Die Saga-Reihe erfreut sich enormer Beliebtheit und auch ich bin seit den ersten beiden Bänden gefesselt und großer Fan dieses Ausnahme-Comics. Nun habe ich mir die nächsten beiden Bände besorgt und bin begeisterter denn je.
Saga (Band 3)
Am Ende des zweiten Bandes befanden wir uns in einem Leuchtturm – bei dem Autor D. Oswald Heist. Dieser steht unter brutalem Verhör des Roboter-Prinzen. So weit, so bekannt. Doch Band 3 setzt früher an – und zwar einige Wochen früher: bei der Ankunft unserer Familie an diesem abgelegenen Ort.
Nach der anstrengenden Flucht und der turbulenten Reise finden Marko, Alana und Hazel zum ersten Mal Ruhe. Der Schund-Autor kümmert sich nach anfänglicher Skepsis recht herzlich um unsere kleine Familie. Zusammen mit der Großmutter wirft er ein paar interessante Punkte in den Raum. Wie soll es weitergehen? Wie können die Versorgung und der Schutz von Hazel gesichert werden? Ist ein normales Leben überhaupt möglich, wenn man ständig auf der Flucht ist?
Familienplanung mit Hindernissen
Das Beantworten dieser Fragen wird, wie wir wissen, vom Roboter-Prinz unterbrochen. Dieser ist aber nicht der Einzige, der überraschend vor der Tür steht. Denn es gibt ja noch andere Verfolger.
Unser anderer Handlungsstrang entwickelt sich ähnlich brenzlich. Der Wille und seine Begleiter sind auf einem Planeten gestrandet und müssen auf den intergalaktischen ADAC-Dienst warten. Zweifel an seiner Berufung keimen im Willen auf, nachdem dieser seine Geliebte verloren hat. Macht sein Beruf überhaupt noch Sinn, wenn er dadurch nur Verlust erleidet? Als wäre das nicht schon kompliziert genug, treten bei ihm und seinem Begleiter Halluzinationen auf. Gefährliche Halluzinationen von verstorbenen Geliebten und nackten Einhorn-Frauen (kein Scherz).
Saga (Band 4)
Nach den Ereignissen im dritten Band erleben wir einen kleinen Zeitsprung. Hazel ist inzwischen im lauffähigen alter und hält die Familien auf Trab. Alana, Marko und Hazel haben inzwischen Zuflucht auf einen neuen Planeten gefunden und versuchen, sich ein einigermaßen normales Leben aufzubauen. Während Alana sich als Schauspielerin versucht, sorgt Marko für das Wohl der Familie und ist Hausmann. Mehr denn je muss ihre wahre Identität verborgen bleiben, was es schwer macht, anderen zu vertrauen. Vor allem auf Marko übt das einen starken Druck aus, was die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau nicht gut tut. Noch dazu kommt eine unvorhergesehene Drogensucht, eine sich anbahnende Affäre und ein menstruierendes Riesenwalross im Wohnzimmer (wieder kein Scherz) hinzu.
Der zweite Handlungsstrang befasst sich wie immer mit den Verfolgern unserer Familie. Während der Wille immer noch im Koma liegt, befasst sich seine Schwester mit der Verfolgung von Gwen und Sophie. Seiner Schwester nach sind diese für seinen Zustand verantwortlich.
Actionreich, schlagfertig, grotesk
In einer ganz anderen Situation befindet sich Prinz Robot. Dieser versteckt sich seit Monaten in einem Bordell, da er über seinen Misserfolg nicht hinweg kommt. So verpasst er sogar die Geburt seines eigenen Sohnes. Nur ein tragisches Ereignis kann ihn aus diesem Loch des Selbstmitleids reißen. Ein Ereignis, das für alle Charaktere noch Folgen hat. Kein Saga-Band ohne riesen Cliffhanger.
Also wie finde ich denn nun diese beiden Saga-Bände? Ich bin begeistert! Noch nie habe ich mit einer Comicserie so mitgefiebert, wie bei der von Marko und Alana. Die Handlung wird konsequent fortgeführt und erzählt den Werdegang der Charaktere nachvollziehbar weiter. Dabei verlieren sie in keinem Moment ihre Glaubwürdigkeit. Wir werden Zeuge einer Charakterentwicklung, die man so sehr selten im Comicbereich sieht. Aus Marko dem Krieger wird ein liebender Vater und aus Alana der Soldatin, eine fürsorgliche Mutter. Dieser Prozess passiert nicht abrupt, sondern Stück für Stück und ist vom Leser daher sehr gut nachvollziehbar.
Mehr denn je zeigt Saga, dass es eine wunderbare Mischung aus Space Opera und Fantasy/Science-Fiction-Epos ist. Zu jedem Zeitpunkt hält diese Geschichte seine Leser bei Laune. Der Zeichenstil ist stets passend: mit seiner farbenfrohen Art bildet er eine schöne Konvergenz zu den schrägen Charakteren. Schon wegen diesen sollte man einen Blick in Saga werfen. Wo sonst sieht man eine nackte Einhorn Frau, ein riesiges Walross als Haustier und einen Roboter mit einem Fernseher als Kopf in einem Comic. Richtig: Nirgendwo. Hut ab für so viel absurde Kreativität.
Was man natürlich noch erwähnen muss, sind die Dialoge. Immer authentisch, oft unglaublich witzig und pointiert. Nicht selten haben mich Dialoge wirklich zum Lachen gebracht. An den richtigen Stellen kann Saga aber auch ernst und emotional sein. Zum Beispiel bei einem Ehestreit zwischen Marko und Alana. Alles in allem ist Saga jetzt schon ein Meisterwerk für mich. Ich bin gespannt, wie sich die Charaktere weiterentwickeln und was die Geschichte noch alles zu bieten hat. Diese Comicreihe sollte jeder gelesen haben.
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Ein Review von Stefan Ernst
Bildquelle(n): Cross Cult c/o Amigo Grafik GbR