Während Final Fantasy-Fans noch auf den offiziellen 15. Ableger der Reihe warten, dürfen Tales Of-Jünger eben jenen 15. Teil bereits genießen. Kaum zu glauben, aber Tales of Zestiria ist der 15. Teil der inzwischen 20 Jahre alten Saga. Unzählige Begleitwerke erschienen seitdem, um das Universum auszubauen, doch kann das J-RPG Epos auch spielerisch nach all den Jahren noch überzeugen?
Die Angst vor den Anderen
Sorey ist kein Junge wie alle anderen. Als Teil einer spirituellen Rasse namens Seraphim lebt er ein ruhiges, naturverbundenes Leben. Zusammen mit seinem Bruder Mikleo treibt er allerlei Schabernack, so auch zu Beginn des Spieles, wo sich beide verbotenerweise in einem alten Tempel umschauen.
Im besagtem Tempel treffen Sorey und Mikleo auf die junge Alisha und retten sie trotz großer Bedenken Mikleos aus der Ruine. Sehr zum Missfallen der anderen Seraphim, denn Menschen sind im geheiligten Land Elysia nicht erwünscht. Sorey, welcher selbst ein Mensch ist, jedoch von den Seraphim aufgenommen wurde, hat nun die Aufgabe Alisha aus Elysia hinaus zu führen – nicht ahnend, dass ihn dort seine wahre Bestimmung als Hirte erwartet.
Mit dieser vielversprechenden Ausgangssituation wird der Spieler ins neueste Abenteuer der Tales Of-Reihe geschickt und schnell wird klar, dass Tales of Zestiria sich sehr stark auf seine Charaktere konzentrieren wird. Der klassische Heldenweg steht mehr im Vordergrund als die Geschichte der Welt und auch die Beziehungen zwischen den verschiedenen Figuren werden wieder stärker behandelt. Dies geht jedoch weit über die storyrelevanten Protagonisten hinaus. Als Hirte rückt Sorey immer weiter in den Mittelpunkt der Geschichte, scharrt Anhänger um sich und gewinnt ganze Parteien für sich. Doch mit großer Beliebtheit folgt natürlich auch die wachsende Gefahr aufmerksamer Feinde. Dieses Gemeinschaftsgefühl wird natürlich durch den wieder einmal integrierten Koop-Modus bestärkt. Insgesamt vier Spieler können die epische Geschichte von Tales of Zestiria gemeinsam erleben.
Altes Kampfsystem mit neuen Kniffen
Das Kampfsystem hat sich allerdings nicht sonderlich geändert. Als Tales Of-Veteran weiß man praktisch sofort was zu tun ist – erst wenn die neuen Fusionen möglich sind, wird das Gameplay für alte Hasen etwas abwechslungsreicher. Die atmosphärische Präsentation kann sich sehen lassen, doch von der Grafik sollte man nicht zu viel erwarten: Tales of Zestiria erschien ursprünglich noch als PS3-Spiel und wurde lediglich für seine Veröffentlichung im Westen auf PlayStation 4 veröffentlicht. Dafür ist die Soundkulisse mehr als stimmig. Die Musik ist brachial, nervt nie und untermalt das Geschehen perfekt und die vielen vertonten Dialoge sorgen für ein tolles Mittendrin-Gefühl. Alles wirkt trotz der ein oder anderen zu leeren Landschaft sehr lebendig und mitreißend. Die große Spielwelt lädt zum erkunden ein und fordert dies auch oftmals vom Spieler – dafür werden mit zunehmenden Spielfortschritt auch Features wie das beliebte Schnellreise-System freigeschaltet.
Vielleicht bietet Tales of Zestiria vor allem für die alten Fans zu wenig Neues um zu begeistern – die Story nimmt jedoch zunehmend an Fahrt auf, die Präsentation ist, bis auf die etwas zu schwache Grafik, wieder einmal bombastisch und der Umfang des J-RPG ist definitiv jeden Cent wert. Der Kampf zwischen Gut und Böse in magischen, mittelalterlichen Fantasy-Welten scheint einfach niemals langweilig zu werden.
Kevin Kunze
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