In Batman: Episode 4 sieht es bitter für den Dunklen Ritter aus. Seiner Macht durch Oswald Cobblepot beraubt, findet er sich von seinem besten Freund Harvey Dent im Arkham Asylum eingesperrt. Nur ein einziger Hoffnungsschimmer leuchtet in der Dunkelheit: ein freundliches Gesicht, das bereit ist, ihm zu helfen. Ein bleiches, grinsendes Gesicht, eingerahmt in grüne Haare… Ob die vierte Episode den bisherigen spannenden Episoden gerecht wird, verraten wir euch im Test.
Batman: Episode 4 – Die Kritikpunkte
Die technischen Kritikpunkte der vorherigen Episode bestehen nach wie vor. Es gibt also trotz der eher zweckdienlichen Grafik schwere Ruckler, wenn auch nur selten. Auch die Lippen–Asynchronität besteht weiterhin als gelegentliches Problem. Zudem wird man nach der Episode abermals mit zwei Vollbild-Werbeeinblendungen konfrontiert. Das ist in der Form einfach lästig und meiner Meinung nach auch ein wenig unverschämt. Ich habe mir hier ein Spiel für 25 € gekauft, ich möchte nicht alle zwei Stunden darauf hingewiesen werden, dass es auch Comics gibt, für die ich noch einmal Geld ausgeben könnte.
Damit sind die Kritikpunkte erst einmal erschöpft. Kommen wir also zur Handlung.. Warnung: es folgen massive Spoiler zur vorherigen Episode und kleine Spoiler zum Anfang der vierten Episode.
Batman: Episode 4 – Die Zusammenfassung des Endes von Episode 3
Was für ein mieser Tag. Erst werden Bruce und Selina von einem wahnsinnigen Harvey Dent mit einem Messer angegriffen und dann übernimmt Cobblepot Wayne Enterprise als neuer CEO. Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, offenbart sich ausgerechnet die Reporterin Vickey Vale Bruce als “Lady Arkham”, die Anführerin der Children of Arkham. Zu diesem Zeitpunkt hat sie ihn allerdings bereits mit einer starken Dosis des Nerventoxins vergiftet, das Menschen ihrer Kontrolle beraubt und sie ihren niederen Impulsen nachgeben lässt. Kein Wunder, dass der gebeutelte Bruce sich nach kurzem Ringen gegen seine Dämonen besinnungslos in aller Öffentlichkeit auf Cobblepot stürzt und ihn halb zu Tode schlägt…
Batman: Episode 4 – Der Pakt mit dem Teufel
Als Bruce aufwacht, ist sein Körper immer noch stark durch das Gift gezeichnet. Seine Adern sind blau und lila, sein Kopf dröhnt und regelmäßig verschwimmt seine Sicht. Außerdem ist er halb nackt und befindet sich in einer kargen Zelle. Nur ein kleines Fenster weit oben im Raum spendet ihm Tageslicht. Es ist vergittert. Und dann ist da das Bett in der Ecke – voller Blut. Schnell bestätigt sich, was Bruce befürchtet: er wurde in Arkham eingesperrt. Ausgerechnet in der Nervenheilanstalt, in der sein Vater unliebsame politische Gegner auf grausame Weise ausgeschaltet hat. Ein großes Gemäuer voller Personen, die wegen Thomas Wayne alles in ihrem Leben zu Unrecht verloren haben. Und dessen Sohn wird ihnen nun auf dem Silbertablett präsentiert…
Es gibt keinen Ausweg für Bruce. Diesmal nicht. Besuch ist nicht gestattet, Anrufe sind untersagt. Jeglicher Kontakt zur Außenwelt ist also unmöglich. Bei guter Führung wäre es normalerweise vielleicht möglich, sich als unschuldig zu beweisen. Aber im korrupten Gotham…? Wer weiß, ob die Chefärztin vertrauenswürdig ist, schließlich kam es direkt nach unserer Einlieferung zum ersten Angriff durch andere Patienten. Nein, sie kann nicht helfen. Jedenfalls nicht schnell genug. Gotham braucht Bruce, es braucht Batman. Und so kommt für mich als Spieler nur ein Weg in Frage: ich muss erneut die Hilfe vom Namenlosen “John Doe” annehmen, der mich schon vor den Schlägern gerettet hat. Dafür muss ich ihm nur versprechen, mich zu revanchieren. Und so gehe ich ihn ein – den Pakt mit dem Teufel…
Batman: Episode 4 – Meine Meinung zur Handlung
Natürlich ist das nur der Anfang der Episode, schließlich möchtet ihr nicht alles verraten bekommen. Was für ein Auftakt! Eine wortwörtliche Allianz mit dem Joker! Das ist eine Entscheidung, die wieder extrem mit der Diskrepanz zwischen dem Vorwissen der Spieler und dem Batmans spielt. Würde Bruce dem seltsamen “John Doe” sein Versprechen auch geben, wenn er wüsste, was für ein absoluter Psychopath da vor ihm steht? Im Gegensatz zu Harvey bin ich mir diesmal nämlich von Anfang an vollkommen sicher, dass der Joker so böse ist wie eh und je. Und trotzdem habe ich als Spieler wissentlich die Entscheidung gefällt, mich auf den Deal einzulassen. Es war der kürzeste Weg zur Rettung Gothams vor seinem wahnsinnigen Bürgermeister und den Children of Arkham.
