Nur weil die E3 vorbei ist, heißt das nicht, dass die E3 vorbei ist. Am 22. und 23. Juni lud Nintendo Of Europe zum Post-E3-Event in ihren Räumlichkeiten in Frankfurt ein. Zwei Tage, an denen auch Journalisten, die kein Geld haben um nach Los Angeles zu fliegen, in den Genuss des E3-Angebots von Nintendo kommen durften. Und was repräsentierte im Grunde 90% dieses Angebotes? Richtig. The Legend Of Zelda: Breath Of The Wild. Wir waren für euch in Frankfurt und haben die zwei zur Verfügung stehenden Demos ausführlichst getestet.
Breath Of The Wild – Eine Brise von Freiheit
Wer denkt, ein alter Mann mit einem Schwert sei eine kurze Einführung in die Spielwelt von The Legend Of Zelda: Breath Of The Wild, der wäre von Demo Nummer 1 begeistert. Ein kurzer Ladebildschirm und wir befinden uns an einem Lagerfeuer. Drei Items lehnen an einem gefällten Baum: Ein rostiges Schwert, ein Bogen und zehn Pfeile. Keine weiteren Erklärungen. Los geht’s!
Wer das hier liest hat sicher schon das E3-Gameplay gesehen. Daher überrascht es wohl niemanden, dass sich Breath Of The Wild genau so toll spielt wie es aussieht. Ohne die Auflösungsprobleme im Stream (und außerdem auf einem ordentlichen Bildschirm) sieht es auch deutlich angenehmer aus als so manches E3-Footage. Die Auflösung ist besser, aber gelegentliche Pop-Ins sind weiterhin vorhanden.
An Grafik-Details rumzumäkeln, ist allerdings nicht das, wofür wir hier sind. Was tut man also, so ausgesetzt in der Wildnis? Der Instinkt sagt: “Kletter auf einen Baum!”. Breath Of The Wild weiß genau, dass dies mein erster Reflex ist und erlaubt es mir natürlich. Auf dem Wipfel angekommen kann ich nicht nur die Aussicht genießen, sondern mein super modernes Sheika-Tablet nutzen. Damit kann man in der Umgebung nach interessanten Dingen Ausschau halten und sie markieren. Ähnlich wie in Assassins Creed oder Far Cry. Nur manuell und weniger langweilig. Schnell fällt mein Auge auf ein Bokoblin-Lager und ich mache mich auf den Weg.
An jeder Ecke etwas Neues
Der momentan spannendste Faktor in Breath Of The Wild sind die Möglichkeiten, welche es alle geben wird, und wie viele davon wir überhaupt erst kennen. Das übliche Triple-A Videospiel wird angekündigt und hat 2-3 coole neue Gimmicks. Breath Of The Wild hat jedoch so viele Freiheiten, dass man in jedem Gameplay-Video etwas neues sieht. Bei besagtem Event schnappte ich zum Beispiel auf, dass es Stealth-Attacken gibt. Im Bokoblin-Lager angekommen teste ich das also sofort: Linken Stick eindrücken, anschleichen und mit Y Attackieren. Funktioniert. Link holt zu einem großen Schwinger aus und besiegt den nichtsahnenden Bokoblin mit einem Schlag. Der Rest wird mit einer Kombination aus Schwerthieben und Pfeilen erledigt. Wieder etwas neues gelernt. Im Kampf habe ich aber auch andere Dinge festgestellt: Die Bogensteuerung unterstützt die Bewegungssensoren des Gamepads, was aber, wie schon in Splatoon, einwandfrei funktioniert. Wem es nicht gefällt, wird es vermutlich im fertigen Game abstellen können. Die Schwert-Steuerung unterdessen ist leicht ungewohnt.Vor allem wegen Links immer öfter auftretender Rechtshändigkeit und auch, weil die Animationen komplett anders fließen als in den bisherigen 3D-Zeldas (Skyward Sword ausgenommen). Denkt man aber daran, wie viel mehr Waffen das Spiel zu bieten hat, ist das schnell verziehen und man gewöhnt sich auch fix daran.
