In Sword Art Online: Hollow Realization stellen sich Kirito und seine Freunde erneut als Beta-Tester den Gefahren eines MMOs. Ob die auf Online-Spiel getrimmte Welt mit einer spannenden Handlung und spaßigem Gameplay überzeugen kann, erfahrt ihr hier im Test.
SAO: Hollow Realization – Etwas Ruhe für Kirito
Kirito hatte es in der Vergangenheit nicht leicht. Im ersten VR-MMO wurden sie von dem irren Entwickler eingesperrt und mussten im Spiel um ihr reales Leben kämpfen. Das scheint diesmal nicht der Fall zu sein und so haben die Freunde endlich die Möglichkeit, sich beim Spielen etwas zu entspannen. Allerdings bemerken sie bald, dass die NPCs ungewöhnlich real wirken, insbesondere ein mysteriöses Mädchen namens Premiere. Nach und nach gewinnen sie mehr Einblicke in die Spielwelt und entdecken, dass eine Gruppe von Spielern Jagd auf diese NPCs macht. Das können sie so natürlich nicht zulassen und somit kämpfen sie für die Leben der nicht-Spieler, während sie versuchen, deren Geheimnis zu ergründen.
Die Story wird sowohl in gut inszenierten Anime-Sequenzen, als auch in Ingame-Cutscenes und animierten Charakter-Dialogen (wie auf dem Screenshot unten zu sehen) erzählt. Auf ihren Kern heruntergebrochen ist sie nicht uninteressant, obwohl im Vergleich zur Serie der Gefahrenfaktor für die Spieler-Charaktere fehlt. Außerdem ist das Erzähltempo recht langsam. Ein großer Teil der Dialoge treibt nicht die eigentliche Handlung voran, sondern baut die Beziehungen zwischen den Charakteren weiter aus. Diese Gespräche sind zwar nicht schlecht geschrieben, werden aber sicher nicht jedem in ihrer Häufigkeit und Ausführlichkeit gefallen.
Das Spiel ist übrigens größtenteils vertont und die Sprecher machen dabei einen hervorragenden Job. Hier muss allerdings ein großes “aber” eingeschoben werden, denn die Audio-Sprachausgabe ist lediglich auf Japanisch verfügbar. Die Texte hingegen sind komplett auf Deutsch.
SAO: Hollow Realization – Die Welt und die Grafik
Die Spielwelt erinnert in großen Teilen an die Gegend aus dem ersten SAO-Anime und ist natürlich im entsprechenden Look gehalten. Auf der PS4 sieht man dem Spiel deutlich an, dass es auch für die PS Vita erhältlich ist. Es gibt keine gewaltigen Effekte, keine beeindruckende Menge an Details. Insgesamt ist das Spiel optisch einfach nicht das, was man sich in der aktuellen Konsolengeneration erhofft hätte. Zudem sehen die Charaktere merkwürdig aus: sie sind im Anime-Stil gehalten, weichen teilweise aber trotzdem ungewöhnlich stark von ihren zweidimensionalen Vorbildern ab. Einen Charakter hätte ich außerhalb der Cutscene kaum wieder erkannt. Die Naruto-Spiele beispielsweise machen da einen deutlich besseren Job. Dafür ist das Spiel allerdings durchgehend flüssig und hat ein scharfes Bild.
SAO: Hollow Realization – Ein Singleplayer-MMO?
Hollow Realtization ist ein Rollenspiel, das sich als MMO ausgibt. Es gibt die genre-typische Hotkey-Leiste, auf der die Skills und Items liegen, die Anzeigebalken der Gruppenmitglieder inkl. Buffs und Debuffs sowie das Chatfenster in der unteren linken Ecke, in der Nachrichten geschrieben und Kampfinformationen angezeigt werden.
Sowohl in den Kampfgebieten außerhalb der Stadt als auch in der Stadt selbst lauft ihr außerdem immer wieder anderen “Spielern” über den Weg. In der Stadt könnt ihr euch mit diesen “unterhalten”, wobei diese “Unterhaltungen” leider nur Gesprächsfetzen sind, die sich wiederholen und somit auf Dauer sehr nerven. Habt ihr eure Beziehung zu einem “Spieler” ausreichend aufgebaut, könnt ihr mit ihm durch die Stadt ziehen und ihn — oder sie — schließlich in eure Gruppe einladen.
