Mit Gear Club Unlimited gibt es endlich ein Rennspiel mit richtigen Autos für die Switch. Doch richtig überzeugen mag die Mobilegame-Adaption nicht.
BMW und Mazda statt Karts
Wer sich spannende Rennen auf seiner Nintendo Switch liefern möchte, musste bislang auf „Mario Kart 8 Deluxe“ oder „Fast RMX“ zurückgreifen – das eine ein Fun-Racer mit Karts sowie Bananenschalen und Schildkrötenpanzern als nutzbaren Items, das andere ein „F-Zero“-Ersatz. Beides ist sehr spaßig, aber eben kein Rennspiel mit realistischen Autos auf normalen Straßen, was ja doch mal ganz nett wäre. Doch zum Glück gibt es ja Eden Games. Der französische Entwickler, der einst „Test Drive Unlimited“ gemacht hat, verdient sein Geld heute mit dem Free-to-Play-Mobilegame Gear Club. Und nun gibt es jenen Titel als kostenpflichtige Variante für die Switch. Gear Club Unlimited heißt das knapp 50 Euro teure Paket, das mit über 400 Rennen, einem Splitscreen-Modus und lizenzierten Autos wirbt. Klingt doch super, oder?
Eigenbaugarage
Nun ja, leider gibt es da so einige Haken. Und damit meinen wir nicht die Free-to-Play-Herkunft. Eden Games haben sämtliche Mikrotransaktionen für Gear Club Unlimited gestrichen und es gibt auch nur noch eine Währung. Man merkt dem Spiel zwar an, dass es eigentlich so konzipiert ist, damit die Spieler zum Geldausgeben motiviert werden, aber das fällt gar nicht negativ auf. Tatsächlich sind die ganzen Freischaltmechaniken die große Stärke des Spiels. Indem ihr Rennen fahrt, sammelt ihr zum einen Erfahrungspunkte, die euch im Level aufsteigen lassen. Dadurch schaltet ihr die Möglichkeit frei, neue Erweiterungen für eure Garage kaufen zu können. Die wird in 3D dargestellt und ihr könnt sie nach Belieben gestalten. Neben Dingen mit wirklichem Nutzen, also etwa den Abteilungen zum Reifenaustausch oder Leistungs-Tuning, gibt es auch zahlreiche dekorative Objekte. Dieses Feature ist toll und motiviert zum Weiterspielen.
Gleiches gilt für den Rest der Freischaltmechaniken. Mit dem gesammelten Geld baut ihr nicht nur eure Garage aus, sondern kauft auch neue Autos und verpasst ihnen Leistungs-Upgrades oder betätigt euch im optischen Tuning. Die Möglichkeiten sind zwar längst nicht so groß wie in den alten „Need for Speed: Undergrounds“, aber immerhin gibt es ein paar Karosserieteile und diverse Lackoptionen. Und dann sammelt ihr auch noch Sterne, indem ihr gute Leistungen auf der Strecke abliefert. Und mit denen schaltet ihr neue Gebiete und Events auf der Weltkarte frei.
Was zählt, ist auf’m Asphalt!
So motivierend das ganze Drumherum aber auch sein mag, am Ende zählt das, was auf der Strecke passiert. Und hier erweist sich Gear Club Unlimited bestenfalls als Durchschnitt. Die Strecken sind langweilig und kaum herausfordernd. Die KI-Gegner fahren viel zu sehr auf der Ideallinie und haben auch keine cleveren Überholmanöver auf dem Kasten. Dass die Fahrphysik sehr arcadig ist, damit kann ich leben. Das Spiel will keine Simulation sein, also soll es mir unkomplizierte Asphaltaction bieten.
Allerdings macht die Steuerung da einen Strich durch die Rechnung. Die Wagen lenken sich viel zu hakelig. Ich habe Gear Club Unlimited zunächst mit dem Pro Controller gespielt und relativ schnell gemerkt: „Ne, das geht mal so gar nicht!“ Ihr könnt nämlich nicht schön flüssig und millimetergenau lenken, wie es in einem „Forza Horizon“ der Fall ist. Stattdessen ist die „Dead Zone“ des Analogsticks viel zu groß und jedes Auto lenkt sich zu behäbig. Mit den Joy-Cons ist die Situation gefühlt etwas besser, aber auch weit von einem Idealzustand entfernt.
Technisch merkt man Gear Club Unlimited seine Herkunft deutlich an. Die Fahrzeuge sind zwar ganz hübsch, doch den Strecken fehlt es deutlich an Details. Da können auch die akzeptablen Lichteffekte nicht drüber hinwegtäuschen. Die Motorensounds hinken Genrevertretern auf anderen Plattformen meilenweit hinterher und der Soundtrack, der nur außerhalb der Rennen zu hören ist, kommt kaum über das Niveau von Fahrstuhlmusik hinaus.
Fazit – Gear Club Unlimited
Nach der Ankündigung von Gear Club Unlimited hatte ich mich ein bisschen auf das Spiel gefreut. Vielleicht wäre es ja ein nettes Rennspiel für zwischendurch geworden, das ich gut abends noch eine halbe Stunde im Bett oder unterwegs mal spielen kann. Und mit dem ganzen Metagame mit seinen Freischaltmechaniken und den Tuning-Möglichkeiten hat der Titel auch einiges, was für ihn spricht.
Doch ausgerechnet auf dem Asphalt zeigt Gear Club Unlimited seine großen Schwächen. Über die mittelmäßige Technik könnte ich noch hinwegsehen, aber die schwache KI, die unspektakulären Strecken und das wirklich schlechte Lenkverhalten rauben mir auf Dauer den Spaß. Als kostenloses Spiel auf dem Smartphone mag das Ganze halbwegs funktionieren und da kann man es ja auch kostenlos ausprobieren. Auf der Switch wird es aber seinem hohen Preis einfach nicht gerecht.
Gewinnspiel
In Kooperation mit Microids verlosen wir drei Exemplare von Gear Club Unlimited für die Nintendo Switch. Um zu gewinnen, schickt ihr einfach eine E-Mail an verlosung@gm-magazin.de. Einsendeschluss ist der 24.01.2018. Wir wünschen euch viel Glück! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Bildnachweis: Microids