Space Dandy ist zurück, baby! Nachdem der notgeile Alienjäger aus der Feder von Cowboy Bebop-Macher Shinichiro Watanabe bereits Zombie-Epidemien, den Befall seines Raumschiffs mit Alien-Flöhen und die ein oder andere Apokalypse überstanden hat, wird er diesmal unter anderem mit dem eigenen Tod konfrontiert. Wird Staffel zwei dem bisherigen Wahnsinn gerecht? Unser Review verrät es euch.
Ein Dandy kommt selten allein
Der Humor bleibt jedenfalls gewohnt bizarr. Gleich in der ersten Episode öffnet Dandy beim Auszupfen eines Haars versehentlich ein Dimensionstor und prompt wird die Aloha-Oe zum Treffpunkt aller Parallelwelt-Dandys. Der galaktische Dandy-Treff zieht leider das Zeit-Raum-Kontinuum in Mitleidenschaft, was unter anderem dazu führt, dass in Dandys Stamm-Striplokal „Boobies“ nur noch Männer arbeiten. Es gilt also dringend die überflüssigen Dandys wieder loszuwerden, damit wieder Normalität einkehrt. Doch wie wir inzwischen wissen: In der nächsten Episode wird hiervon ohnehin keine Rede mehr sein.
Weiterhin verzichtet Space Dandy nämlich auf eine durchgehende Handlung und präsentiert stattdessen Folge um Folge abgeschlossene Stories. Bis auf wenige Ausnahmen beziehen sich diese kaum bis gar nicht aufeinander. Als verbindenden Punkt haben wir also nur das Setting sowie Dandy, seine Crew und deren Freunde und Widersacher. Dennoch schafft es Space Dandy auch in Staffel zwei trotz dieser Erzählstruktur nie in Belanglosigkeit zu versinken. Dies gelingt, indem die Serie den absurden Humor immer wieder mit einer Prise Melancholie versetzt.
Einmal quer durch die Genres
Im Vergleich zu Staffel eins wird dieses Stilmittel allerdings ausgiebiger genutzt und steht in manchen Folgen sogar im Mittelpunkt. In einer Episode landet Dandy beispielsweise nach einem Unfall auf dem Planeten Limbo, der allem Anschein nach von Toten bewohnt wird. Was folgt, ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Freude, Leben und Tod. Man mag kaum glauben, dass es in dieser Serie eben noch um Ärsche und Titten ging. Und als wäre all das nicht genug, gelingt der Serie auch ein Ausflug in die Romantik.
Dandy muss nämlich den Lover für seine Vorgesetzte Scarlet spielen, um deren eifersüchtigen Exfreund, den markigen Mecha-Piloten Dolph, eins auszuwischen. Was wiederum als Comedy beginnt, endet als nette Love-Story, welcher es mühelos gelingt, Makoto Shinkais „5 Centimeters per Second“ zu zitieren, ohne dabei lächerlich zu wirken. Mit der finalen Episode schafft es Watanabe schließlich sogar, trotz fehlendem roten Faden, ein Serienfinale zu inszenieren, welches nicht nur perfekt zur Serie passt, sondern den Zuschauer auch mit einem befriedigenden Gefühl zurücklässt. Hier zeigt sich eben, dass echte Meister am Werk waren. Meister mit beizeiten etwas flachem Humor, aber eben doch Meister.
Für Dandys ganz wichtig: Der richtige Look!
Für optischen Genuss sorgen wieder die ausgezeichneten Animationen von Studio Bones sowie der Einsatz zahlreicher Gastanimatoren. Watanabe überlässt für eine Episode beispielsweise niemand geringerem als Masaaki Yuasa das Ruder, welcher Dandy in seinen gewohnt groben, aber einzigartigen Stil animiert und eine der abgedrehtesten Folgen der ganzen Staffel abliefert. Aber auch die anderen Gäste wissen zu überzeugen und sorgen für eine abwechslungsreiche Gestaltung. Als Nebeneffekt kommt fast schon ein bisschen Enttäuschung auf, wenn man nach einer optisch interessanten Episode bei einer der konventionelleren landet.
An dem deutschen Release von Kazé ist, wie schon bei Staffel eins, wenig auszusetzen. Die Synchro bleibt hochwertig und trifft die Charaktere, mit dem ein oder anderen obligatorischen Fehlgriff, ziemlich gut. Besonders aufgefallen sind mir dabei Tobias Brecklinghaus, der sich als Dandy nicht vor dem Original zu verstecken braucht sowie Bernd Kuschmann als Dr. Gel. Zwar ist das Bonusmaterial eher dünn, dafür können sich Bild und Ton sehen lassen und die BDs kommen mit netten, farbigen Booklets daher, welche Zusatzinfos und Interviews enthalten.
Fazit: Space Dandy
Was kann man abschließend über Space Dandy sagen? Die Serie ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Durch das komplette Fehlen eines durchgehenden Handlungsstrangs fühlt sich Space Dandy für manche vermutlich an wie eine Ansammlung von Füllepisoden. Hinzu kommt, dass man durch die thematischen Wechsel nie weiß, was einen in der nächsten Episode erwartet. Wer sich hieran schon bei Staffel eins störte, braucht es gar nicht weiter zu versuchen.
Wer sich auf das Konzept einlässt, erhält mit Space Dandy aber auch in Staffel zwei eine Wundertüte abgedrehter Ideen. Von diesen zündet vielleicht nicht jede. Sie sorgen aber für eine Menge Abwechslung. Tat ich mich anfangs mit manchem Charakter noch schwer und ging mir Dandys Selbstsucht beizeiten etwas auf den Geist, ist mir inzwischen der komplette Cast ans Herz gewachsen.
Die wilde Mischung aus Flachwitzen im Wechselspiel mit tiefsinnigeren Themen hat mir gut gefallen und war genau das richtige, wenn man mit einem Feierabendbier vor dem Fernseher entspannen will, ohne den Geist komplett auszuschalten. Ich wäre jedenfalls nicht unglücklich, wenn wir in Zukunft noch einmal von Dandy, Meow und QT zu hören bekommen. Bis dahin bleiben uns die Tränen, möge Dandy über uns wachen!
Bildquelle/n: BONES/Project SPACE DANDY