„Japanische Popkultur“ – Wenn man diesen Begriff hört, denkt man sofort an Anime und Manga, an kitschigen J-Pop und Filme über Gangster in schneidigen Anzügen. Klassische Holzschnitte wie die des Künstlers Hokusai kommen einem dabei eher nicht in den Sinn. In ihren historischen Kontext gesetzt waren viele dieser Drucke aber auch nichts anderes als es heute Manga sind: aufgrund ihrer Herstellungsart leicht und erschwinglich zu vervielfältigen und damit für die Massenfertigung geeignete Unterhaltungsmedien, welche hauptsächlich zur Belustigung konsumiert wurden. Nicht umsonst bezieht sich auch die Bezeichnung „Manga“ selbst auf das Schaffen Hokusais. Die Ausstellung Hokusai X Manga: „Japanische Popkultur seit 1680“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen heute oft vergessenen Aspekt der klassischen japanischen Kunst zu beleuchten und ihm aktuelle Populärkultur des Landes gegenüberzustellen.
Hokusai x Manga – Die Hits des 17. Jahrhunderts und das Beste von heute
Die Ausstellungsfläche von Hokusai x Manga ist in zehn Bereiche gegliedert, die alle unter einem bestimmten Schwerpunkt stehen: Bei den „Heldengeschichten“ gibt es traditionelle Krieger-Portraits und moderne Samurai-Manga zu sehen, und „Übernatürliche Wesen“ zeigt uns klassische Geisterdarstellungen und vergleicht diese mit Serien wie „Yokai-Watch“ oder den Fabelwesen von Studio Ghibli. Im Abschnitt „Von der Idee zum Fan“ können wir Fan-Art bewundern und uns davon überzeugen, dass sadistische Künstler schon im 17. Jahrhundert behaupteten, mit ein paar Kreisen und Dreiecken als Grundgerüst könnte jeder zeichnen lernen, während „Digitale Begegnungen“ uns die Möglichkeit gibt, einige Videospiele auszuprobieren und die Bildserie „Ukiyo-e Heroes“ von Jed Henry vorstellt, der den traditionellen Holzschnitt mit Motiven aus Games und Comics verbindet.
Mit viel Liebe zum Detail wird dabei immer auch auf die vielen Einflüsse der alten Meisterwerke in heutigen Anime und Manga eingegangen, wobei man sich nicht nur auf im Westen bekannte Serien beschränkt. Auch hierzulande eher unbekannteren Titeln wie „GeGeGe no Kitarou“ oder „Doraemon“ wird viel Aufmerksamkeit geschenkt. Fans von Sailor Moon, Naruto oder Dragon Ball müssen sich aber keine Sorgen machen, denn natürlich sind auch diese Serien vertreten. Neben klassischen Kunstdrucken, Replika von Mangaseiten, Cosplaykostümen, Animation-Cells und einer Vielzahl anderer Exponate gibt es dabei auch Original-Zeichnungen einiger Mangaka zu sehen, die dem Betrachter beruhigt feststellen lassen, dass auch der Profi ab und an das Deckweiß zückt.
Hokusai x Manga – Es lebe der Pop!
Der bunte Mix aus Klassik und Moderne sollte jedem Japan-Fan ein interessantes Eckchen bieten, eignet sich aber auch perfekt um Vorurteile gegenüber der japanischen Popkultur zu beseitigen und Kunstinteressierten den künstlerischen Wert von Manga und Anime näher zu bringen. Wer Lust auf die Ausstellung Hokusai x Manga bekommen hat, kann sich diese noch bis zum 11.09.2016 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ansehen. Ein Besuch lohnt sich schon allein aufgrund der lustigen Selfie-Möglichkeiten im Erotikbereich.
Benjamin Wilhelm