Mit METAL GEAR SOLID 5 – THE PHANTOM PAIN geht eine der größten und einflussreichsten Spielereihen zu Ende. Spielerisch perfekt, offenbaren sich mit zunehmender Spielzeit, leider aber auch die Schattenseiten von Hideo Kojimas vorerst letztem Meisterwerk.
Ein Gefühl der Leere
„Metal Gear Solid 5“ lässt dem Spieler mehr Möglichkeiten als je ein Spiel zuvor. Es ist einfach erstaunlich mit wie viel Eigenregie man die insgesamt 50 Haupt- und 150 Nebenmissionen angehen kann. Natürlich werden taktisch perfekte Einsätze mit höheren Rängen belohnt. Wer aber einfach das feindliche Lager mit einem Panzer stürmen möchte, während ein Unterstützungshubschrauber Raketen abfeuert und eine befreundete Scharfschützin die alles niederschießt, was ihr ins Visier läuft, kann dies tun. Von der gnadenlosen 1-Mann-Armee bis zum ungesehenen Schleichass ist Protagonist Big Boss alles was ihr ihn sein lassen wollt. Ein hervorragendes Gefühl spielerischer Freiheit und ein Paradebeispiel perfektionistischen Gameplays.
Doch „Metal Gear Solid 5“ könnte, nein – müsste mehr sein als das. Denn nüchtern betrachtet sind die insgesamt 200 Haupt- und Nebenmissionen repetitiv und bis auf wenige Highlights äußerst monoton. Dazu kommt, dass die Story – ein absolutes Aushängeschild des Franchise – so schwach ist, wie nie zuvor. Das dies alles mit der Trennung zwischen Hideo Kojima und Publisher Konami zusammenhängt, dürfte jedem klar sein. Dass die Differenzen, welche seit Sommer diesen Jahres an die Öffentlichkeit gerieten jedoch noch solche Auswirkungen auf Kojimas „Vermächtnis“ haben würden, hätten wir uns nicht gedacht. Das Spiel wirkt unfertig. So als hätte man ab 50% des Entwicklungsstadiums einfach schnell via Copy&Paste den Umfang erhöht. Dafür sprechen leider viel zu viele Faktoren. Angefangen damit, dass zahlreiche Zwischensequenzen aus den veröffentlichten Trailern nicht mehr im Spiel vorzufinden sind, über das komplette herausnehmen der Hauptmission 51 und letztendlich der unlogischen, lückenhaften Story, die vor allem in ihrem finalen Twist nicht überzeugt. Durch die wenigen Storyelemente wirken die Charaktere unglaubwürdig, viele Highlights nicht nachvollziehbar und der Weg zum großen Finale unausgegoren. Auch die Tatsache, dass ca. 13 der 50 Hauptmissionen lediglich ältere Missionen mit höherem Schwierigkeitsgrad sind bestärkt uns in diesem Eindruck.
Alles führt zu dem Bild, dass Kojima mit dem Gameplay anfing, dieses in den letzten Jahren der Entwicklung perfektionierte und jetzt, als er mit der Story ansetzen wollte, die Deadline nicht einhalten konnte. Wahrscheinlich hätte das Spiel nochmals 1-2 Jahre Entwicklungszeit benötigt, doch dafür hat man nun einen Abschied vom Franchise, der vor allem langjährigen und tief in der Materie steckenden Fans einen dicken Kloß im Hals zurücklässt. Schade.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): © 2015 KONAMI DIGITAL ENTERTAINMENT B.V.