Die Japaner haben es nicht leicht. Seit den 60er Jahren darf ihre Pornografie nämlich nur noch in zensierter Form vertrieben werden. Doch was wäre, wenn dieses absurde Verbot noch extremer würde? Die Antwort darauf finden wir in Shimoneta – A Boring World Where the Concept of ‚Dirty Jokes‘ Doesn’t Exist.
Wenn selbst Witze zu weit gehen
Japan in der nahen Zukunft: Um sittenwidrige Handlungen komplett einzudämmen, herrschen neue Gesetze. Diese stellen bereits den Besitz pornografischer Medien, aber auch die Nutzung anzüglicher Witze unter Strafe. Der freie und unbeschwerte Umgang mit Sexualität wurde den Japanern somit vollends von der Regierung verboten. Für unseren Protagonisten Tanukichi sind die Folgen dieser Gesetze besonders verheerend. Denn obwohl er selbst nach dem Vorbild der neuen Gesetze leben möchte, gilt er als potentiell gefährlich und ist aufgrund der Verhaftung seines Vaters bereits vorbestraft.
Tanukichis Leben wird jedoch wortwörtlich auf den Kopf gestellt, als er auf eine maskierte Rebellin trifft – und mit maskiert meinen wir, dass sie einen Slip über dem Gesicht trägt. Diese möchte nämlich mit erotischen Bildern und dem Herausschreien anrüchiger Schimpfwörter eine Sex-Revolution unter den Bürgern Japans auslösen. Ihre edlen Motive werden von Tanukichi zu Beginn aber nicht erkannt. Erst als er herausfindet, dass es sich bei der Rebellin – oder wie der Staat sie nennt: „Terroristin“ – um seine Mitschülerin Ayame handelt, landet Tanukichi mehr oder weniger gezwungenermaßen im Herzen des wohl schmutzigsten Staatsstreichs aller Zeiten.
Die Sex-Revolution
Von da an ein Teil von Ayames Organisation SOX, versucht Tanukichi mit zunehmend eigener Überzeugung, die Unterdrückung der Sexualität Japans rückgängig zu machen. Dies beginnt mit simplen Schulstreichen und endet schließlich mit handfesten Auseinandersetzungen zwischen der immer größer werdenden SOX und der Regierung. Die wohl seltsamste Gegenspielerin Tanukichis ist dabei seine Mitschülerin Anna Nishikinomiya. Diese ist die Tochter zweier Politiker, welche maßgeblich an der Durchsetzung des Gesetzes beteiligt waren. Sie ist ein Paradebeispiel dafür, was eine solch permanente Unterdrückung mit der Gesellschaft und dem Menschen selbst anstellt. Denn kaum hat sie sich in Tanukichi verliebt, kann sie erotische und romantische Gefühle nicht mehr auseinanderhalten. Dies endet natürlich in äußerst absurden Zwischenfällen. So ist es für sie beispielsweise nichts Weiter als ein Liebesbeweis, für Tanukichi Kekse zu backen, deren besondere Geschmacksaromen aus ihrem „Liebesnektar“ resultieren. Doch seht selbst:
Mehr als „nur“ Ecchi
Shimoneta ist trotz Szenen wie dieser aber kaum bis gar nicht als klassischer Ecchi einzuordnen. Zwar schlagen die Momente mit Ayame immer wieder über die Strenge, grundsätzlich stehen tatsächlich erotische Szenen in Shimoneta aber im Hintergrund. Vielmehr zeigt der Anime auf eine schräge und höchst komödiantische Art auf, wie ungesund die japanische Regierung mit dem Thema Sex und Pornografie umgeht. Und natürlich welch grundsätzliche Gefahren hinter Zensur und Bevormundung durch den Staat lauern. Dabei traut sich Shimoneta aber leider nie wirklich tiefsinnig zu werden, sondern kratzt mit seinem derben Humor stets nur an der Oberfläche der Problematik. Unserer Meinung nach hätte man hier durchaus noch kritischer sein dürfen. Dem Unterhaltungswert von Shimoneta schadet dies jedoch nicht.
Denn die Gags sitzen und somit bleibt während der 13 Episoden selten ein Auge trocken. Kazé war außerdem wie immer sehr bemüht, eine gute Synchronisation abzuliefern. Vor allem die Entscheidung, Tanukichi mit niemand Geringerem als Jan Sebastian Panczak zu besetzen, war großartig. Der Sohn des deutschen Luke Skywalkers Hans-Georg Panczak brillierte bereits als deutsche Stimme von Hentai Kamen. Weil sich jedoch ein großer Teil in Shimoneta um obszöne Witze dreht, wird viel mit der japanischen Sprache gespielt. Das will übersetzt aber einfach nicht so recht funktionieren. Darüber hinaus wird man der manischen Lache Ayames, die sich dem Zuschauer in der japanischen Fassung regelrecht einbrennt, nicht gerecht. Dementsprechend springt der Funken der deutschen Synchronfassung – aller Bemühungen Kazés zum Trotz – nie wirklich über.
Shimoneta – Unser Fazit
Shimoneta wartet mit einer breiten Palette skurriler Charaktere auf, mit stumpfem und im Kontext doch intelligentem Humor. Hinzu kommt eine wie immer tolle visuelle Umsetzung des Studio J.C. Staff. All das macht diesen Anime zu einem absoluten Geheimtipp in der breiten Flut an Ecchi-Anime, die sonst tagtäglich erscheinen. Die kleine Brise Erotik kommt insgesamt zwar nicht zu kurz, steht jedoch längst nicht so omnipräsent im Vordergrund, wie dies normalerweise der Fall ist. Ein provokanter, anzüglicher Anime, der unterhält und zum Lachen bringt. Gleichzeitig bringt er aber auch einen kleinen Stein ins Rollen, der uns wieder einmal daran erinnert, dass nicht alles im Land der aufgehenden Sonne so supertoll ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Auf der hauseigenen Anime-Plattform „Anime on Demand“ bietet Kazé den Anime übrigens auch digital an. Darüber hinaus kann man sich die erste Episode kostenlos und legal bereits auf dem YouTube-Channel der Website ansehen:
Kevin Kunze
Bildquelle(n): J.C. Staff