Urlaubszeit ist Lesezeit. Am Strand liegen und ein Hörbuch genießen, ist für viele Menschen der Inbegriff entspannender Freizeitgestaltung. Andere nutzen die freie Zeit für einen Kinobesuch oder schauen eine Serie im Fernsehen an, um spannende Geschichten zu erleben und mit ihren Helden und Heldinnen mitzufiebern. Aufwühlende Schicksale und schwere Konflikte nehmen Hörer und Zuschauer mit auf eine emotionale Reise mit vielen Höhen und Tiefen. Wissenschaftler haben erforscht, welche Form der Unterhaltung das größere Gefühlserlebnis vermittelt.
Emotionale Sogwirkung bei Hörbüchern größer
Wie in der Studie des University College London (UCL) nachzulesen ist, binden Hörbücher ihre Konsumenten emotional enger ein als dies bei visuellen Medien wie Kino- oder TV-Filmen der Fall ist. Dabei haben demografische Daten oder das gewählte Genre keinen Einfluss auf das Resultat. Ob romantische Komödie oder spannender Thriller – die größere Sogkraft geht eindeutig vom Hörbuch aus. Der führende Hörbuchanbieter audible hat die Forscher der Universität bei ihrer Arbeit unterstützt und die wesentlichen Ergebnisse in seinem Magazin veröffentlicht.
Wer ist nicht schon der Faszination fiktiver Charaktere erlegen und hat sich emotional so sehr auf sie eingelassen, dass ihr Tod wie ein Schock wirkte? Als Arthur Conan Doyle seine Figur Sherlock Holmes in den Schweizer Bergen ums Leben kommen ließ, erhielt der Autor eine Flut wütender Protestbriefe, die ihn veranlassten, neue Abenteuer mit dem Meisterdetektiv zu verfassen. Auch als Joanne K. Rowling Harry Potters Mentor Albus Dumbledore sterben ließ, nahm dies viele Fans weltweit emotional gehörig mit. Nicht weiter verwunderlich, denn immerhin hatte der alte Zauberer manche Menschen über mehrere Jahre hinweg begleitet.
Geschichten leben von Charakteren
Seit jeher leben gute Geschichten von nahbaren Figuren mit menschlichen Stärken und Schwächen. Daran hat sich seit der literarischen Frühzeit nichts geändert. In den Erzählungen der griechischen Mythologie schrieben die Verfasser den Göttern menschliche Eigenschaften zu, damit sich das Publikum in ihnen wiedererkannte. William Shakespeare setzte diese Tradition in seinen Bühnenstücken fort. Im 19. Jahrhundert, der Blütezeit des Romans, schufen Autoren wie Fjodor Dostojewski oder Charles Dickens aussagekräftige Figuren und schilderten sie in allen möglichen Facetten.
Als es noch kein Fernsehen gab, versammelten sich Familien um das Radiogerät, um spannenden Fortsetzungsgeschichten zu lauschen. Schon damals zogen Sprecher ihre Zuhörerschaft dermaßen in den Bann, dass diese die nächste Folge kaum erwarten konnten. Gute Hörbücher erzielen heutzutage denselben Effekt. Das gilt vor allem dann, wenn sie mit starken Figuren aufwarten und eine konfliktträchtige Handlung bieten.
Visuelle Medien kein Ersatz für Fantasie
Geschichten sind für Zuhörerinnen und Zuhörer dann interessant, wenn sie emotional berühren und glaubhafte Charaktere präsentieren, mit denen sich Menschen identifizieren können. Wie die Londoner Studie eindrucksvoll belegt, können visuelle Medien die durch ein gutes Hörbuch in Gang gesetzte Fantasie nicht ersetzen.