Erfrischende Neuerungen in der Steuerung
Ich komme an einem Trial-Dungeon vorbei und will ihn natürlich sofort erkunden. Die darin erhältliche Fähigkeit, “Magnesis”, die mir erlaubt metallische Gegenstände zu bewegen, hat mir die Demo bereits vorgeschossen. Also kann ich direkt loslegen. Die Rätsel im Trial sind noch extrem einsteigerfreundlich, der Dungeon ist offensichtlich mehr als Testlauf für die neu erworbene Fähigkeit gedacht, als eine wirkliche Herausforderung. Die Steuerung der Magnesis ist überraschend leicht und intuitiv. Man benutzt den rechten Control Stick für Bewegungen nach rechts, links, oben und unten. Mit dem Steuerkreuz steuert man Gegenstände zu sich her oder von einem weg. Ein ähnliches Steuerungsschema nutzte zum Beispiel Star Wars: The Force Unleashed außerordentlich gut. Sobald sich das Hirn an die Achsen gewöhnt hat, sind präzise Bewegungen zwar immer noch nicht leicht, aber durchaus machbar.
Kämpfen, Kochen, Schätze suchen – Es gibt immer etwas zu tun!
Aus dem Dungeon siegreich hervorgetreten, sehe ich keine 50 Meter links von mir ein großes Wildschwein. Angeschlichen, Bogen gezückt, Flugbahn eingeschätzt, Gamepad fest im Griff, und: Feuer! Yeah, Headshot. Irgendwas muss man in 20 Jahren Videospielerfahrung ja gelernt haben. Mit dem erbeuteten Fleisch mache ich mich gleich auf die Suche nach einem Lagerfeuer und finde eins – aber es ist wieder von Bokoblins bewacht. Eigentlich praktisch, ich habe meine Bomben noch gar nicht getestet! Drei Kreaturen sitzen am Feuer und scheinen zu schlafen. Ich werfe die Bombe und zünde sie manuell. Alle drei Gegner fliegen durch die Gegend, aber sie überleben. Hoffen wir, dass die Dinger noch stärker werden. Also auf die traditionelle Art: Schwert gezückt, attackiere ich den ersten Gegner – und es zerbricht. Sehr praktisch. Gut, dass die Bombe alle getroffenen Feinde entwaffnet hat. So kann ich mir eine primitive Keule stibitzen und mich nach getaner Arbeit endlich ans Kochen machen. Doch gerade als mein sicherlich extrem deliziöser Bokoblinhorn-Wildschein-Giftpilz-Eintopf vollendet ist, läuft der Timer aus. Die erste Breath Of The Wild Demo-Sitzung ist um. Mist, ich hatte so einen Hunger. Gut, dass das Event sehr gutes Catering zu bieten hat. Aber dafür ist nur wenig Zeit, denn Demo 2 wartet.
Das Timeline-Rätselraten ist in vollem Gange
Die zweite spielbare Demo von Breath Of The Wild ist eine Story-Demo. Ich werde nicht mitten in der Wildnis ausgesetzt, sondern starte tatsächlich am Anfang des Spiels. Link wacht in einem mysteriösen Wasserbett auf, erhält sein Sheika-Tablet und findet sich außerhalb der Anfangshöhle schnell in Zweisamkeit mit einem alten, weisen Mann wieder. Dieser ist absolut nicht Ganondorf. Man erfährt ein wenig über die Handlung, aber nur sehr bruchstückhaft und ominös. Ähnlich wie in Wind Waker scheint Hyrule seit langer Zeit vom Bösen heimgesucht und Link wurde erweckt, um die Welt zu retten. Größtenteils das Übliche. Aber sind wir in der Wind Waker Timeline? Oder doch in der von Majoras Mask? Es wird stark angedeutet, dass die Handlung deutlich mehr mit der Geschichte von Hyrule zu tun hat als die meisten anderen Ableger.
