Der November als solcher, ist nicht unbedingt ein Kandidat für den Titel „Lieblingsmonat“! Denn meist ist er kalt, grau und ungemütlich. Eigentlich genau die richtige Zeit, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten. Oder, um ein (gutes) Buch zu lesen.
T.S.Orgel
TERRA (Heyne)
Der rasante technische Fortschritt, insbesondere die Erfindung des Impulsreaktors, hat dazu geführt, dass die Menschheit zum Ende des 21. Jahrhunderts den Weltraum erobern konnte. Das war auch bitter nötig, angesichts der ökologischen Verwüstungen, die unseren Planeten heimgesucht hatten. Der Mond wurde zum Siedlungsgebiet, von dem aus auch der Mars erschlossen werden konnte. Dort läuft ein gigantisches Terraforming-Projekt, das den lebensfeindlichen Planeten in absehbarer Zeit in eine zweite Erde verwandeln wird. Jak ist ein Space-Trucker, der mit seinem Raumschiff Mars-Erze auf die Erde transportiert. Als er wieder einmal mit einem großen Konvoi unterwegs ist, stößt er auf Unregelmäßigkeiten im System. Schnell findet er heraus, dass sein Schiff manipuliert wurde und sich in seiner Ladung ein Container mit hochexplosivem Material befindet. Er nimmt zu seiner Schwester Verbindung auf, die als Space-Marshall auf dem Mond arbeitet. Beiden ist vom ersten Moment an klar, dass sie nicht nur höchst konspirativ zu Werke gehen, sondern auch verdammt vorsichtig sein müssen. Denn wer auch immer diesen Container auf Jaks Schiff gebracht hat, muss über Macht und Einfluss verfügen…
Nova Meierhenrich
WENN LIEBE NICHT REICHT (EDEL)
Was passiert, wenn ein Elternteil an einer Depression erkrankt, die Familie es nicht erkennt und irgendwann alles zu spät ist? Nova Meierhenrich erzählt darüber, in einer sehr persönlichen und dadurch sehr beeindruckenden Art.
Alles begann mit einem stillen Rückzug des Vaters, der sich nach der Insolvenz seiner Firma immer öfter im Arbeitszimmer verkriecht. Termine werden nicht eingehalten, Verabredungen abgesagt und finanzielle Probleme ignoriert. Bis die Familie vor dem Ruin steht, in ein Abrisshaus ziehen muss und jedem klar ist, das Papa Hilfe braucht. Aber die will er nicht…
Für die Arbeit an dem Buch, hat sich Nova Meierhenrich mit ihrer Mutter auf die beschwerliche Reise in die Vergangenheit begeben, dahin wo die Erinnerungen wehtun. Der Sinn des Buches ist es aber nicht, die eigene Betroffenheit zu schildern, sondern anderen Menschen zu zeigen, dass es (inzwischen) Auswege gibt, das Depression keine Schande, sondern eine (Volks-)Krankheit ist und die eigene Scham zu nehmen, über die Hilflosigkeit, die man empfindet, wenn man selbst betroffen ist.
Kein schönes Buch, dafür ein sehr gutes und persönliches Buch. Besser als drei Stapel der üblichen Ratgeberliteratur, die den Markt überschwemmt.
Christopher Ruocchio
DAS IMPERIUM DER STILLE (Heyne)
Hadrian Marlowe wächst als Sohn eines Fürsten auf. Privilegiert, genmodifiziert und mit hoher Intelligenz gesegnet. Er sieht sich als zukünftigen Erben, doch sein Vater hält ihn für zu menschlich und verkauft ihn an die Inquisition. Hadrian beschließt zu fliehen und so startet seine Odyssee durch die Weiten der Galaxie…
Mit „Das Imperium der Stille“ startet Christopher Ruocchio einen Zyklus, der wohl noch einige Bände umfassen wird und den Leser in eine ferne Zukunft führt. Die Galaxie ist von Menschen besiedelt, einst lebensfeindliche Welten sind nun Lebensraum. Jeder Gegner wurde vernichtet, einzig die Cielcin sind noch eine Bedrohung für das Imperium. Ruocchio mischt in seinem Zukunftsentwurf den technologischen Fortschritt mit dem römischen Reich: Dekadenz, Brutalität und extreme Gegensätze zwischen dem Adel und dem normalen Volk.
Die Geschichte ist wirklich spannend und der Weltenentwurf kaum zu fassen in all seinen Details, aber es gibt ein Problem: Ruocchio übertreibt es einfach mit seinen Ausschweifungen. Das steht dem Lesevergnügen dann leider oftmals im Wege und wirkt sehr spaßbremsend.
PS: in meiner nächsten Kolumne greife ich das Thema Winterschlaf noch einmal auf, denn da stelle ich u.a. das neue Werk von Jasper Fforde „Eiswelt“ vor.