Natürlich hilft Literatur nicht wirklich gegen Corona, aber zumindest können Bücher gegen die Langeweile der häuslichen Isolation und gegen den Trübsinn helfen!
RICHARD MORGAN
Das Zeitalter der Helden – Erwachen
(Heyne)

„Erwachen“ ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Trilogie von Richard Morgan. Im Mittelpunkt steht Ringil Eskinath, ein Held des Krieges gegen die Echsen, ein Schwertkämpfer, der sich aufs Land zurückgezogen hat und seinen Lebensunterhalt mit Geschichtenerzählen und gelegentlichen Ordnungsprügeleien verdient. Doch das gemütliche leben hat ein Ende, als seine Mutter ihn zurück in seine Heimatstadt holt, um eine Cousine aus der Sklaverei zurück zu holen. Ringil begegnet den Schatten seiner Vergangenheit und gerät in eine Verschwörung, die die bestehende Ordnung des Reiches erschüttern soll. Richard Morgan ist kein Mann der sanften Töne, sondern er läßt es ordentlich krachen. Sex, Gewalt und abgetrennte Körperteile stehen in „Erwachen“ weit oben auf der Zutatenliste und das macht Spaß zu lesen! Wer es weichgespühlt und romantisch mag, der sollte einen großen Bogen um das Buch machen, wer es gerne derb, realistisch und blutig mag, der wird hier seine Freude haben! Und die beste Nachricht zum Schluss: Teil 2 „Imperium“ ist gerade eben frisch erschienen.
SIGRID TSCHÖPE-SCHEFFLER
Früher war ich ein flottes Huhn, heute bin ich eine lahme Ente
(Patmos)

Die Corona-Krise zeigt ja gerade deutlich, das unser hiesiges Gesundheits-System jede Menge Schwachstellen hat und das gerade im Bereich der Altenpflege teils katastrophale Zustände herrschen. Sigrid Tschöpe-Scheffler erzählt in ihrem Buch, wie sie ihre Mutter jahrelang in häuslicher 24-Stundenpflege betreuen ließ und ihr damit ermöglichte, zu Hause zu leben und nicht ins Heim zu müssen. Es ist eine sehr persönliche (Familien)Geschichte, die natürlich nicht universell übertragbar ist, aber Alternativen zum Pflegeheim aufzeigt. Gerade in Zeiten wie diesen sehr interessant zu lesen und gut geeignet für Denkanstöße, wenn man sich selber mit der Problematik alternder Eltern auseinandersetzen muss.
IRVINE WELSH
Die Hosen der Toten
(Heyne Hardcore)

Es ist ja eine schöne Tradition geworden, das Irvine Welsh in seinen Büchern immer wieder zu den Helden seiner Erfolgsgeschichte „Trainspotting“ zurückkehrt. Nachdem zuletzt in „Ein ordentlicher Ritt“ Juice Terry im Mittelpunkt stand und in „Kurzer Abstecher“ der Psychopath Franco Begbie, gibt es in „Die Hosen der Toten“ nun ein großes Wiedersehen mit Sick Boy, Spud, Marc Renton und den anderen Kaputten. Sie sind inzwischen alle jenseits der 50 und das Leben hat hat seine Spuren hinterlassen. Renton ist DJ-Manager und reist um die Welt, doch der ständige Jetlag frisst ihn allmählich auf. Sick Boy betreibt eine Hostessen-Agentur und liefert sich mit Juice Terry einen ewigen Wettstreit, wer mehr Damen flachlegt. Franco Begbie ist erfolgreicher Künstler und Familienvater, dem die Lust an wohlfeilen Gewaltausbrüchen aber nicht abhanden gekommen ist. Als ihre Wege sich wieder kreuzen und die alte Gang sich in Edinburgh trifft, spielt das Schicksal mal wieder ordentlich Russisch-Roulette mit allen Beteiligten…
„Die Hosen der Toten“ ist alles andere als ein Wohlfühlbuch, es ist ein echter Welsh! Hier wird wie immer gesoffen, Drogen eingeworfen, gevögelt, betrogen und sich richtig wehgetan! Es gibt unzählige: „Oh nein, das machst du jetzt nicht Momente“ und wie es sich für ein Werk von Großmeister Welsh gehört, wirft man das Buch auch mehr als einmal an die Wand, oder aus dem Fenster. Man holt es sich dann aber trotzdem immer wieder zurück…
Gut, das die Fastenzeit vorbei ist, denn ohne Bier macht „Die Hosen der Toten“ garantiert nur halb soviel Spaß!