Die Breath Of Wild Story-Demo
Nach einem Abstecher in die Ruinen, die aussehen und musikalisch klingen wie die Zitadelle der Zeit aus Ocarina of Time, hört Link die Stimme, die ihn aus seinem Schlaf weckte und ihn per Worldmap zu einer Sheika-Vorrichtung lotst. Kaum ist das Tablet an einem passenden Schrein registriert, gräbt sich ein gewaltiger Turm aus der Erde und von seiner Spitze ist sichtbar, dass auch am Horizont weitere Türme der gleichen Art aus dem Boden sprießen. Da ich den Paraglider leider noch nicht besitze, muss ich den mühsamen Weg hinab wählen und lasse mich von Plattform zu Plattform fallen. Unten angekommen finde ich den greisen Herrn vor, der Link ein wenig über das von hier aus sichtbare Schloss Hyrule erzählt, und dass es von einem Dämon Namens “Calamity Ganon” heimgesucht wird. Um dorthin zu gelangen, benötige ich allerdings den Paraglider, der mir auch prompt angeboten wird. Das allerdings nur, wenn ich für den faulen Herrn einen Trial Dungeon mache und ihm den darin verborgenen Schatz bringe. Ich rüste mich also auf dem Weg dorthin mit einem schönen zweihändigen Claymore-Schwert aus und absolviere den Dungeon. Es ist ein weiterer Magnesis-Test, der schnell erledigt ist. Wieder an der Oberfläche spricht der alte Mann noch ein wenig vom Volk der Sheika, und dass es sie in diesen Gefilden wohl nicht mehr gibt. Als ich den Paraglider fordere, werden drei weitere Schätze verlangt, die ich aus den anderen Trial Dungeons auf dem Plateau bergen soll. Dies bremst zum ersten Mal meine Begeisterung. Alle Dungeons in einem Gebiet abschließen zu müssen, um in der Story voranzukommen, klingt nicht nach der großen Freiheit, die versprochen wurde. Aber ehe ich Zeit hab, mich darüber zu beklagen, ist die Demo-Zeit abgelaufen.
Fazit
Die Welt von Breath Of The Wild ist farbenfroh und lebendig. Es kann passieren, dass es ein wenig einsam wird, je nach Route läuft man auch Mal eine Minute, ohne dass etwas Nennenswertes passiert. Dies ruft aber schöne Erinnerungen an Wind Waker hervor, da ich einer der wenigen bin, der immer gerne durch die Gegend gesegelt ist. Die vielen Möglichkeiten und Freiheiten sind fantastisch. Sie haben aber auch einen kleinen Nachteil: Die Steuerung ist sehr komplex und streckenweise unintuitiv. Mehrere Knöpfe können gedrückt gehalten werden, um sich durch verschiedenste Menüs zu manövrieren und jede einzelne Taste wird für mindestens eine Aktion belegt, wenn nicht mehrere. Beide Sticks und das Steuerkreuz sind ständig in Gebrauch und werden mit der Bewegungssteuerung des Gamepads kombiniert. Nach 1,5 Stunden Spielzeit begann ich so langsam zu verinnerlichen, was jeder letzte Knopf bewirkt und entwickelte ein Gefühl für die Gesamtsteuerung. Das Spiel ist dementsprechend alles andere als anfängerfreundlich, aber mit der Zeit sollte jeder dahintersteigen, wie man Link durch die massive Overworld manövriert.
Selbstverständlich erlebte ich im Laufe des Tages noch weitere Abenteuer und probierte vieles aus, aber dieser Test soll ja keine 15 Seiten lang werden. Und man will sich bis zum Release ja noch so einige Überraschungen vorenthalten.
Bildquelle(n): Nintendo Co., Ltd.