Resident Evil Zero HD lässt den Gamecube – Titel in neuer Pracht erstrahlen. Doch wie schlägt sich Capcoms Prequel fast 14 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung?
Ein ganz normaler Arbeitstag
Als Neuling auf der Arbeit hat man es wahrlich nicht einfach. Der Chef ist ein gemeiner Hund, die Kollegen belächeln einen und dann stürzt der Helikopter der Spezialeinheit STARS auch noch wegen eines Motorschadens mitten im Wald ab. Ärgerlich. Rebecca Chambers, ihres Zeichens 18 Jahre jung und dank eines Studiums als Genie in die Einheit der Polizei aufgenommen, hat es nicht einfach. Eigentlich sollte Ihr Team, genannt Bravo, einige seltsame Mordfälle aufklären, die die idyllische Kleinstadt Raccoon City seit Wochen plagen. Nun steckt das Team nicht nur mitten im Nirgendwo fest, zu allem Überfluss hat es dem Anschein nach auch einen Verkehrsunfall gegeben. Ein Militärtransporter mitsamt des toten Personals liegt nicht unweit der Absturzstelle im Graben. Als Hauptverdächtiger wird schnell der 26-jährige ehemalige Leutenant Billy Cohen identifiziert, der mit diesem Transporter auf wem Weg zu seiner Hinrichtung war. Das Team hat also ein klares Ziel: Cohen suchen und festnageln.
Die Fahrscheine bitte
In der Rolle von Rebecca erkunden wir einen im Wald stehen gebliebenen Zug der Umbrella Corporation. In klassischer Resident Evil-Manier durchstreifen wir die Abteile und suchen nach nützlichen Gegenständen wie Schlüsseln, Munition oder auch Heilmitteln. Die Areale sind mitunter sehr verzweigt und nur die richtigen Gegenstände am richtigen Ort bringen uns weiter. Natürlich hat sich auch Billy im Zug versteckt. Denn sowohl der Wald als auch der Zug sind alles andere als verlassen. Haufenweise Zombies, mutierte Hunde und sonstiges infiziertes Getier treibt hier sein Unwesen. So formen unsere beiden unfreiwilligen Helden eine Allianz, um gemeinsam zu überleben. Wir steuern jeweils eine Figur, der anderen können wir Befehle erteilen, sie an Ort und Stelle stehen oder angreifen lassen und so manches mehr. Rebecca ist körperlich zwar nicht so fit wie Billy, kann dafür aber Kräuter mischen und effektive Heilmittel herstellen. Billy ist dagegen sehr Kampfstark, kann mehr Treffer aushalten und auch schwere Objekte verschieben. Teamwork zwischen den beiden ist daher essenziell, und natürlich müssen wir nebenbei dafür sorgen, dass beide Protagonisten überleben. Grafisch ist das aufgefrischte Gamecube-Original natürlich keine Bombe, hält sich für sein Alter aber sehr gut und weiß auch heute noch zu begeistern. Auch in Sachen Sound lässt sich hier nichts bemängeln, schlurfende Zombies, quietschende Türen und kreischende Monster klingen alle so,wie sie sollten. Dazu kommt natürlich noch die größtenteils saubere Sprachausgabe.
Nächster Halt: Alptraumland
Wo der Zug noch als eine Art Tutorial diente, eröffnet Resident Evil Zero HD erst nach einer kleinen Fahrt mit anschließendem Unfall seine Tore. Wir besuchen eine Ausbildungsstätte, eine Kirche, ein Labor und noch viele weitere Orte. Mähen wir nicht gerade ein paar Monster um, so gilt es, die zahlreichen Rätsel zu lösen, die im Spiel auf uns warten. Manche Items müssen kombiniert werden, dann sollen wir eine Zahlenkombination für ein entsprechendes Schloss herausfinden oder auch mal einen entscheidenden Schachzug ausführen. Jeder unserer Helden kann maximal 6 Gegenstände bei sich führen, wobei große Waffen wie eine Schrotflinte oder der Granatwerfer gleich 2 Inventarplätze belegen. Inventarmanagement ist also oberste Priorität. Zum Glück (oder Pech, je nachdem) können wir Gegenstände jederzeit ablegen – maximal 8 pro Raum. Gegenstandskisten gibt es keine mehr. So praktisch das im ersten Moment auch klingen mag, wenn wir später einen Haufen an Zeug gesammelt haben, ist das mit der Übersicht so eine Sache. Wenn wir zudem an bestimmten Punkten des Spiels ein Areal komplett hinter uns lassen, mutiert Resident Evil Zero HD zu einem kleinen Umzugssimulator. Häufiges hin- und herrennen ist hier an der Tagesordnung, um alle nützlichen Items in das neue Areal zu schleppen. Etwas nervig, aber verschmerzbar. Natürlich kommt ein Resident Evil auch nicht ohne Bossgegner daher. Ein riesiger Skorpion oder eine Fledermaus sind da nur ein kleiner Vorgeschmack. Wenn wir also schon nicht unsere Munition sparen, um uns gegen die normalen Monster zur Wehr zu setzen, dann doch auf jeden Fall für diese Kameraden. Wer hier nicht ausreichend Blei zur Verfügung hat, sieht schnell seinen Bildschirmtod und hängt vielleicht sogar komplett fest. Ein paar mehr Spielstände anlegen ist also Pflicht. Gespeichert wird Resident Evil-klassisch mit Farbbändern an einer Schreibmaschine. Wann und wo der Spieler speichert, sollte also wohl überlegt sein. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden sind diese nämlich rar gesät.
Mehr Content für alle
Haben wir unser Abenteuer nach gut 6-9 Stunden beendet, können wir eine Menge Bonusfeatures erspielen. Für die ganz schnellen winkt ein Raketenwerfer, zudem schaltet das Durchspielen den Leech Hunter- und den Wesker-Modus frei. In ersterem Sind Rebecca und Billy unterwegs, um für jeden jeweils 50 Figuren in einem Areal zu finden – 10 passen in einen Inventarslot, je weiter man also kommt, desto schwieriger wird es, sich nebenbei noch mit ausreichend Munition oder Heilung auszustatten, da hier natürlich auch ein Haufen Gegner ihr Unwesen treiben. Je mehr der insgesamt 100 Figuren wir sammeln und je mehr Monster wir töten, desto bessere Belohnungen gibt es. Im Wesker-Modus wird Billy durch den mutierten Albert Wesker ersetzt. Zwar bekommen wir hier keine neue Story vorgesetzt, als Wesker zu spielen macht aber einen Heidenspaß. Er kann sich extrem schnell fortbewegen und hat zudem einen Laser-Angriff, der die Monster förmlich zerfetzt. Auf jeden Fall eine spaßige Angelegenheit und zusätzlicher Wiederspielwert für Resident Evil Zero HD.
Resident Evil Zero HD – Für Veteranen und Neulinge
Resident Evil Zero HD bietet eine Menge Spaß und ordentlichen Grusel. Egal, ob ihr nun ein wiederkehrender Spieler seid, der sich noch einmal in die Welt von Raccoon City stürzen will oder jemand, der sich für die Ursprünge der Resident Evil-Reihe interessiert. Dank der modernen Steuerung wird es fortan kein Graus mehr sein, sich durch das Spiel zu bewegen. Veteranen haben natürlich trotzdem noch die Wahl der „Panzersteuerung“ – hier bleiben also keine Wünsche offen.
Stefan Scholz
Bildquelle(n): Capcom