbstverwirklichung und Emanzipation der Frauen sind in diesem Teil der Beiruter Gesellschaft offenbar noch enge Grenzen gesetzt. Aber daran übt der Film nicht wirklich Kritik, sondern er appelliert lieber mit ziemlich altbackenem Humor an Empathie und Versöhnlichkeit.
Stadtlandliebe
Regie: Marco Kreuzpaintner, Verleih: Warner Bros.
Es war nicht Sams (Tom Beck) Idee, von Berlin aufs Land zu ziehen, sondern seine Anna (Jessica Schwarz) wollte das und hat ihn einfach mitgezogen. Ihre Arbeit in einer Klinik tauscht sie gegen die Stelle einer Dorfärztin, um nicht mehr so gestresst zu sein. Gesundes Gemüse selbst anbauen, und dann ein Kind kriegen… Als Sam mitbekommt, dass Anna im soeben erst bezogenen Haus in Kloppendorf ein Kinderzimmer eingeplant hat, reagiert er mit Impotenz. Diese plötzliche, endgültige Sesshaftigkeit und Verantwortung macht ihm höllische Angst. Und da sind auch noch diese komischen Dorfbewohner, die sich in alles einmischen und Veganismus für eine Krankheit halten…
Marco Kreuzpaintner und die Drehbuchautorin Conni Lubek zeigen mit ironischem Augenzwinkern und warnendem Zeigefinger, was passieren kann, wenn gestresste Großstädter ihren Traum vom naturnahen Landleben in die Tat umsetzen. Wo die Vögel zwitschern, lauern auch grobschlächtige und überneugierige Figuren, die nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind. Aber sie haben, man kennt das schon aus Filmen wie „Willkommen bei den Sch’tis“, das Herz auf dem rechten Fleck. Bis in die Nebenrollen mit namhaften Darstellern wie Uwe Ochsenknecht und Christine Schorn besetzt, dreht die Komödie den Spieß praktisch um und schickt das moderne Großstadtpaar auf die fällige Horizonterweiterung in Sachen Bindung und soziales Miteinander. Bei den Witzen und dem Timing knirscht es allerdings mächtig im Getriebe. Seine latente Unlust, Ideen zu entwickeln, kaschiert der Film notdürftig mit einem Striptease im Stroh und Aufnahmen putziger rosa Ferkel, die Sam im Arm halten darf.
Bianka Piringer
Bildrechte: Warner & Neue Visionen