Aber habe ich die Stadt damit letztendlich zu noch größerem Unheil in der Zukunft verdammt? Was wird der Joker von mir verlangen? Werde ich das Versprechen brechen können und welchen Preis werde ich dafür bezahlen müssen? Das sind spannende Fragen, die Episode 5 hoffentlich zufriedenstellend beantworten können wird.
Batman: Episode 4 – Mein Resümee zum Thema Two-Face und Mehr
Die bisher interessanteste Frage, nämlich die, ob es mir möglich ist, Harveys Verwandlung zu Two-Face aufzuhalten, wurde mittlerweile beantwortet. Genau genommen war das schon in Episode 3 der Fall. In dem dazugehörigen Test konnte ich aufgrund des massiven Spoilers aber nicht darauf eingehen. Ich muss es zugeben: ich bin gescheitert. Was war es? Hat es schon gereicht, dass ich Catwoman anstelle Harveys gerettet habe und sein Gesicht verbrannt wurde? Oder war es erst besiegelt, als er mich halb nackt in der Wohnung seiner Freundin Selina Kyle erwischte? Ich weiß es nicht.
Mit diesen beiden Ausnahmen habe ich stets voll und ganz zu Harvey gehalten und in seinem Interesse gehandelt. Ich habe an Harvey Dent geglaubt. Habe ihm gesagt, er solle sich von mir distanzieren, als ich anfing in Verruf zu geraten. Ich habe ihm weiterhin volle monetäre Unterstützung für seinen Wahlkampf zugesagt. Als er mich mit dem Messer angegriffen hat, habe ich ihn bis zur Erschöpfung ins Leere laufen lassen, anstatt ihn windelweich zu prügeln. Und dennoch bin ich gescheitert.
Ist es tatsächlich meine Schuld? Oder hat das Spiel mir hier nur vorgegaukelt, es läge in meiner Macht? So oder so – vielleicht besteht noch Hoffnung für Harvey. Ich spüre, da ist noch Gutes in ihm. Es ist erst vorbei, wenn die fette Dame gesungen hat!
Doch auch über Harvey und “John Doe” hinaus knüpft Batman: Episode 4 die Geschichte spannend weiter und stellt die Spieler erneut vor knifflige Dilemmata. Dabei wird sogar ein neuer Charakter vorgestellt, der ein wichtiger Verbündeter Batmans werden könnte. Außerdem gibt es eine Szene in einem Einfamlienhaus, die wunderbar gestaltet ist und mit ihrem gruseligen Ton eindrucksvoll im Gedächtnis bleibt.
Batman: Episode 4 – Das Fazit
Batman wirft mit jeder Antwort eine neue Frage auf und fährt weiter mit Volldampf Richtung Finale. Ein schwerer Hauch von Wahnsinn liegt in der Luft und macht die technischen Stolpersteine erneut zur Nebensache. Ich freue mich riesig auf die fünfte Episode!
Infobox:
- Titel: Batman: Episode 4: Guardian of Gotham
- Publisher/Entwickler: Telltale Games
- Release: 22.11.2016
- Plattform: PC, Playstation, Xbox, Android, iOS, OS X (nur PS4 getestet)
- USK: 16
- Genre: Adventure
- Sprachausgabe: Audio Englisch, Text Deutsch
- Multiplayer: Ja (Crowd Play)
- Besonderheiten: Making Of Bonusmaterial
Bildquelle(n): Telltale Games