Oft kristallisiert sich unter den Kinostarts einer Woche ein Top-Favorit heraus, den sich niemand entgehen lassen sollte. In dieser Woche wäre das der amerikanische Horrorthriller „A Quiet Place“.
Doch es startet auch der sehr empfehlenswerte deutsche Gangsterfilm „Spielmacher“, in dem es um die Wettmafia und manipulierte Fußballspiele geht. In einem weiteren deutschen Thriller mit dem Titel „Steig. Nicht. Aus!“ kurvt Wotan Wilke Möhring in der Hauptrolle am Steuer eines Autos durch Berlin. Der Mann und seine Kinder können nicht aussteigen, weil ein Erpresser Bomben unter den Sitzen platziert hat. Was spannend beginnt, wird jedoch bald ziemlich unglaubwürdig in diesem Remake eines spanischen Films.
In der Abteilung Lustiges gibt es zwei Filme und einen weiteren, der nur zur Hälfte hineinpasst. Die amerikanische Komödie „Der Sex-Pakt“ handelt von drei Schulfreundinnen, die am Tag des Abschlussballs ihre Jungfräulichkeit verlieren wollen. Doch dann mischen sich die Eltern ein. „Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes“ ist zwar ein Kinderfilm, aber er sorgt auch bei Erwachsenen für gute Laune.
In „Das etruskische Lächeln“ stattet ein alter Schotte, gespielt von Brian Cox, seinem Sohn in San Francisco einen Besuch ab. Mit seiner raubeinigen Art bringt er den Alltag von Sohn, Schwiegertochter und Baby Jamie durcheinander. Aber da er nicht mehr lange zu leben hat, fährt die Schmunzelkomödie bald einen versöhnlichen Kurs.
Ernst geht es im Drama „3 Tage in Quiberon“ mit Marie Bäumer zu. Sie ist in der Rolle der Schauspielerin Romy Schneider zu sehen, die 1981, ein Jahr vor ihrem Tod, in einem französischen Hotel das gesunde und nüchterne Leben üben will. Trotz ihres labilen Zustands gibt sie einem forsch auftretenden Reporter des „Stern“ ein Interview, das ihr viel abverlangt. Der Film entwickelt eine starke emotionale Spannung und versetzt sich glaubwürdig in die Mentalität seiner Figuren.
Der Filmklassiker „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders erstrahlt in einer restaurierten Fassung in neuem und zum Teil farbigem Glanz. „Layla M.“ erzählt über eine muslimische Jugendliche in Holland, die sich zunehmend radikalisiert. Der Dokumentarfilm „Wildes Herz“ porträtiert den Sänger der Band „Feine Sahne Fischfilet“, Jan „Monchi“ Gorkow, und sein Engagement gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.
A Quiet Place
Regie: John Krasinski, Verleih: Paramount Pictures
Eine fünfköpfige Familie durchstöbert einen aufgelassenen Supermarkt nach Brauchbarem. Die Eltern Lee (John Krasinski) und Evelyn (Emily Blunt) und ihre drei Kinder reden nur in Zeichensprache miteinander und vermeiden jedes Geräusch. Bald nach dem Verlassen des Gebäudes wird sich zeigen, warum. Überall, auch in der Nähe ihrer einsamen Farm, halten sich Monster auf, die auf Geräusche reagieren. Dann stürmen sie herbei und vernichten den Verursacher. Ein Jahr später ist die Familie nur noch vierköpfig, doch Evelyn erwartet wieder ein Kind.
Dem amerikanischen Schauspieler John Krasinski ist ein fulminanter Horrorthriller gelungen, der für atemlose Spannung sorgt. Die verblüffende Idee, die Charaktere zum permanenten Stillsein zu zwingen, ist nicht die einzige originelle Zutat dieses Films, der vor keiner noch so aberwitzigen Zuspitzung zurückschreckt. Dabei verliert die Geschichte dennoch nie ihre Glaubwürdigkeit. Das Ehepaar John Krasinski und Emily Blunt schafft es mühelos, ein Familienleben zu spielen, das für emotionale Erdung sorgt. Auch die Kinderrollen sind überzeugend gespielt.
Spielmacher
Regie: Timon Modersohn, Verleih: Warner Bros.
Ivo (Frederick Lau) hatte einst eine vielversprechende Fußballkarriere vor sich, doch der Traum platzte abrupt. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, versucht er mit Fußballwetten über die Runden zu kommen, schließlich weiß er, welche Spieler und Mannschaften gut sind. Da bietet ihm Dejan (Oliver Masucci) an, in seine illegalen Geschäfte mit Wetten für Kunden in Asien einzusteigen. Ivo soll nun wie Dejan Fußballspieler bestechen, um den Spielverlauf zu manipulieren. Auch Lukas (Mateo Wansing Lorrio), das neue Talent der Jugendmannschaft in Ivos altem Verein, wird von Dejan umgarnt.
In seinem Spielfilmdebüt packt Regisseur Timon Modersohn ein heißes Eisen an, nämlich das teilweise von organisierter Kriminalität infiltrierte Milliardengeschäft mit Fußballwetten. Die Geschichte ist dramaturgisch gekonnt aufgebaut und inszeniert, so dass sich die Zuschauer in den inneren Konflikt der Hauptfigur hineingezogen fühlen. Frederick Lau und Oliver Masucci spielen sehr überzeugend und es baut sich eine beträchtliche Spannung auf.
Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes
Regie: Manuel Flurin Hendry, Verleih: Polyband
Papa Moll (Stefan Kurt) ist im Stress. Denn Mama Moll verabschiedet sich für ein Wellness-Wochenende und die drei Kinder Evi, Fritz und Willy wollen mit ihm in den Zirkus. Doch sein Chef Stuss (Martin Rapold) bürdet ihm auch seine beiden Kinder auf, die Evi, Fritz und Willy immer nur ärgern wollen. Und dann wird Papa Moll auch noch in die Schokoladenfabrik gerufen, weil die Produktion wegen einer defekten Maschine unterbrochen ist. Als Evi einen Zirkushund entführt, ist das Chaos perfekt.
In der Schweiz sind die Papa-Moll-Comics, die im Jahr 1952 ihren Anfang nahmen, seit Generationen sehr beliebt. Auch der Kinofilm, eine Realverfilmung aus der Schweiz, schwelgt in der Welt der 1950er Jahre. Die im Retrostil visualisierte Geschichte durchzieht eine naive, verspielte Fröhlichkeit. Interessante, sehr unterschiedliche Kindercharaktere und viel Slapstick sorgen für Schwung vor dem Hintergrund einer altmodisch biederen Welt, die auf humorvolle Weise eher gefeiert als infrage gestellt wird.
Bianka Piringer
Copyright der Bilder: Paramount Pictures (2), Warner Bros., Polyband Medien