Die DDR gibt es zwar seit 25 Jahren nicht mehr, ihre Kultur wirkt irgendwie trotzdem immer noch weiter. Natürlich nicht zur Prime-Time, dafür sind heutzutage andere Formate zuständig, aber wer sucht, der findet, immer wieder, die schrägsten Hinterlassenschaften einer untergegangen Hochkultur. Und deshalb nehmen wir euch nun von Zeit zu Zeit mit, auf eine Zeitreise in die Ostzone!
DVD
Käutzchenkuhle (Icestorm)
Das gleichnamige Buch war Pflichtlektüre im Deutschunterricht der DDR-Schulen und es war eines der wenigen Bücher, welches von den Schülern freiwillig gelesen wurde. Weil es spannend war, weil es irgendwie nach Abenteuer roch und klang. Der Film gehörte nicht zur Pflicht, war aber Standard im Ferienprogramm. Und da DDR-Kinder keine große Auswahl hatten, wurde der Film natürlich gern gesehen. Aus heutigem Blickwinkel kommt der Film natürlich schräg daher, aber das liegt an den modernen Sehgewohnheit. Wem nach einem solidem Nachmittagsabenteuer in schwarzweiß mit Altnazis, putzigen Kindern und der Stasi zu Mute ist, der sollte sich „Käuzchenkuhle“ mal nach Hause einladen.
CD
Aus dem Butzemannhaus (Radio Archiv/Icestorm)
Das „Butzemannhaus“ war der Klassiker der Kinderunterhaltung im Osten und lief jeden Tag (außer Sonntag, wenn ich mich nicht irre) um 9:30 Uhr auf Radio DDR und bot diverse Fortsetzungsgeschichten. „Käpt’n Brise“ und „Der Kleine Pfennig“ waren wohl die bekanntesten. Es ist unglaublich, wie prägend frühe Hörerlebnisse sind! Als ich diese CD in den Player schob und der Titelsong erklang, den ich mit Sicherheit seit 35 Jahren nicht mehr gehört habe, konnte ich sofort mitsingen. Sofort! Die Hörspiele haben natürlich inzwischen ordentlich Patina angesetzt und brauchen schon viel Retro-Good-Will, um richtig zu kicken. Kinder können sich da eher reinversetzen, denen gefällt das.
Was ist denn heut bei Findigs los? (Radio Archiv/Icestorm)
Sechs Mal die Woche (Ostkinder mussten bekanntlich auch Sonnabend in die Schule) lief um 6:55 Uhr im Berliner Rundfunk die Kurzhörspielserie „Was ist denn heut bei Findigs los?“. Sonntags lief das Ganze dann als halbstündliche Komplettfolge. Von 1958 bis 1990. Natürlich wurden die Sprecher im Laufe der Zeit des Öfteren ausgetauscht, wegen Stimmbruch und all den Dingen des Lebens. Da Osttoastbrot ohne Konservierungsstoffe war, erinnere ich mich bei diesem Hörspiel als Erstes daran, wie oft ich um kurz vor Sieben mein Frühstücksbrot in den Mülleimer befördern musste und stattdessen Pumpernickel schmieren musste. Manchmal war das Hörspiel spannend, manchmal lustig, aber immer 100% Ostzone! Also, wer Lust hat, zu hören, wie der Osten klang, der kann hier nix falsch machen. Bier oder Sekt, sollten allerding nicht allzu weit weg stehen, es kann ja schließlich sein, das man plötzlich das dringende Bedürfnis verspürt, Trinken zu müssen…
Mikis Wesensbitter