Die MMO-Illusion wird in Kämpfen zusätzlich zum Interface dadurch verstärkt, dass man den Mitspielern Befehle erteilen kann. Außerdem kann man sie für ihr Vorgehen im Kampf jederzeit loben. Die Charaktere benutzen die entsprechenden Fähigkeiten dann häufiger und spezialisieren sich auf diese.
Dennoch gibt es sowas wie ein Singleplayer-MMO selbstverständlich nicht. Die „Spieler“ sind weit davon entfernt, ein authentisches Sozialgefühl entstehen zu lassen.
SAO: Hollow Realization: Die Kämpfe
Die Kämpfe spielen sich nicht wie klassische MMOs, sondern wesentlich direkter. Es kann auf Knopfdruck pariert oder ausgewichen, sowie leichte oder schwere Attacken ausgeführt werden. Das Gameplay hat letztendlich also mehr Ähnlichkeit mit z.B. Dark Souls als mit WoW. Von dessen Dynamik und Spannung sind sie allerdings weit entfernt. Obwohl die Kämpfe Spaß machen, lassen sie also ziemlich an Tiefe vermissen. Verschiedene Klassen können ebenfalls nicht gespielt werden. Dafür stehen zu Spielbeginn unterschiedliche Nahkampfwaffen zur Auswahl, wie zum Beispiel das Langschwert oder ein Katana.
Wie in den meisten Rollenspielen gibt es neben den Kämpfen und den erwähnten Interaktionselementen mit den anderen “Spielern” bzw. NPCs auch die Möglichkeit, in der Stadt Items zu erwerben oder zu verkaufen und Quests anzunehmen. Diese spiegeln leider das Klischee von langweiligen, repetitiven MMO-Quests wieder. Mal muss man eine gewisse Anzahl bestimmter Gegner töten, mal eine festgelegte Anzahl bestimmter Gegenstände abliefern. Da sind echte MMOs mittlerweile deutlich weiter.
SAO: Hollow Realization – Der eigene Charakter…?
Am Anfang des Spiels könnt ihr übrigens auch bestimmen, wie euer Charakter aussehen soll und welches Geschlecht er hat. Das ist prinzipiell eine tolle Sache, die mir in Spielen immer sehr gefällt. Wie es die MMO-Etikette von mir als bärtigem Typ verlangt, habe ich mir eine hübsche Frau als Avatar erstellt. Dass der Charakter in den Anime-Sequenzen nicht auftaucht ist schade, aber verständlich. Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht schlecht staunte, als die junge Dame auch in den Ingame-Dialogen unbeirrt weiter mit Kiritos “männlicher” Stimme sprach. Das mag lore-mäßig alles Sinn machen – man spielt quasi Kirito, der widerum seinen Avater spielt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es die Charakterstellung ad absurdum führt. Für das nächste SAO-Spiel würde ich mir deswegen wünschen, dass man tatsächlich einen eigenen Charakter spielen kann, der nicht Kirito ist.
SAO: Hollow Realization – Das Fazit
Mit den ausführlich vertonten Dialogen und Cutscenes der beliebten SAO-Charaktere sowie der insgesamt gelungenen Umsetzung des Anime-Themas werden SAO-Fans sicher sehr zufrieden sein. Wer für Sword Art Online und seine Charaktere nicht viel Begeisterung aufbringt, wird den Kauf aufgrund der langezogenen Handlung wohl bereits innerhalb der ersten Stunden bereuen. Das Gameplay alleine macht zwar durchaus Spaß, kann mit vergleichbaren Spielen allerdings nicht mithalten. Mir persönlich konnte das Spiel somit nicht genug bieten.
Lars Baumgart
Infobox:
- Titel: Sword Art Online: Hollow Realization
- Entwickler: Aquria
- Publisher: Bandai Namco
- Release: 27.10.2016
- Plattform: PS4, PS Vita
- USK: 12
- Genre: RPG
- Sprachausgabe: Audio Japanisch, Text Deutsch
- Multiplayer: 4-Spieler Online (nicht getestet)
- Besonderheiten: Cross-Save zwischen den Platformen