Heute stellen wir euch mit Code Geass einen ganz besonderen Klassiker vor. Beschreiben könnte man dieses Werk wohl am ehesten als Mischung aus Gundam und Death Note – und auch wenn ihr euch durch diese Beschreibung ein relativ gutes Bild machen könnt, wird sie Code Geass nicht im Geringsten gerecht. Was die Geschichte rund um den jungen Lelouche und seine Gabe so besonders macht, erfahrt ihr in unserem Review.
Eine tödliche Macht
Wir befinden uns in der Zukunft. Das britannische Reich hat zu seiner alten Stärke zurück gefunden und unter der Führung der Familie Britannia langsam aber sicher große Teile der Welt unterworfen. Auch Japan ist im Zuge des Krieges komplett von England eingenommen worden und steht nun unter britischer Besatzung.
Mit Unterdrückung, Brutalität und Waffengewalt wird der Alltag der inzwischen nationslosen Japaner bestimmt. Rebellen werden eingesperrt oder hingerichtet und für die japanischen Bürger gibt es kaum noch Hoffnung auf ein geordnetes Leben. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als Protagonist Lelouche die geheimnisvolle C.C. kennenlernt, welche ihm die Kräfte eines Geass verleiht. Nun kann Lelouche durch reinen Augenkontakt die Gedanken anderer kontrollieren.
Lelouche will seine neue Macht nutzen um eine gerechte Welt zu erschaffen, die Japaner zu befreien und das britannische Reich zurückzudrängen, doch gleichzeitig beherrschen Rachegelüste seine Gedanken, da seine Mutter durch einen vom Königshaus ausgeübten Anschlag ums Leben kam. Lelouche gründet eine japanische Rebellenfraktion namens „Die schwarzen Ritter“ und erklärt Britannien den Krieg. Doch kann er die Verantwortung für seine übermenschliche Macht tragen oder wird er selbst zum größten Übel, das die Welt je gesehen hat?
Ehre, Romantik und Philosophie
Code Geass nutzt sein Zukunftssetting auf äußerst intelligente Art und Weise: Zwar gibt es die üblichen Sci-Fi Klischees wie z. B. riesige Kampfroboter (Mechas), vor allem zeigt der Anime jedoch auf, wie uns eine zunehmende Technologisierung auch zunehmend schlimmere und brutalere Kriege bescherrt. Wenn ein einzelner auf Knopfdruck eine ganze Stadt auslöschen kann, hat man unweigerlich Bilder von Hiroshima im Kopf, die das eigentlich animierte Geschehen beängsteigend fühlbar und real machen. Auch Ehre spielt eine große Rolle. Das von Monarchie geprägte Britannien auf der einen Seite, die japanischen Rebellen, die ihre Nationalität zurückwollen auf der anderen Seite. Betriebsblinde, loyale Soldaten, die bereit sind ihr Leben zu geben. Code Geass zeigt die Schattenseiten der Politik und der daraus resultierenden Kriegsführung deutlich auf – Gleichzeitig romantisiert es den Krieg aber nicht, was wir sehr gut fanden. Stattdessen nimmt sich der 25 Episoden-Anime Zeit für Zwischenmenschliches und sogar zwischen verfeindeten Fraktionen entstehen Freundschaften und sogar Liebesbeziehungen. Generell hängen viele Figuren aus eigentlich verfeindeten Lagern unzertrennlich zusammen, was den Krieg, der in Code Geass geführt wird, unglaublich persönlich und kompliziert macht. Oftmals entsteht eine philosophische Debatte darüber welche Pflichten ein Mensch im Krieg. Egal ob Figuren im Monolog über ihr Handeln nachdenken oder von anderen konfrontiert werden, Code Geass will zu keiner Sekunde, dass das Töten anderer Menschen – egal ob auf britannischer oder japanischer Seite – richtig oder vertretbar ist.
Code Geass – Episches Drama trifft auf Komödie
Um dieses bedrückende, größtenteils schwer zu verdauende Setting erträglicher zu machen, gibt es jede zweite bis dritte Folge eine Episode, die man unter dem Genre Highschool-Comedy einordnen kann. Hier rücken Krieg, Tod und Verrat in den Hintergrund, um das japanische Schulleben Lelouches und seiner Freunde (Die natürlich nichts von seiner Identät als Zero, dem Anführer der schwarzen Ritter wissen) zu beleuchten. Fast schon unverschämt unbeschwert wird hier gezeigt, wie die Welt sich trotz allem was gerade passiert, weiterdreht und wie es ganz „normal“ ist eine Schulveranstaltung zu organisieren oder sich mit den typischen Beziehungsproblemen Jugendlicher herumzuschlagen. Überraschend war für uns vor allem, wie gut diese Episoden trotz allem noch geschrieben sind und wie herzhaft wir stellenweise lachen konnten. Obwohl die Episoden den Schein wahren nichts anderes als Begleitwerk einer eigentlich epischen Kriegserzählung zu sein, bergen sie für Fans von Highschool-Comedy unglaubliches Potential und stellen so manche andere Serie des Genres problemlos in den Schatten. Gleichzeitig bergen gerade diese Episoden jedoch einen besonders dunklen Unterton. Ist es doch fast schon purer Zynismus wie sorgenlos und luxuriös sich das Leben der in Japan lebenden Britannier im Vergleich zu den unterdrückten Japanern abspielt.
Kinoreifer Deutschland-Release
Ursprünglich bereits 2009 auf DVD veröffentlicht, existieren inzwischen beide Staffeln auch auf Blu-Ray in Deutschland. Beachtenswert ist hier vor allem die nahezu perfekte deutsche Synchronisation, welche durch die VSI Synchron in Berlin umgesetzt wurde. Wir sagen so etwas selten und ihr werdet uns beim Lesen dieser Zeilen sicherlich nicht glauben, aber Nico Sablik (den aufmerksame Ohren sofort als deutsche Stimme Daniel Radcliffes erkennen) übertrifft mit seiner Performance als Lelouche sogar das japanische Original Jun Fukuyama mit spielerischer Leichtigkeit. Lelouches bester Freund Suzaku wird eindrucksvoll von Konrad Bösherz gesprochen, einem RTL2 Anime Urgestein, der inzwischen auch als Stammsprecher von Jesse Eisenberg die großen Leinwände erobert. Der restliche Cast reiht sich qualitativ nahtlos ein: Auch Julia Ziffer spricht Kallen einfach fantastisch. Würde doch nur jeder Anime mit einer solchen Qualität vertont werden… Aber man wird ja noch träumen dürfen.
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Code Geass erscheint in einem sehr schicken und hochwertigen Digipak und enthält (Für Kazé recht ungewöhnlich) alle 25 Episoden auf einen Schlag. Daher muss man auch den verhältnismäßig fairen Preis von ca. 90 Euro lobend erwähnen. Technisch ist die Blu-Ray auf der Höhe der Zeit, was uns vermuten lässt, dass die Serie 2006 bereits in HD produziert wurde und es sich nicht um einen nachträglichen Remaster handelt. Dieses Jahr feiert Code Geass seinen 10. Geburtstag und zählt in unseren Augen zu den größten Klassikern der „nach 2000“-Ära. Wer Code Geass bis jetzt noch nicht gesehen hat, sollte dies dringend nachholen, denn der wohl beste Hauptcharakter seit Light Yagami (Death Note) erwartet euch.
Kevin Kunze
Bildquelle(n): Sunrise/Project Geass, MBS Character Design / 2006 CLAMP
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