Ich möchte dieses Review mit einer Frage an den Leser beginnen: Was findet ihr besser, Titten oder Ärsche? Wer jetzt das Bedürfnis hat den Rest des Textes zu überspringen, um mich direkt im Kommentarbereich einen niveaulosen Troglodyten zu nennen, kann das gerne machen, denn er wird an Space Dandy vermutlich ohnehin wenig Spaß haben. Den Rest heiße ich Willkommen an Bord der Aloha Oe!
Sinnlos im Weltraum
Besagtes Schiff ist das Hauptquartier von Dandy, einem Dandy im Weltall (deshalb auch Space Dandy genannt) und seiner Crew. Diese besteht aus dem Roboter QT und einem Katzen-Alien namens Meow. Allesamt hartgesottene Alienjäger, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unregistrierte Aliens zu fangen und gegen ein Kopfgeld den Behörden zu übergeben. Irgendwie muss man sich schließlich die ständigen Aufenthalte im Strip-Restaurant „Boobies“ finanzieren.
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Im Weg stehen dem Trio dabei zum einen Admiral Perry, der in Dandy den „Schlüssel zur Zukunft“ sieht und deshalb alles in seiner Macht stehende tut, um diesen gefangen zu nehmen – zum anderen die eigene Inkompetenz. Dandy mag zwar den coolen Helden markieren, ist aber eigentlich ein recht einfältiger Loser, der nur Titten im Kopf hat. QT ein Auslaufmodell, das hauptsächlich noch zum Staubsaugen taugt. Und zu guter Letzt Meow, ein Hardcore-Otaku, der, von der eifrigen Müllproduktion abgesehen, als Crewmitglied eigentlich keinerlei Funktion erfüllt.
Die tägliche Apokalypse
Das alles klingt jetzt nach einem soliden Aufbau für eine etwas zotige Comedy-Serie, die man sich einmal ansieht und in zwei Wochen wieder vergessen hat. Und bei einem weniger talentierten Team wäre vermutlich auch nichts Anderes dabei herausgekommen. Hinter Space Dandy steckt allerdings kein anderer als Cowboy Bebop Regisseur Shinichiro Watanabe und dieser schafft es dann doch, Space Dandy zu einem Erlebnis zu machen. Was erleben wir also in der ersten Staffel Space Dandy?
Da wäre unter anderem eine intergalaktische Zombieseuche, die sich äußerst negativ auf den Handel mit Lebensversicherungen auswirkt, der bereits Jahrhunderte andauernde Kleinkrieg zweier Alienvölker, ob Hosen oder Westen das bessere Kleidungsstück sind, ein Nudelsuppenladen am Ende des Universums und natürlich die Liebe eines Roboters zu einem Kaffeeautomaten. Pünktlich zum drohenden Aufstand der Maschinen, um nur ein paar Themen zu nennen.
Jede Episode steht dabei mehr oder weniger für sich und endet häufig mit der drohenden Apokalypse, immer aber mit dem Teasern einer Fortsetzung, die der Zuschauer nie zu Gesicht bekommt. Auch wenn der Aufbau der einzelnen Episoden oft gleich ist: Dandy und Crew jagen ein Alien und werden dabei in andere Geschehnisse verwickelt, während Perry im Hintergrund wiederum daran scheitert Dandy zu jagen. Durch die abwechslungsreichen Szenarien, verrückten Ideen und vor allem die Konsequenz, mit der diese zu Ende gedacht werden, kommt selten Langeweile auf. Man hat die drei idiotischen Protagonisten schnell ins Herz geschlossen.
In Sachen Optik und Soundtrack weiß die Serie ebenfalls zu gefallen. Bones liefert nicht nur die gewohnt gute Animationsqualität, sondern hat sich für die ein oder andere Episode auch interessante stilistische Schmankerl einfallen lassen und die Musik der Space Dandy Band ist eingängig und trifft immer die richtigen Emotionen.
Fazit: Space Dandy
Humor, Action und emotionale Elemente fürs Herz – die Zutaten, die schon Cowboy Bebop groß machten funktionieren auch in Space Dandy, wenn auch in anderem Rahmen. Besser als mit Watanabes anderer Weltraumserie lässt sich Space Dandy mit den Werken von Masaaki Yuasa wie z.B. Mind Game oder Tatami Galaxy vergleichen. Absurde Charaktere, die sich in vordergründig erstmal ebenso absurden Plots verwickeln, welche bei genauerer Betrachtung aber immer einen interessanten Kern haben und teilweise sogar zum Nachdenken anregen.
Die deutsche Synchronisation ist hochwertig, wartet aber mit einigen Ideen auf, die sicher nicht jedem gefallen werden: Aliens, mit denen Dandy nur dank eines Übersetzungsgeräts sprechen kann, werden z.B. durchweg in verschiedenen Dialekten synchronisiert. In anderen Serien hätten mich solche Experimente sicher gestört. Bei Space Dandy passt es sich aber ganz gut ins Gesamtbild ein, wenn plötzlich ein Außerirdischer Plattdeutsch spricht. Mit gerade einmal drei Episoden pro Disk zeigt sich KAZE allerdings den Umfang betreffend eher knauserig, was Space Dandy zu einem relativ teuren Release macht.
Fans von Cowboy Bebop, die eine Art inoffiziellen Nachfolger erwartet haben, wird Space Dandy vermutlich eher enttäuschen und Mancher mag sich an dem ein oder anderen Witz stören, der dann doch zu flach geworden ist, den Fanservice kritisieren oder sich an Dandys selbstsüchtigem Charakter stoßen. Ich jedenfalls hatte direkt Lust, mich in die zweite Staffel zu stürzen. In diesem Sinne: Viva Namida!
Benjamin Wilhelm
Bildquelle(n): BONES/Project SPACE DANDY