Video Games Live ist mehr als nur ein Konzert. Es ist eine Liebeserklärung an Videospiele und fühlt sich jedes mal wieder wie ein großes Familientreffen an. Nachdem wir uns bereits auf der gamescom 2015 die aktuelle Show, welche auf den Namen Level 5 hört, begeistert angeschaut und vor allem angehört haben, konnten wir auch dieses Jahr nicht widerstehen. Neben Städten wie München und Köln fand am 13. November auch eine Show in Berlin statt. Hat sich der erneute Besuch gelohnt?
Eine One-Man Show
Tommy Tallarico ist nicht einfach nur ein Host. Er ist eine Legende. Seit 1991 arbeitet er in der Videospielbranche und hat seitdem an Soundtracks zu über 250 Spielen gearbeitet, was ihm auch einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde beschert hat. Der fade Beigeschmack ist, das Tommy sich nicht zu schade ist, dies immer und immer und immer wieder zu betonen und sich selbst pro Konzert gute 15-20 Minuten Spotlight zu schenken. Klar seine Erfolge und Errungenschaften sind beeindruckend, aber ist es nicht das Phänomen Video Games Live selbst, das die Massen bewegt?
So wirkt Video Games Live stellenweise immer wieder wie die Tommy Tallarico Show, was schade ist. Gleichzeitig schafft es Tallarico aber wie kein Zweiter mit dem Publikum zu spielen und dieses in der Hand zu haben. So war auch die Vorstellung im Berliner Tempodrom durchdrungen von guter Laune und vor allem lauten und heftigen Fan-Reaktionen – obwohl die Zuschauerplätze leider nicht einmal zur Hälfte gefüllt waren (Berliner Gamer wo wart ihr???).
Ein Déjà-vu folgt dem nächsten
Als Tallarico in die Halle fragte, wer Video Games Live denn bereits gesehen hat, war es relativ still. Umso lauter waren die Fan-Reaktionen als es darum ging, wer Video Games Live denn zum ersten Mal erlebe. Und für letztere hat sich der Besuch wahrscheinlich deutlich mehr gelohnt. Denn anhand der Tatsache, dass bereits letztes Jahr auf der Gamescom „Level 5“ gespielt wurde, war die Setlist dieses Jahr bis auf zwei Medleys komplett identisch.
So wurde die Show wieder mit Castlevania eröffnet, Laura Intravia durfte mit ihrem zugegeben außergewöhnlichem Wind Instrument wieder das Donkey Kong Medley spielen. Kingdom Hearts wurde wieder zusammen mit einer Disney-Collage gespielt, Street Fighter 2 stellte den Abschluss der Show dar und der beliebte Portal-Song „Still Alive“ war die letzte Zugabe. Neu hinzugekommen war unter anderem lediglich ein Medley zu Advent Rising (ein Soundtrack an dem Tallarico selbst beteiligt war).
Diese kleine Enttäuschung ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Stücke selbst fantastisch waren und die Kompositionen nicht weniger beeindruckend als im Jahr zuvor klangen. Wenn das Publikum bei den ersten Klängen von Skyrim in Jubelstürme ausbricht oder Tetris im Gewand einer Oper erklingt, ist Gänsehaut nahezu unvermeidlich.
Video Games Live – Bereit für Level 6
Trotz den leeren Zuschauerreihen und viel altbekanntem war es wieder ein gelungener Abend, an den wir uns gerne zurück erinnern. Tommy ist eben Tommy – man liebt ihn oder hasst ihn. Begrüßen würden wir es, wenn er bei den Medleys in denen er selbst zur E-Gitarre greift, diese nicht so stark übersteuert, dass vom Orchester selbst kaum noch etwas zu hören ist. Das bisschen Narzissmus sei ihm aber, nach den vielen Jahren Video Games Live und der Stimmung, die er im Zusammenspiel mit dem Publikum jedes Mal aufs neue schafft, gegönnt.
Wir freuen uns auf jeden Fall aufs nächste Jahr und sind schon gespannt, welche Stücke es auf die Setlist schaffen, wenn es heißt: Level 6 erreicht!
Kevin Kunze & Vanessa Pfennig
Bildquelle(n): 2005 Mystical Stone Entertainment, LLC.